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Solidarität für angeklagtes Freundinnenpaar

Zwei jungen Frauen in Marokko droht Gefängnis, weil sie sich geküsst und umarmt haben sollen - wir berichteten über diesen Fall. Jetzt gibt es neue Entwicklungen und eine Postkartenaktion, mit der ihr den beiden zeigen könnt, dass sie nicht alleine sind.

All Out Die drei Motive der Postkarten-Aktion von All Out

Von Karin Schupp

UPDATE:  Gute Nachrichten aus Marokko: Am 9. Dez. wurden die zwei jungen Frauen vor Gericht freigesprochen. Am Vortag hatte die LGBT-Organisation All Out dem marokkanischen Justizminister eine Petition mit über 103.000 Unterschriften übergeben, über 1700 Menschen hatten den Freundinnen via All Out eine personalisierte Postkarte geschickt.

l-mag.de, 29.11.2016 – Stellt euch vor, ihr seid verliebt, küsst und umarmt euch – und eure eigene Familie zeigt euch bei der Polizei an. Und weil Homosexualität in eurem Land verboten ist, drohen euch jetzt bis zu drei Jahre Haft. Das ist den beiden jungen Frauen C.S. und B.H. in Marokko passiert (wir berichteten): Die beiden, 16 und 17 Jahre alt, wurden am 27. Oktober von der Mutter von C.S. zur Polizei gebracht und sofort inhaftiert.

Die ersten Frauen, die wegen "unnatürlicher Akte" angeklagt sind

Nachdem Menschenrechts-, LGBT- und Frauen-Gruppen öffentlich protestiert hatten, durften sie nach der gerichtlichen Anhörung am 4. November nach Hause. Dort sei C.S. allerdings Prügel ihrer Familie ausgesetzt, wie die marokkanische LGBT-Gruppe Aswat unter Berufung auf ihre Freundin mitteilte.

Beide stehen jetzt wegen „zügelloser und unnatürlicher Akte mit einer Person des gleichen Geschlechts“ (§ 489 des marokkanischen Strafgesetzbuchs) vor Gericht und sind damit die ersten Marokkanerinnen, die wegen Homosexualität angeklagt sind – bei Schwulen kommt das häufiger vor.

Geständnisse vor Gericht zurückgezogen

In der Gerichtsverhandlung am vergangenen Freitag dementierten C.S und B.H. die Vorwürfe und sagten, dass ihre Beziehung nicht homosexuell, sondern nur rein freundschaftlich sei.

Zuvor hatten sie ihre schriftlichen Geständnisse zurückgezogen: Sie hätten ihre angeblichen Aussagen unterschreiben müssen, ohne sie vorher lesen zu dürfen. Die Organisation Human Rights Watch, die Einblick in die Unterlagen erhielt, berichtete, dass es sich dabei um identische Statements handele.

Die Urteilsverkündung wurde auf Anfang Dezember verschoben. Human Rights Watch, Aswat und die Frauen-Organisation L’Union Feministe Libre fordern Freisprüche und grundsätzlich die Beendung der Diskriminierung und Kriminalisierung von Homosexuellen.

Schickt Solidaritätspostkarten nach Marokko

Wer C.S. und B.H. zeigen will, dass sie nicht alleine sind: Ihr könnt den beiden eine Postkarte mit eurer persönlichen Solidaritätsbotschaft schicken. Diese Postkarten-Aktion startete die LGBT-Aktionsgruppe All Out, unterstützt von der L'Union Feministe Libre und dem Berliner App-Anbieter MyPostcard. Zur Auswahl stehen drei Motive (siehe Foto oben), Karte und Versand kosten 3 Euro (wenn ihr mehr spendet, kommt das Geld dem Kampf für Menschen, die wegen Homosexualität angeklagt werden, zugute).

All Out hat außer der Postkartenaktion auch eine Petition zur Freilassung von C.S. und B.H. gestartet.

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