The L Word: Generation Q: Das war Folge 1 - „Lass es uns wieder tun“
Drei Wiedersehen, zwei Quickies, eine Verlobung und ein Sexskandal: Das „The L Word“-Reboot hat schwungvoll begonnen! Lest hier, was in der ersten Folge passiert ist.
Von Karin Schupp
15.4.2020 - Sooo, es geht lo-hos! Zehn Jahre nach dem Ende von The L Word geht’s endlich weiter. Was ist aus Bette, Alice und Shane geworden? Gibt’s den „Planet“ noch? Wie sind die Neuen so?
Als allererstes sehen wir ein Frauenpaar beim morgendlichen Sex. Mit Menstruationsblut an den Fingern.
Das passt ja! Schließlich stand The L Word immer dafür, sexuelle Tabus zu brechen. Und beginnt nicht schon die erste Folge der Originalserie mit der berühmten Lass-uns-ein-Baby-machen-Szene mit Bette und Tina? (Faktencheck: Nein, es ist es ausgerechnet Tim, mit dem Serie beginnt! Und die erste Sexszene - Shane Poolsex, heimlich von Jenny beobachtet - gibt's erst nach zehn Minuten!)
Aber zurück zu Sophie (Rosanny Zayas) und Dani (Arienne Mandi), den ersten beiden neuen Gen Q-Charakteren. Sie sind sehr verliebt und offensichtlich schon länger zusammen, denn das mit dem Menstruationsblut „passiert jeden Monat“, wie Dani sagt.
Der Vorspann: kurz und knapp, keine Palmen, keine Gesichter, nur eine Tafel mit dem Namen der Serie und die Musik, die wir schon aus dem Trailer kennen. Vermisst jemand die „Girls in tight dresses/ Who drag with moustaches“?
Anderswo in L.A. schleicht sich Sarah Finley (Jacqueline Toboni) mit ihren Klamotten im Arm aus einem Haus. Weil ihr Auto nicht anspringt, „leiht“ sich Finley kurzerhand ein Fahrrad (und, ganz verantwortungsbewusst, auch einen Fahrradhelm) und radelt los.
Das ist eine gute Gelegenheit für die Regisseurin Steph Green (Oscar-nominiert für ihren Kurzfilm New Boy, 2009), in sonnendurchfluteten Bildern den Serienschauplatz Silverlake zu zeigen. Denn anders als die Originalserie, die ganz überwiegend in Vancouver entstand, wurde das Reboot tatsächlich in L.A. gedreht.
Das ist eine gute Gelegenheit für die Regisseurin Steph Green (Oscar-nominiert für ihren Kurzfilm New Boy, 2009), in sonnendurchfluteten Bildern den Serienschauplatz Silverlake zu zeigen. Denn anders als die Originalserie, die ganz überwiegend in Vancouver entstand, wurde das Reboot tatsächlich in L.A. gedreht.
Finleys Ziel: Eine hübsche Wohnanlage mit Pool – hier wohnen Dani, Sophie und Micah (Leo Sheng) in einer WG. Beim Reingehen erblickt Finley einen sexy Mann, der gerade einzieht, und ist dermaßen begeistert, dass man sich schon in der falschen Serie wähnt. Aber nein: Den neuen Hausmeister, José (Freddy Miyares), hat sie Micah zugedacht.
Sie schubst Micah in Danis und Sophies Schlafzimmer, wo die beiden nackt kuscheln. Aber was soll’s: von dort hat man halt den besten Blick auf José, der durchaus Micahs Geschmack trifft.
Sophie kommentiert, dass er ihm wahrscheinlich früher einen Heiratsantrag machen wird als Dani ihr, und als Micah und Dani alleine sind, erfahren wir, dass Dani den Ring schon längst im Auto liegen hat, aber erst noch ihrem Vater davon erzählen will.
Hmmm, eine neue Generation und dann doch so eine altmodische Ich-will-heiraten-aber-warte-auf-den-Antrag-Story? Wenn du unbedingt heiraten willst, Sophie, wieso machst du Dani dann nicht selbst einen Antrag? Und wieso muss eine erwachsene Frau das erst mit ihrem Vater besprechen?
