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UN: Verbot von lesbischem Sex verstößt gegen die Menschenrechte

Der lesbischen Aktivistin Rosanna Flamer-Caldera aus Sri Lanka verdanken wir es, dass ein Komitee der Vereinten Nationen das Verbot von lesbischem Sex offiziell zur Menschenrechtsverletzung und einem Verstoß gegen internationales Recht erklärt hat.

Von Karin Schupp

3.4.2022 - In 34 Ländern weltweit ist Sex zwischen Frauen immer noch strafbar. Dass es sich dabei um eine Menschenrechtsverletzung und einen Verstoß gegen internationales Recht handelt, erklärte letzte Woche erstmals eine offizielle Kommission der Vereinten Nationen.

Konkret hatte sich das „UN Committee on the Elimination of Discrimination against Women“ (Komitee zur Beseitigung von Diskriminierung gegen Frauen), kurz CEDAW-Komitee, mit einer Beschwerde aus Sri Lanka beschäftigt, die Rosanna Flamer-Caldera, Gründerin und Geschäftsführerin von Equal Ground, dem einzigen LGBTQ-Verband des Landes, eingereicht hatte.

Sri Lanka verbietet seit 1995 einvernehmlichen lesbischen Sex

Die Beschwerdeschrift führt an, dass Flamer-Caldera „lesbisch ist, Kleidung trägt, die als ‚männlich‘ gilt, ihr Haar kurz trägt und offen mit ihrer Sexualität umgeht“ und deshalb in ihrem Land „diskriminiert und misshandelt wird. Als Teenager litt sie unter der Stigmatisierung ihrer sexuellen Orientierung und machte einen Selbstmordversuch, als sie 17 Jahre alt war. Wenig später verließ sie Sri Lanka und ging in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie ihre Sexualität offen leben konnte. Im Jahr 1990 kehrte sie endgültig nach Sri Lanka zurück. Sie hatte jedoch Schwierigkeiten, einen Job zu finden und ihr Geschäft zu führen.“

Konkret protestierte die Aktivistin, die von der britischen LGBTQ-Organisation Human Dignity Trust unterstützt wird, gegen das Verbot einvernehmlich gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen - ein Paragraf im srilankischen Strafgesetzbuch, der seit 1883 besteht und nur für Männer galt und 1995 auch auf lesbischen Sex erweitert wurde: Die frühere Formulierung „männliche Person“ wurde durch „Person“ ersetzt.

UN-Komitee: Sri Lanka muss lesbische Sexualität entkriminalisieren

Das CEDAW-Komitee stellte nun in seiner Entscheidung fest, dass Flamer-Caldera geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt war und ist und die srilankischen Behörden keine Maßnahmen ergriffen haben, sie davor zu schützen und die Vorurteile gegen sie als Frau, Lesbe und Aktivistin zu beseitigen.

Die Kommission kann keine bindenden Urteile aussprechen, gab aber eine Reihe von Empfehlungen: Sri Lanka solle einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen Frauen entkriminalisieren, sofortige Maßnahmen ergreifen, um den Belästigungen und der Gewalt gegen Flamer-Caldera ein Ende zu setzen, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und ihr ermöglichen, ihre aktivistische Arbeit frei und sicher auszuüben.

Flamer-Caldera: „Weitreichende Entscheidung“

Da die Regierung von Sri Lanka die „UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“ unterschrieben hat, muss das Land nun innerhalb von sechs Monaten auf die Forderungen der Kommission reagieren.

„Das ist eine ziemlich weitreichende Entscheidung, weil es darin nicht nur um Sri Lanka geht, sondern auch um andere Länder, in denen Sex zwischen zwei Frauen als Straftat gilt“, zeigte sich Flamer-Caldera in einem Statement gegenüber Groundviews (s. Clip oben) zufrieden, äußerte aber Zweifel daran, dass sich die Gesetzeslage in ihrem Land tatsächlich verbessern wird.

 

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