Unaufhaltsam: Statue für legendäre lesbische Piratinnen
Die berüchtigten Piratinnen Anne Bonny und Mary Read sprengten Gendergrenzen, waren ein Liebespaar – und gehören zu den vielen Frauen, die die Geschichtsschreibung „vergessen“ hat. In London wurde jetzt eine Statue errichtet, um an sie zu erinnern.
Von Claudia Lindner
14.12.2020 - Viel ist nicht über die beiden Seeräuberinnen bekannt, die Großbritannien nun mit einer Statue der Künstlerin Amanda Cotton ehrt. Zu ihrer Erinnerung sponserte der Hörbuchverlag Audible die Skulptur mit dem Namen „Inexorable“ (= Unaufhaltsam) am Ufer der Themse in London und veröffentlichte parallel dazu das Podcast-Drama „Hell Cats“, das das Leben der beiden Frauen, ihre Abenteuer und ihre Liebesbeziehung feiert. Ob es auch in Deutschland erscheint, ist noch nicht bekannt.
Wurden schon in ihrer Kindheit als Jungen ausgegeben
Um 1720 waren Bonny und Read Piratinnen in der Karibik. Sie trugen Männerkleidung, sodass sie auf Schiffen nicht als Frauen erkannt wurden. Doch bereits in ihrer Kindheit wurden die beiden als Jungen ausgegeben, um Armut und Schande zu entgehen.
Bonny, die uneheliche Tochter eines Rechtsanwalts und seines Hausmädchens, wurde 1697 in Irland geboren. Ihr Vater gab sie als entfernten Neffen aus, um die Affäre vor seiner Ehefrau zu verbergen.
Die zwölf Jahre ältere Mary Read war aus England. Ihre Mutter behauptete, sie sei ein Sohn aus einer früheren Beziehung, um Unterhalt zu bekommen. Read trat dem Militär bei und heiratete einen flämischen Soldaten. Nach dessen Tod heuerte sie auf einem Schiff an, das dann von Piraten gekapert wurde. Sie schloss sich ihnen an und traf ein paar Jahre später auf Bonny.
Vorreiterinnen in einer Männergesellschaft - und ein Paar
Read und Bonny waren Vorreiterinnen in einer extrem männlich dominierten Gesellschaft. Sie lebten ihr Leben voller Entschlossenheit sowohl als Piratinnen, indem sie ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen, als auch als Geliebte, zu einer Zeit, als von Frauen verlangt wurde, Ehefrauen oder Dienerinnen zu sein.
Lange wurden die beiden in der Geschichte der Piraterie eher ignoriert, weil laut Geschichtsprofessorin Kate Williams befürchtet wurde, dass Frauen durch ihr Beispiel auf die Idee kämen, den Männern gleichgestellt sein zu wollen und selbst Frauen zu lieben.
Bonny und Read wurden später gefangen genommen und zum Tode verurteilt, aber da sie behaupteten schwanger zu sein, wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Read starb 1721 im Gefängnis an Fieber, über Bonnys weiteres Schicksal ist nichts bekannt, sie soll aber erst um 1782 gestorben sein.
Im nächstem Frühjahr wird die Statue von Bonny und Read auf die Insel Burgh an der Küste von Devon umziehen und dort dauerhaft zu sehen sein.
Buchtipp: Wie Anne Bonnys und Mary Reads Leben verlaufen sein könnte, erzählt der Roman „Die Irrfahrten der Anne Bonnie“ von Koschka Linkerhand (Querverlag, 16 €)
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