Bette! Wir hören sie, bevor wir sie sehen. Sie kandidiert als Bürgermeisterin von L.A. und wohnt in einem anderen Haus als früher. Und wieso altert Jennifer Beals eigentlich nicht?
Tina lebt hier nicht mehr - Bette ist jetzt allein erziehende Mutter: Die kleine Angelica, jetzt Angie (Jordan Hull), ist ein Teenager geworden, mit lila Haarsträhne und leicht pubertärer Attitüde, aber sie meint’s gar nicht so und hat Mama B immer noch lieb. Bevor sie zur Schule geht, textet Angie mit einer Freundin namens Jordi. Aber den Satz „I am soooo excited!“ löscht sie. CSI L Word vermutet: Sie ist in Jordi verknallt, will’s aber nicht zugeben oder einen auf cool machen.
Alice! Blondiert! Aber sonst noch ganz die Alte. Die zwei Kinder am Frühstückstisch sind nicht ihre eigenen, und das lassen die beiden sie sofort wissen. Ihre Freundin Nat (Stephanie Allynne) ist die Mutter, und da taucht auch schon ihre Ex und Ko-Mutter Gigi (Sepideh Moafi) auf, um die Kids zur Schule zu bringen. Nat ist sauer, weil Gigi ohne vorherige Absprache reinplatzt, Gigi tut ganz unschuldig, und Alice ist um Ausgleich bemüht.
Aber wieso reden, wenn man vor der Arbeit noch sieben Minuten Zeit für einen Quickie auf der Couch zwischen Legosteinen hat…
Shane! Die Szene, in der aus einem Privatjet steigt, war ermüdenderweise in jedem Trailer zu sehen. Jetzt endlich steigt sie endgültig aus und hat gleich mal Sex mit der Flugbegleiterin. Hot! Auch wenn Shane angezogen bleibt. Kate Moennig hat sich vermutlich eine „no nudity“-Klausel in den Vertrag schreiben lassen, nachdem sie in der Originalserie so viel nackt sein musste.
Für Sophie und Finley beginnt der Arbeitstag bei Alices Talkshow. Sophie ist Producerin, Finley ist die „Lesbe für alles“. Die Show heißt Alice, im Schriftzug wurde das „i“ durch Lippen ersetzt, die man, wie Finley richtig bemerkt, auch als Schamlippen interpretieren könnte.
Aber das nur nebenbei, denn: juhu, Alice und Shane sehen sich wieder! Alice kann’s gar nicht glauben, dass ihre alte Freundin endlich wieder in L.A. lebt.
Alice hat Hunger (na klar: sie hat ja nichts gefrühstückt!) und geht mit Shane und Bette brunchen. Läuft bestimmt als Businessmeeting, denn ihr Arbeitstag hat doch gerade erst begonnen… aber egal: Endlich sind die drei wieder vereint und erzählen uns alles Wichtige, was uns die Serie aus Zeitgründen nicht zeigen kann:
> Shane hat ihre Frisörläden in New York und Paris verkauft, ist steinreich und besitzt jetzt ein großes, aber noch leeres Haus in L.A. Und es gibt eine „sie“ in ihrem Leben, mit der sie gerade keinen Kontakt hat.
> Alice ist zu Nat gezogen, während ihre Mutter (die Shane immer noch sexy findet!) in ihrem Haus wohnt.
> Und alle haben sich sehr vermisst! Aber vor allem hat Shane Bette vermisst! Nein, Bette hat Shane noch mehr vermisst! Hach!
Tina ist nur am Telefon dabei - und auch wenn’s nicht ausgesprochen wird, ist klar: Bette und Tina sind getrennt.
Angie ist in der Schule, aber nicht lange: Sie macht mit ihrer Freundin Jordi (Sophie Giannamore) blau. Giannamore, bekannt als junge Maura in der Amazon-Serie Transparent, ist selbst trans, in Generation Q spielt sie aber eine cis Jugendliche, wie Marja-Lewis Ryan in einem Interview sagte.
