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Scheitern, Glitter abklopfen, von vorn anfangen

"Eine Frau vögelt sich durch ihre Quarterlife-Crisis" - so beschreibt die Regisseurin Desiree Akhavan ihre Dramedy „Appropriate Behavior“ über eine bisexuelle New Yorkerin mit gebrochenem Herzen. Der Film startet am 14. Mai im Kino.

Auf der Suche nach „Unterwäsche einer Frau, die sich ihrer Sexualität bewusst ist und keine Angst vor Veränderung hat“ - Shirin (Desiree Akhavan, Mitte) und Crystal (Halley Feiffer, r.) - Foto: Pro Fun Media

Von Karin Schupp

l-mag.de, 14.5.2015 – Freundin weg, Wohnung weg, Job weg - für Shirin (Desiree Ahkavan) läuft’s gerade gar nicht gut. Angeschlagen, aber nicht ausgeknockt und mit Unterstützung ihrer besten Freundin Crystal (Halley Feiffer) versucht die bisexuelle New Yorkerin, ihrem Leben einen Neustart zu verpassen. Aber mit ihren neuen Mitbewohnern, einem düsteren Hipster-Paar, und dem neuen Job (wie bringt man bloß nörgeligen Fünfjährigen das Filmemachen bei, wenn man selbst keine Ahnung davon hat?) gelingen Shirins nicht einmal erste Trippelschritte aus ihrer Krise. Und auch ihr Sexleben - ob nun mit Mann, Frau oder Paar - kommt nicht in Schwung, solange sich in ihrem Gehirn immer wieder Bilder ihrer Ex Maxine (Rebecca Henderson) nach vorne schieben.

Die Rückblenden, die vom Aufstieg und Fall des Paars erzählen, zeigen, dass die beiden wahrlich nicht die glückliche Beziehung führten, als die Shirin sie im Nachhinein romantisch verklärt. Wenigstens einer ihrer ständigen Streitpunkte ist ihr jedoch selbst bewusst: ihre aus dem Iran stammende Familie weiß nicht, dass sie bi ist - oder will es nicht wissen: Immerhin erklärt sie ihnen ihr gemeinsames Schlafzimmer mit Maxine allen Ernstes als „europäisch“ und pfiffige Geldersparnis.

Aber dieser Spagat zwischen perfekter persischer Tochter und der coolen Hipster-Szene von Brooklyn, in der alle "irgendwas mit Kunst" machen, hauptsächlich aber gelangweilt, desinteressiert und blasiert sind, fällt ihr immer schwerer.

Keine Hollywood-Geigen in Hipster-Land

Ob Hipster oder Normalo: Shirins stoischen „Ich hab’s im Griff“-Blick, der nur mühsam die dahinterliegende Verzweiflung verbirgt, kennen wir alle nur zu gut. Brooklyn ist nicht Hollywood, Prinzessin oder Goldschatz winken nicht - hier bedeutet Happy End: scheitern, Glitter abklopfen und trotzdem wieder von vorne anfangen. Und wenn Shirin am Ende zum ersten Mal breit lächelt, dann ist das wohl das Hipster-Äquivalent eines von Geigen umspülten Ritts in den Sonnenuntergang.

Drehbuchautorin und Regisseurin Desiree Akhavan wird als „neue Lena Dunham“ gefeiert (soll heißen: verkörpert das Lebensgefühl junger Großstadt-Frauen) , seit ihr semi-autobiografischer Debütfilm beim Sundance Filmfestival 2014 Premiere hatte, und spielt inzwischen auch in Dunhams Erfolgsserie Girls mit. Wer mehr von ihr sehen will: Approriate Behavior ist eine lose Fortsetzung ihrer Webserie The Slope, in der sie und ihre damalige Lebensgefährtin Ingrid Jungermann ein „oberflächliches, homophobes" Paar spielten. Die 16 Folgen stehen kostenlos hier.

Approriate Behavior - einfach ungezogen, USA, 2014, 86 min., OmU, Regie/ Buch: Desiree Akhavan, mit Desiree Akhavan, Halley Feiffer, Rebecca Henderson u.a. - Kinostart am 14. Mai in ausgewählten Kinos und auf Filmfestivals, hier stehen die Termine.

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