L-Mag

Wieso queere Lieferketten-Vielfalt wichtig für Unternehmen ist

Was hat das Lieferkettengesetz mit LGBTIQ zu tun? Was sind „diverse Lieferketten“, und welche Vorteile hat es für Unternehmen, wenn sie mit LGBTIQ-geführten Firmen zusammenarbeiten? Wir sprachen mit Fabienne Stordiau vom German LGBTIQ+-Business Chamber.

GGLBC Fabienne Stordiau

Von Saskia Balser

19.11.2023 - Mit dem Lieferkettengesetz (LkSG), das 2023 in Kraft trat, wird zum ersten Mal die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in den Lieferketten geregelt - und darunter fallen auch LGBTIQ-Rechte. Das German LGBTIQ Business Chamber (GGLBC) möchte die Sichtbarkeit und Akzeptanz von europäischen LGBTIQ+-Unternehmen erhöhen und interessierte Firmen zusammenbringen. Wir sprachen mit Fabienne Stordiau, Gründungsmitglied des GGLBC und Geschäftsführerin der Allround Team GmbH, einem frauengeführten Unternehmen in Köln.

Was kennzeichnet „diverse Lieferketten“?

Diverse Lieferketten berücksichtigen Zulieferer von Produkten und Dienstleistungen, die zu mindestens 51 Prozent im Besitz einer Person oder Gruppe sind, die zu einer traditionell unterrepräsentierten oder benachteiligten Gruppe gehören. Dazu zählen Unternehmen im Besitz von LGBTQ+, Frauen, ethnischen oder religiösen Minderheiten oder Menschen mit Behinderungen. Seit dem 1. Januar 2023 gilt in Deutschland das so genannte Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, von der die diverse Lieferkette profitiert, denn das Gesetz regelt unter anderem, dass Menschenrechte entlang der Lieferkette eingehalten werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen aus der LGBTIQ-Community die gleichen Chancen haben wie alle anderen auch – denn auch das ist ein Menschenrecht.

Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen, wenn sie Wert auf diverse Lieferketten legen?

Unternehmen, die sich der diversen Lieferkette öffnen, zeigen, dass sie für Diversität und Inklusion eintreten. Gleichzeitig unterstützen sie kleinere, auch LGBTIQ-geführte, Unternehmen. Nach wie vor ist das Coming-out im Arbeitsumfeld ein großes Thema. Zahlreiche Studien belegen, dass sich viele queere Menschen im Berufsleben nicht outen. Bei mir war es ähnlich: Als ich vor 25 Jahren meine Firma gegründet habe, bin ich auch nicht damit hausieren gegangen, dass ich lesbisch bin. Es hat ja schon gereicht, dass ich eine Frau bin. Ich habe das Spiel mitgespielt und mich nicht geoutet. Das hat sich Gott sei Dank geändert.

Was sind die Aufgaben des German LGBTIQ+ Business Chamber (GGLBC)?

Wir setzen uns dafür ein, dass queere Personen und Unternehmen die Gelegenheiten bekommen, sich mit den „big players“ an einen Verhandlungstisch zu setzen und im Idealfall Aufträge zu generieren. Natürlich stehen ihre Kompetenzen im Vordergrund, niemand wird einen Job bekommen, nur weil sie oder er queer ist. Viele große Unternehmen setzen inzwischen auf Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Diversität. Das ist eine gute Entwicklung. Wir unterstützen sie auf diesem Weg, in dem wir die Brücke in die LGBTIQ+-Community bauen und queere Unternehmen vermitteln.

Müssen LGBTIQ+- geführte Unternehmen für Euren Service bezahlen?

Nein, sie können sich kostenfrei anmelden. Wir sorgen dafür, dass die sensiblen Daten der Unternehmen und ihren Mitarbeitenden geschützt bleiben und stellen den Kontakt zu den großen Unternehmen und Konzernen her. Ob daraus letztlich eine Zusammenarbeit entsteht, liegt nicht mehr in unseren Händen. Aber ich kann auf einige erfolgreiche Vermittlungen zurückblicken, die zeigen: es funktioniert. Meine Firma zum Beispiel ist das erste LGBTIQ+ zertifizierte Unternehmen, das für Johnson & Johnson arbeitet.

Worum geht es bei dem Symposium, das am 24. November in Köln stattfindet?

Es geht um die diversen Lieferketten. Wir haben alle Player, die dafür nötig sind, eingeladen, zum Beispiel Vertreter:innen aus Konzernen wie Audi oder Bayer. Audi ist übrigens das erste deutsche Unternehmen, das unserer europäischen Schwesterorganisation EGLCC beigetreten ist. Da waren wir wirklich erstaunt. Ausgerechnet bei einem Unternehmen aus der Automobilbranche hätten wir das nicht erwartet.

Müssen Unternehmen „beweisen“, dass sie queer sind, um von euch vermittelt zu werden?

Dass ein Unternehmen von Frauen, von PoC oder von Menschen mit Behinderung geführt wird, lässt sich leicht belegen. Dass es von queeren Menschen geführt wird, ist schwieriger nachzuweisen, wird aber im Rahmen unserer Möglichkeiten überprüft. Doch bringen wir es mal auf den Punkt: Ein weißer heterosexueller cis-Geschäftsmann ist in jedem Golfclub besser aufgehoben als in einer LGBTIQ Business Chamber.

Am GGLBC-Symposium „Kettenreaktion – Auf dem Weg zu diversen Lieferketten“, 24. Nov., 10-15 Uhr, kann man auch per Zoom teilnehmen – Anmeldung hier

 

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