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Yes, si, oui, kyllä, ja: Ehe für Lesben und Schwule - ab heute in 23 Ländern

Heute heiraten in Deutschland die ersten lesbischen und schwulen Paare. Wir stellen die Länder vor, die uns bei der Eheöffnung überholt haben. Wer waren die ersten? Wo protestierte der Papst höchstpersönlich dagegen? Und wo war die Zustimmung am höchsten?

Danielle Madeley/ CC-BY-SA, Pixabay/ CC0

Von Karin Schupp

01.10.17 - Ab heute dürfen lesbische und schwule Paare in Deutschland heiraten - mit den gleichen Rechten und Pflichten, wie sie auch für Heteropaare gelten. Nur einen bedeutenden Unterschied gibt es noch: Die Stiefkindadoption gilt weiterhin, das heißt: auch die Ehefrau gilt nicht automatisch als Elternteil des leiblichen Kinds ihrer Partnerin (wir berichteten). Informationen zum Eherecht und zur (freiwilligen) Umwandlung der Lebenspartnerschaft stehen auf der Webseite des Lesben- und Schwulenverbands LSVD.

Damit reiht sich Deutschland in die 23 Staaten weltweit ein, die die Ehe geöffnet haben:

Niederlande (seit 2001): Das erste Land weltweit, das die Ehe für Lesben und Schwule öffnete, hat die Bevölkerung zu 91% auf seiner Seite! Umgekehrt ist übrigens die Eingetragene Partnerschaft auch für Heteros offen: In den ersten drei Jahren seit der Einführung 1998 war ein Drittel der registrierten Paare hetero.

Belgium (seit 2003): In Belgien zeigte sich, wie die Ehe-Öffnung die Akzeptanz fördert: 2006 waren noch 62% der Belgier dafür, dass Lesben und Schwule in Europa heiraten dürfen – 2015 waren es schon 77% (Quelle: Eurobarometer).

Spanien (seit 2005): Die Gesetzesänderung wurde von 66% der Bevölkerung befürwortet, und auch König Juan Carlos zeigte indirekt seine Unterstützung, indem er das Gesetz noch am selben Tag unterzeichnete, als es auf seinem Schreibtisch landete. Bisher gab es knapp 42.000 gleichgeschlechtliche Eheschließungen, davon waren 40% Frauenpaare (Stand: Ende 2016).

Kanada (seit 2005) war das erste Land außerhalb Europas, das die Ehe für Lesben und Schwule legalisierte. Zuvor hatten Gerichte bereits in acht der zehn kanadischen Provinzen die Heirat geöffnet. 2016 waren ein Drittel der rund 73.000 gleichgeschlechtliche Paare in Kanada verheiratet.

Südafrika (seit 2006) erlaubte als erstes (und bisher einziges) afrikanisches Land Lesben und Schulen zu heiraten und folgte damit einem Urteil des Verfassungsgericht, das eine Diskriminierung von Lesben und Schwule im Ehe-Recht feststellte. Das Diskriminierungsverbot von Homosexuellen hatte Südafrika schon 1994 – als weltweit erstes Land! – in seine Verfassung aufgenommen.

Norwegen (seit 2009) war das erste Land Skandinaviens, das die Ehe-Gleichstellung einführte. Das Gesetz wurde auch von den beiden – liberalen bzw. konservativen - Oppositionsparteien unterstützt. Anders als in Deutschland wurde von Beginn an festgelegt, dass in lesbischen Ehen auch die nicht-leibliche Mutter „vom Moment der Empfängnis“ juristisch als Elternteil gilt.

Schweden (seit 2009): Bei der Einführung der Eingetragenen Partnerschaft 1995 war die Mehrheit noch recht knapp, vierzehn Jahr später stimmten sechs der sieben Parlamentsparteien für die Gleichstellung mit der Ehe – nur die Christdemokraten waren dagegen. Die Zustimmung der Bevölkerung lag bei der Einführung bei über 70% und stieg bis 2015 auf 90% (Quelle: Eurobarometer).

Portugal (seit 2010): Die Gegner hatten den damaligen deutschen Papst Benedikt auf ihrer Seite, der bei einem Besuch des Landes die gleichgeschlechtliche Ehe als „heimtückisch und gefährlich“ bezeichnete. Vermutlich war die katholische Kirche daran beteiligt, dass das Gesetz zunächst weder die gemeinsame Adoption noch die Stiefkindadoption erlaubte – diese Rechte kamen erst 2016 dazu.

Island (seit 2010): In einem der tolerantesten Länder der Welt – schon 2004 waren 87% der Bevölkerung für die Ehe-Öffnung – wurde die Angleichung der Ehe an die Eingetragene Partnerschaft (seit 1996) vom Parlament ohne Gegenstimmen angenommen. Zu den ersten Hochzeitspaaren gehörten die damalige Premierministerin Jóhanna Sigurðardóttir und ihre Frau, die Autorin Jónína Leósdóttir.

Argentinien (seit 2010): Die damalige Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner setzte die Ehe-Öffnung gegen die Proteste der katholischen Kirche durch. Das Volk hatte sie auf ihrer Seite: Die Zustimmung lag bei 70%.