Ein weiterer trans Schauspieler ist Brian Michael Smith als Bettes Wahlkampfberater Pierce. Er bringt sie mit einem potenziellen Wahlkampfunterstützer zusammen, der Investmentfirma von Danis Vater Rodolfo (Carlos Leal), vertreten durch seine PR-Chefin: Dani.
Kurzer Blick in Alice Redaktionskonferenz. Der Sender will höhere Einschaltquoten und weniger queere Themen, Alice erinnert daran, dass sie mit dem Thema „vaginale Verjüngung“ schon seit 2004 durch ist (Staffel 1, Folge 2!) und möchte lieber die bisexuelle, feministische Autorin Roxane Gay einladen.
Zurück zu Bette und Dani: Aus ihrer Zusammenarbeit wird nichts, weil die Familie Núñez in die Herstellung von Opiaten investiert (= Schmerzmittel, die abhängig machen) - ein großes Problem in den USA und ein absolutes No-Go für Bette, auch wenn sie Dani sympathisch findet.
Und die hat gleich anschließend mit dem passenden PR-Problem zu tun: Der Sohn eines Mitarbeiters starb an einer Überdosis, und Dani muss ihn coachen, damit er nicht - geschäftsschädigenderweise - dem Pharmahersteller die Schuld daran gibt.
Josés Umzug zieht sich hin, kein Wunder, er hat offenbar keine Freunde und muss ihn ganz alleine machen. Zum Glück bietet Micah seine Hilfe an – und zerbricht keine zehn Sekunden später eine Scheibe. Einem Date steht aber trotzdem nichts im Wege.
Alice ist sauer auf Sophie, die ihr die kalifornische Senatorin Kamala Harris als Gast versprochen und sich von ihr eine Abfuhr geholt hatte. (Harris war während der Dreharbeiten eine heiße Bewerberin der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftskandidatur 2020.)
Und was macht eigentlich Shane? Sie boxt auf der Terrasse ihrer großen, leeren Villa.
Beziehungsweise: Nicht mehr ganz leer, denn Finley hat im Auftrag von Alice ein Bett aufgebaut. Wie wir anfangs sahen, braucht Shane nicht unbedingt ein Bett, aber sie bedankt sich dann doch und bietet Finley sogar ihr Gästezimmer an, als die ihr erzählt, dass sie mit fünf Mädels in einer 2-Zimmer-Wohnung lebt. „Wenn du mal deine Ruhe brauchst“, meint sie eigentlich, aber man sieht Finley förmlich schon mit Sack und Pack einziehen.
Drei Textmessages unterbrechen ihr Gespräch:
Vom wem? Fragen sich Finley und wir! „Meine Frau“, sagt Shane. Woah, okay, das ist eine Überraschung! Ich hätte ja darauf getippt, dass Shane in einer polyamoren und offenen Beziehung mit zwei nonbinären Youngstern lebt. Aber das mit der Ehe klappt ja offenbar auch nicht so gut - oder was ist hier los?
Danis Vater will Dani für wegen ihres guten Krisenmanagements beförden. Und er lässt klar erkennen, dass Sophie für ihn nur eine vorübergehende Affäre ist. Zwei Gründe für Dani, sinnierend in ihrem Auto zu sitzen. Erst eine Voicemail von Sophie bringt sie wieder zum Lächeln. Und da ist ja auch noch der Verlobungsring im Handschuhfach.
Bette hält eine Wahlkampfrede mit dem Fazit, dass sie die geeignetste Person sei, um Bürgermeisterin von L.A. zu werden. Das finden wir natürlich auch!
Ein Mann im Publikum ist anderer Meinung. Er meldet sich in der Fragerunde zu Wort und will wissen, ob sie in ihrem vorherigen Job als Kulturdezernentin von L.A. seine Frau gevögelt habe. Ihre damalige Mitarbeiterin Felicity Adams. Ähem. Dass sein Vorwurf stimmt, beweist eine kurze Rückblende auf heißes Knutschen mit Mrs. Adams.
