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„Viele erwarten ein Statement von mir“

UPDATE Olympia: Die lesbische Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz gewinnt Silber. Zuvor berichtete sie L-MAG von ihren Eindrücken aus Russland

Daniela Iraschko-Stolz grüßt ihre Fans aus Sotschi und bittet um Verständnis, wenn es von ihr keine große Protestaktion gibt c: Daniela Iraschko-Stolz

l-mag.de 11.2. – Die österreichische Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz ist bei den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi dabei und startete am Dienstagabend von der Normalschanze. Trotz des Wettkampfs hatte sich die offen lesbische Sportlerin zuvor die Zeit genommen, L-MAG einige Fragen zu beantworten und von ihren bisherigen Eindrücken zu berichten.

„Die Atmosphäre im olympischen Dorf ist toll, alle Nationen laufen mit Trainingsanzügen mit den Namen ihrer Länder auf dem Rücken durch die Gegend. Das ist total nett und es stehen der Sport und der olympische Gedanke im Vordergrund“, erzählt Daniela. Dennoch ist ihr klar, dass sie sich gerade unter einer Art Käseglocke befindet: „Ich weiß, dass die Welt in anderen Teilen Russlands nicht so rosarot ist. Ich hoffe, dass die Olympischen Spiele viel Positives zu den Entwicklungen in diesem Land beitragen, damit sich in Sachen Menschenrecht einiges verändert. Ich denke, Sport ist immer eine gute Möglichkeit aufzuzeigen, dass es auch anders funktionieren kann. Wir haben hier einen positiven Konkurrenzkampf, wir respektieren uns gegenseitig – egal welche Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht oder sexuelle Orientierung man hat.“

Seit dem 31. August 2013 ist Daniela mit ihrer Partnerin Isabelle Stolz verpartnert und trägt seitdem auch den Doppelnamen Iraschko-Stolz. Als einzige geoutete Sportlerin in Österreich richtet sich nun während der Olympischen Spiele der öffentliche Blick vor allem auf sie, was Daniela selbst mit gemischten Gefühlen sieht: „Ich weiß, viele Menschen erwarten gerade von mir irgendeine Aktion, ein Statement oder gar einen Boykott. Aber wenn ich nicht antrete, bestrafe ich mich nur selbst. Mein ganzes Leben lang habe ich für eine solche Chance gekämpft. Endlich ist Damenskispringen eine olympische Disziplin geworden, das ist für mich wie ein Märchen. Mein Kindheitstraum wird wahr“, erklärt die 30-Jährige.

„Ich bin überzeugt, dass sich einiges ändern wird!“

Für die Zukunft wünscht sie sich allerdings mehr Verständnis für die Menschenrechte von Seiten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei der Vergabe der Spiele. „Dann würde wirklich nur der Sport im Vordergrund stehen. Andererseits wäre die Gesetzeslage Russlands dann immer noch nur ein Randthema, deshalb ist es wirklich eine große Chance hier zu sein. Die ganze Welt schaut nun auf Russland und auf die Gesetze, die dort herrschen. Ich bin überzeugt, dass sich einiges ändern wird! Wichtig ist es, auch nach den Spielen den Fokus nicht zu verlieren, wenn Sotschi nicht mehr der Mittelpunkt der Welt ist.“

Gerade ihre lesbischen Fans bittet sie jedoch um Verständnis. „Drückt mir die Daumen für Dienstag und bitte erwartet nicht zu viel von mir. Es gibt ein olympisches Gesetz, das jede Art der Werbung verbietet. Auch wenn es manchmal wichtig wäre, für das Richtige zu kämpfen, ist es leider nicht immer möglich.“ Dafür hat die Skisprung-Weltmeisterin von 2011 beschlossen, ein kleines, ganz persönliches Zeichen zu setzen: „Ich trage immer meinen Ehering, bei jedem Training, Interview und Sprung. Der Ring gibt mir Halt, Vertrauen und Stärke. Außerdem erinnert er mich immer wieder an den glücklichsten Tag meines Lebens.“  Sabine Mahler

UPDATE: Beim Einzel-Skispringen von der Normalschanze gewann Daniela Iraschko-Stolz am Dienstagabend die Silbermedaille, nachdem sie im ersten Durchgang zunächst auf Platz fünf lag. Gold holte die deutsche Skispringerin Carina Vogt.

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