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Eine schrecklich queere Familie

Die queerste Serie der Welt: Ab 23. Sept. steht die dritte Staffel der Dramedy "Transparent" online. Wir erzählen, wie es mit Transfrau Moira, ihren bisexuellen Töchtern Sarah und Ali und dem Rest ihrer komplizierten Familie weitergeht.

Von Karin Schupp

l-mag.de, 22.9.2016 - Die Drombuschs, die Beimers, die Simpsons, die Ewings – TV-Familien haben alle ihr Päckchen zu haben, aber am schwersten haben’s ihrer Meinung nach wohl die Pfeffermans, die die Unzufriedenheit geradezu für sich gepachtet haben. Nein, wirklich liebenswert ist die komplizierte Familie um Moira (Jeffrey Tambor), mit deren Trans-Coming Out die Serie begann, nicht – und Transparent-Schöpferin Jill Soloway wäre die erste, die das unterschreiben würde – aber unterhaltsam sind ihre Probleme allemal.

Alle haben ihre eigene Beziehungs- und Identitätsprobleme

In den ersten beiden Staffeln der preisgekrönten Dramedy (am Sonntag kamen zwei Emmys für Tambor und Soloway dazu) gewöhnten sich Moira, ihre drei erwachsenen Kinder und ihre Ex-Frau an die neue Situation, und dass das bemerkenswert schnell ging, lag auch daran, dass alle voll und ganz mit ihren eigenen Beziehungs- und Identitätsproblemen beschäftigt waren.

Daran hat sich auch in Staffel 3 nichts geändert. Neu ist aber: Den wohlhabenden, weißen und gebildeten Pfeffermans wird ihr Gejammere auf hohem Niveau um die Ohren gehauen - oder, wie es Gaby Hoffmann (Ali) ausdrückt: “Wir lieben es, uns über reiche Weiße lustig zu machen.” Ihr "white privilege", wie man das in den USA nennt, wird gleich in Folge 1, als Moira sich einer Billig-Mall wiederfindet, überdeutlich.

Amazon.com Inc. Jay (Josh Duplass), Ali (Gaby Hoffmann), Moira (Jeffrey Tambor), Shelly (Judith Light) und Leslie (Cherry Jones)

Die neue Staffel „könnte die witzigste und emotionalste werden“, urteilte The Hollywood Reporter. Die erste neue Folge weist darauf allerdings noch nicht hin: Sie gleicht eher einem melancholischem Kurzfilm als einer klassischen Staffel-Premiere, in der man auf den neuesten Stand gebracht wird, und von den Hauptfiguren sehen wir nur Moira und Rabbi Rachel – so etwas kann sich nur eine Serie erlauben, bei der man gleich danach weiterschauen kann.

Und wie geht’s weiter mit den Pfeffermans?

Moira fällt nach ihrem Coming Out in ein Loch, obwohl sie doch glücklich sein müsste: Ihre Familie akzeptiert sie, ihre neue Partnerin Vicki (Anjelica Huston) liebt sie. Moira Wunsch nach einer geschlechtsangleichender Operation stößt aber nicht bei allen auf Zustimmung.

Sarah: Moiras älteste Tochter (Amy Landecker) erlebte bisher die extremsten Entwicklungen: In Staffel 1 verließ sie ihren Mann Len (Rob Huebel) für Tammy (Melora Hardin), die sie zu Beginn der 2. Staffel vor dem Traualtar stehen ließ. Ihre Suche (nach Liebe? Glück? Nähe? Irgendeinem Gefühl?) führte sie zu einer BDSM-Domina (Jiz Lee), und auch in den neuen Folgen findet sie dort ein Ventil – kombiniert das aber mit einer neu gefundenen Religiösität. Und: Sie wohnt wieder mit Len zusammen, der mit einer blutjungen Fitnesstrainerin techtelt.

(Einen deutschen Trailer gibt's leider noch nicht.)

Ali und Leslie: Was kommt nach der "Honeymoon-Phase"?

Ali: Die jüngste Pfefferman (Gaby Hoffmann) hat mit ihrem Gender Studies-Studium zwar jetzt einen beruflichen Weg gefunden, irrlichtert aber weiter durch ihr Beziehungsleben. Nach ihrer Trennung von Syd (Carrie Brownstein) begann sie in Staffel 2 eine neue Beziehung mit der lesbischen Professorin Leslie (Cherry Jones), die sich nach Abklingen der „Honeymoon-Phase“ aber auch nicht so einfach gestaltet. „Ali lernt, was eine echte Beziehung bedeutet“, sagt Soloway. „Ich glaube, sie idealisiert die Liebe. Das tun sie, glaube ich, alle…“ Und: In der Person von Leslie kommen auch das Unbehagen und die Ablehnung von Oldschool-Feministinnen gegenüber dem Transgender-Thema zur Sprache.

Jay (Josh Duplass) erleidet einen erschütternden Verlust und beginnt eine Beziehung mit einer von Moiras Freundinnen. Seine Ex, die Rabbinerin Rachel (Kathryn Hahn), befreundet sich mit Sarah. Und Mutter Shelly (Judith Light) findet, dass sie zu lange im Schatten von Moira Transstory stand, und drängt in den Vordergrund - in ganz großem Stil...

Queerness vor und hinter den Kulissen

Schade: Carrie Brownstein, Melora Hardin und Tig Notaro (die Tammys Ex spielte) sind nicht mehr dabei, aber dank Alis neuem Freundeskreis an der Uni wird Transparent sicherlich nicht weniger lesbisch/ bisexuell werden. So ist bereits bekannt, dass die lesbische Schauspielerin Sabrina Jalees eine neue queere Rolle spielt.

Queerness herrscht ja nicht nur vor, sondern auch hinter den Kulissen: Soloway, radikale Feministin und privat mit der Dichterin Eileen Myles liiert, castet viele Trans*, Lesben und bisexuelle Frauen – nur schwule Biomänner könnten sich über eine zu geringe Repräsentation beklagen.

Die 3. Staffel von Transparent (10 Folgen) steht ab 23. September bei Amazon Video, die vierte Staffel wurde bereits angekündigt.

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