L-Mag

Von Karin Schupp

l-mag.de, 2.11.2014 – Pappkulissen, hölzerne Dialoge und Drama, Drama, Drama - das sind Vorabend-Soaps. Aber auch: lesbische Lovestories! Denn dass man sich damit schnell eine treue Fange-meinde erspielt, haben inzwischen auch die meisten Drehbuchautoren verstanden (auch wenn ihnen nach dem emotionalen Coming Out und dem ersten Kuss oft nicht mehr so recht etwas einzufallen scheint). Und so können Anni (Linda Marlen Runge) und Jasmin (Janina Uhse) aus GZSZ, zurzeit das einzige Frauenpaar im Soap-Milieu, auf eine stolze Ahnengalerie zurückblicken.

Wie Linda Marlen Runge in der aktuellen L-MAG erzählt, war sie früher Fan von Billi (Katja Keller) im Marienhof und legte sich sogar deren Schweißerbrille zu, ohne die Billi nie aus dem Haus ging. Die coole, lesbische Clubbetreiberin, die den Frauen in der ARD-Soap fünf Jahre lang (1997-2002) den Kopf verdrehte, heiratete nach mehreren Umwegen dann doch ihre erste Marienhof-Liebe Andrea (Leonore Capell), verließ sie (und die Soap) jedoch schon am Tag darauf… Es ist sicherlich Katja Keller, um die sich diverse Lesben- und Bi-Gerüchte rankten (auch weil sie zuvor als Barfrau auf einer Hamburger Lesbenparty gejobbt hatte), zu verdanken, dass Marienhof den ersten lesbischen Fanclub einer Soap hatte.

Annis und Jasmins GZSZ-Vorgängerinnen war bisher stets nur ein kurzes Glück beschieden: Saskia (Saskia Valencia) und Harumi (Mey Lan Chao), 1995 eines der ersten Frauenpaare im deutschen TV, wanderte alsbald nach Japan aus, die schreckliche Dreiecksbeziehung von Barbara (Mona Klare), Lara (Romana Pollak) und Peter endete im Gefühlsdesaster (2000), und Franzi (Jasmin Weber) starb kurz nachdem sie sich für Paula (Josephine Schmidt) entschieden hatte (2008); Paula zog ein paar Monate später mit ihrer neuen Liebe nach Kanada. Tod und Auswandern: das sind die typischen Ausstiegsplots von Soap-Schauspielern - und recht viele Lesbenstorylines, so auch die von Saskia Valencia, waren übrigens von Anfang an als Ausstiegs-geschichte angelegt.

In den 2000er Jahren löste Verbotene Liebe (ARD) den Marienhof als Lesben-Soap Nr.1 ab und zeigte mit Carla (Claudia Hiersche) und Hanna (Katharina Dalichau) das erste Frauenpaar, das für Soapverhältnisse recht sexy zur Sache ging. Nach Hannas Tod in Carlas Armen (2004) hatte die Gräfin, die sich von der Schranklesbe zur selbstbewusst lesbischen Schlossherrin entwickelte, noch zwei weitere Beziehungen und wanderte 2010 mit Stella (Anne Wis) aus. Danach dauerte es über zwei Jahre, bis das neue VL-Paar Marlene und Rebecca zusammenkam (und wieder getrennt wurde).

Die ersten Verbotene Liebe-Lesben waren aber Erika (Raphaela Dell) und Nina (Freya Trampert). Raphaela Dell machte 1999 Schlagzeilen, als sie die Drehbuchautoren als homophob anprangerte, weil sie aus der Soap geschrieben (Auswanderung!) und damit ihre Beziehung beendet wurde. Fünf  Jahre später schenkte VL dem Paar in einer Jubiläumsfolgeaber doch noch ein Wiedersehen und ein Happy End:

Eine große Fangemeinde hatte auch das Teenie-Paar Jenny (Lucy Scherer) und Emma (Kasia Borek) in der Schulsoap Hand aufs Herz - und entsprechend groß war der lesbische Aufschrei, als SAT.1 die Serie 2011 schon nach 234 Folgen einstellte. Bei YouTube leben „Jemma“ allerdings noch in etlichen Fan-Videos weiter.

Und das ist die dienstälteste Soaplesbe: Tanja (Sybille Waury) aus der Lindenstraße . Sie hatte ihr Coming Out 1996 und mit Franziska (Ines Lutz) ihre erste glückliche Beziehung, als sie sich im Jahr 2000 in ihre vorübergehende Mitbewohnerin Suzanne (Susanne Evers - bis heute die einzige offen lesbische Soap-Schauspielerin in einer queeren Rolle!) verliebte. Es folgten Hochzeit, Kind und 2009 die Scheidung: Suzanne verließ Tanja (und die Lindenstraße) wegen eines Mannes. Seitdem hatte Tanja nur eine kurze Beziehung mit Steffi (Isabell Brenner) und taucht überhaupt nur noch recht selten auf, da Sybille Waury leider nur noch in Teilzeit bei der ARD-Soap jobbt.