Sex mit einer verheirateten Untergebenen - Skandal! Bette will Angie informieren, bevor sie woanders davon hört, doch die chillt mit Jordi und hat ihr Handy ausgeschaltet. Jordi hat aber offenbar einen Bette Porter-Alert auf ihrem Smartphone...
Alice und Shane leisten Bette Beistand und sind dagegen, dass sie ihre Kandidatur niederlegt. Shane sagt im Namen aller Lesben der Welt: „Du bist Bette fucking Porter!“ (Ich konnte nur die englische Originalfassung sehen und hoffe, dass das auch so synchronisiert wurde!). Alice lädt Bette kurzerhand in ihre Show ein, um ihre Seite darzulegen.
Angie kommt wütend nach Hause und kündigt an, bei Mama T leben zu wollen. Mama B entschuldigt sich, aber Hausarrest gibt's trotzdem, weil Angie bekifft ist.
Anderswo ist die Stimmung wesentlich besser: Dani macht Sophie den ersehnten Heiratsantrag. Sophie lässt sie ein bisschen zappeln, bis sie „Ja“ sagt. Micah und Finley warten schon mit Sekt. Jaaaaaa, juhu, yeah!
Ist das jetzt der nächste Tag? Tage später? Auf jeden Fall sind wir jetzt bei der Aufzeichnung von Alices Show - der ersten nach einer längeren Auszeit. Die Pause kam ihr ewig vor, sagt Alice, „wie ein Jahrzehnt.“ Hihi.
Alle sind da, Sophie und Finley natürlich beruflich, aber auch Shane, Nat und - als +1 von Sophie - Dani. Nach ein bisschen Geplänkel mit ihrem Sidekick Heather, gespielt von der lesbischen Comedienne Fortune Feimster, begrüßt Alice Bette als Talkgast.
Obwohl sie sich seit 25 Jahren kennen, schont sie ihre alte Freundin nicht. Nicht nur bringt sie ihren Billboard-Klau (Finale Staffel 4!) auf den Tisch, sondern sie hakt auch nach, als Bette erklärt, dass sie zwar keiner anderen Person Leid zufügen wolle, sich aber auch nicht für eine einvernehmlichen Affäre schäme: „Es tut dir also nicht Leid?“ Bette in ihrer kühlen Bette Porter-Art: „Ich denke, ich habe die Frage beantwortet. So einfach ist das nicht.“ Es gebe doch nun wirklich viel schlimmere Dinge, von denen das Ganze ablenke. Was sie Alice aber nicht erzählen will, ist der „sehr persönliche Grund“ für ihre Kandidatur und weicht der Antwort mit einem wortreichen Monolog aus. Dani ist schwer beeindruckt.
Also ehrlich mal, wenn es nicht mit Menstruationsblut oder Mord zu tun hat, gibt es keine echte Erklärung für ihr Schweigen – außer dass uns Zuschauerinnen ein Rätsel vor die Nase gehängt wird, dessen Auflösung man sich für eine spätere Folge aufheben will.
Der erste Tag im Leben von The L Word: Generation Q ist zu Ende. Finley hüpft in den Pool, Alice und Nat müssen ihr Bett mit den Kindern teilen, Bette und Angie versöhnen sich, Shane spielt melancholisch mit ihrem Ehering, und Dani denkt nach – und wechselt am nächsten Tag die Seiten: Sie heuert bei Bettes Wahlkampftruppe an.
Was wird Felicity Adams dazu sagen? Wird Dani jetzt enterbt? Wann lernen wir Quiara kennen? Und wird Finley das Fahrrad zurückgeben? Fragen über Fragen! Schnell die nächste Folge anschauen...
„The L Word: Generation Q“ läuft bei Sky Atlantic (Mi, 20:15 Uhr) in vier Doppelfolgen und parallel beim Streamingdienst Sky Ticket
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Weiterlesen:
The L Word: Generation Q - Rückblicke auf die Folge 1, Folge 2, Folgen 3 und 4, Folge 5, Folge 6, Folge 8 (Staffelfinale)
The L Word: Generation Q - Das sind die neuen und alten Hauptfiguren
Das Warten hat ein Ende: The L Word: Generation Qjetzt auch bei uns
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