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TikTok blockiert LGBTQ-Begriffe wie „homo“, „queer“ und „schwul“

Die Social Media-Plattform TikTok betreibt in Deutschland „Shadow Banning“, unterdrückt also Kommentare mit bestimmten Inhalten. Auf der geheimen Wortfilter-Liste stehen vor allem LGBTQ-Begriffe, wie eine Recherche von NRD, WDR und Tagesschau beweist.

28.3.2022 - TikTok, die derzeit beliebteste Social-Media-Plattformen bei Jugendlichen und sowohl Informationsquelle als auch Hafen für LGBTQ-Teenies, betreibt auch in Deutschland „Shadow Banning“. So wird die Praxis genannt, bestimmte Themen und Inhalte zu unterdrücken, ohne dies öffentlich kenntlich zu machen. Besonders davon betroffen sind LGBTQ-Begriffe.

Dass die App mitunter bestimmte Schlagworte unterdrückt, war vorher aus ihrem Herkunftsland China und auch aus anderen Ländern bekannt. Neu ist jedoch, dass auch in Deutschland ein Wortfilter eingesetzt wird.

Journalist:innen des NDR, WDR und der Tagesschau überprüften im Februar ihren entsprechenden Verdacht, indem sie mit verschiedenen Accounts TikTok-Inhalte kommentierten und dabei insgesamt 100 Wörter oder Wortkombinationen verwendeten. Ergebnis: Kommentare mit 19 dieser Begriffe wurden nicht veröffentlicht.

Neben „Porno“ und „Sex“ (wofür man jugendschutzrechtliche Gründe anführen kann) sowie „Nationalsozialismus“ und „Auschwitz“ gehören auch „gay“, „homo“, „homophob“, „schwul“, „queer“, „LGBTQ“, „LGBTQI“, „homosexuell“, „queer“ und – nur teilweise blockiert - „transsexuell“ dazu. Nicht auf der Liste: „Lesbisch“ und „bisexuell“.

Dass TikTok ausgerechnet gegenüber sexuellen Minderheiten „Shadow Banning“ betreibt, ist verwunderlich, denn offiziell gibt sich die Plattform als LGBTQ-freundlich und unterstützt eigenen Angaben zufolge queere Accounts.

Willkürlich erscheinender Wortfilter soll überarbeitet werden

Gegenüber dem Rechercheteam bestätigte TikTok den Einsatz von Wortfiltern und räumte dabei Fehler ein: „Wir haben Mechanismen eingerichtet, um potenziell schädliche Kommentare automatisiert herauszufiltern“, sagte eine Sprecherin. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieses Vorgehen in diesem Fall nicht zielgerichtet war, und wir arbeiten mit Hochdruck daran, unser Vorgehen zu überarbeiten.“

Das Unternehmen versprach eine „gründliche Überprüfung, um diesen und potenziell ähnliche Fehler zu korrigieren“ und kündigte an, darüber nachzudenken, wie „wir Hass und Verstöße erkennen, aber Gegenrede und neutrale Kommentare erlauben.“

Schon kurz nachdem TikTok die Liste der 19 blockierten Begriffe erhalten hatte, waren „nur“ noch elf davon gesperrt (um welche es sich dabei handelt, wurde leider nicht erwähnt). Ob im März noch Wortfilter eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. 

Frederike Kaltheuner von der Organisation Human Rights Watch kritisierte laut tagesschau.de die „willkürlich erscheinende“ Praxis der Social Media-App und forderte eindeutige Regeln, die „transparent kommuniziert und konsequent durchgesetzt werden“.

TikTok hat nach eigenen Angaben weltweit über eine Milliarde Nutzer:innen. Die Plattform gehört dem chinesischen Unternehmen ByteDance, an dem auch die chinesische Regierung beteiligt ist.

 

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