Vielfalt als Bedrohung - Proteste gegen "Anti-Gender"-Tagung in Stuttgart
Die Gruppe "Demo für alle", die die Öffnung der Ehe verhindern will und sich vor einer "Umerziehung" durch "Gender-Ideologen" und "homosexuelle Lobbygruppen" fürchtet, veranstaltet heute in Stuttgart eine Tagung. Dagegen protestiert ein breites Bündnis.
Von Kerstin Fritzsche
l-mag.de, 23.1.2016 - Die evangelikale Bewegung „Demo für alle“, die seit drei Jahren in Stuttgart gegen „Frühsexualisierung“ von Kindern und die Öffnung der Ehe demonstriert, lädt heute zu einem Symposium "Gender und Sexualpädagogik“ in der Stuttgarter Liederhalle ein.
Organisatorin der Anti-Gender-Tagung ist die katholische Aktivistin Hedwig von Beverfoerde, die zusammen mit Beatrix von Storch, EU-Abgeordnete der AfD, auch die Demos organisiert. Die LGBT-Initiative „Enough is Enough“, die von Beverfoerde zur „Miss Homophobia 2015“ wählte, nennnt sie eine der „aktivsten Vertreterinnen von Angst und Hass gegenüber Lesben und Schwulen“.
Reden sollen dort ab 10 Uhr reaktionäre Wissenschaftler wie der ehemalige Osnabrücker Professor für Sozialwissenschaften Manfred Spieker, der regelmäßig gegen die „intolerante staatliche Sexualpolitik“ der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg anschreibt.
Vermietung der städtischen Halle konnte nicht verhindert werden
Seit Dezember regt sich Protest. Der Stuttgarter CSD-Verein fragte in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), ob „eine Organisation, die Vielfalt zur Bedrohung stilisiert, andere Menschen offen und wiederholt herabsetzt und bewusst Ängste schürt, Platz in den städtischen Veranstaltungsräumen finden sollte“.
Kuhn antwortete am 19. Januar: „Es gibt keine rechtliche Handhabe, die Vermietung zu verhindern.“ Wenn Veranstaltung und Veranstalter nicht gegen Gesetze verstoßen, könne man sie nicht von der Nutzung ausschließen. Aber er „halte inhaltlich nichts von diesem Bündnis und von der Idee, die Aufklärung über sexuelle Vielfalt verhindern zu wollen. Zu unserer Demokratie gehört aber auch, Meinungen auszuhalten, die einem nicht passen“.
Die Initiative „100% Mensch“ hat die Community aufgerufen, sich zur Tagung anzumelden – sie sei ja für alle Bürger – und mitzudiskutieren. Ein breites Bündnis „Vielfalt für alle“ ist seit 9 Uhr vor der Liederhalle mit einer Mahnwache und einem Infostand präsent.
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