Dänemark (seit 2012) war das erste Land, das 1989 die eingetragene Partnerschaft einführte. Deren Rechte wurden sukzessive erweitert, bis zur Gleichstellung mit der Ehe dauerte es aber noch dreizehn Jahre. Das Eherecht gilt seit 2016 auch für Grönland und seit Juli 2017 für die Färöer; in der autonomen, zur dänischen Krone gehörende Inselgruppe wurde am 6. September die erste homosexuelle Ehe geschlossen.

Brasilien (seit 2013): Der eingetragenen Partnerschaft (seit 2004) folgte 2011 die „união estável”, die der Ehe schon sehr ähnlich war, danach erlaubten einige Bundesstaaten die “volle” Ehe, bis sie landesweit eingeführt wurde – dies allerdings gegen die knappe Mehrheit der Brasilianer: 48% waren zu diesem Zeitpunkt gegen die Ehe für alle, 45% waren dafür.

Frankreich (seit 2013): In unserem Nachbarland wurde vor der Gesetzesänderung laut gestritten, der Protest rechtsextremer und christlich-fundamentalistischer Gruppen hatte allerdings ebenso wenig Erfolg wie eine Verfassungsklage der konservativen Oppositionspartei UMP. Bis Ende 2016 heirateten rund 32.600 lesbische und schwule Paare.

USA (seit 2013): Schon 2004 öffnete Massachusetts die Ehe, weitere Bundesstaaten folgten – eine Entwickung, die konservative Gesetzgeber durch den „Defense of Marriage Act“ (der die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau definierte) aufzuhalten versuchten. Präsident Obama befürwortete zwar die Gleichstellung, konnte sie aber politisch nicht durchsetzen. Das gelang erst dem Obersten Gerichtshof, als er der Klage der lesbischen Witwe Edie Windsor (1929-2017) stattgab.

Uruguay (seit 2013): Die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe war ein Wahlversprechen der Partei Frente Amplio (Breite Front), die die Wahl 2009 mit absoluter Mehrheit gewann. Damals war eine knappe Mehrheit des Volkes dafür, Ende 2013 war die Zustimmung immerhin auf 62% gestiegen.

Neuseeland (seit 2013): Die von der lesbischen Abgeordneten Louisa Wall (Labor Party) eingebrachte Gesetzesvorlage spaltete das Land: In der Bevölkerung hielten sich Ablehner und Befürworter die Waage. Das hat sich inzwischen möglichweise geändert: Ende 2016 sagte Premierminister Bill English, der das Gesetz abgelehnt hatte: „Ich würde jetzt vermutlich anders stimmen. Ich glaube nicht, dass die Homo-Ehe eine Bedrohung für die Ehen anderer ist.“

Großbritannien (seit 2014): Legal heiraten dürfen lesbische und schwule Paare allerdings nur in England, Wales und Schottland - Nordirland erlaubt nach wie vor nur die Eingetragene Partnerschaft und bekräftigte zuletzt in diesem Jahr, dies nicht ändern zu wollen. Auch sechs der 14 britischen Überseegebieten erkennen die gleichgeschlechtliche Ehe nicht an.

Luxemburg (seit 2015): Das Parlament stimmte 2014 der Gesetzesänderung zu, am 1. Januar 2015 trat sie in Kraft. Premierminister Xavier Bettel und sein Lebensgefährte Gauthier Destenay gehörten zu den 120 homosexuellen Paaren, die im ersten Jahr heirateten.

Irland (2015) war das erste Land, in dem eine Volksbefragung zur Ehe-Öffnung führte: 62% der Wählerinnen und Wähler hatten für eine geschlechtsneutrale Umformulierung des Ehe-Gesetzes gestimmt. Auch alle Parteien im Parlament waren dafür.

Kolumbien (seit 2016): In dem südamerikanischen Land, in dem sich 57% der Bevölkerung gegen die Ehe-Öffnung aussprechen, war das Thema eine Sache der Gerichte. Nach einer Reihe von Urteilen über einen Zeitraum von rund zehn Jahren bestätigte das Verfassungsgericht, dass gleichgeschlechtliche Eheschließungen legal seien. Im ersten Halbjahr 2017 heirateten 183 Frauen- und 234 Männerpaare.

Finnland (seit 2017): Schon 2010 wollte die Justizministerin die Eingetragene Partnerschaft (seit 2002) in die Ehe umwandeln, wurde im Parlament aber knapp überstimmt. Eine Petition hatte mehr Erfolg: 2013 wurde sie von 107.000 Menschen unterschrieben, die nötigen 50.000 Unterschriften waren schon am ersten Tag zusammengekommen. Es dauerte dann aber noch vier Jahre bis zur Einführung.

Malta (seit 2017): Auch vom erzkatholischen Inselstaat wurden wir überholt – hier trat die Ehe-Öffnung am 1. September in Kraft. Die Bevölkerung trägt die Entscheidung mit und zeigte dabei ein beeindruckendes Umdenken: 2016 sprachen sich 61% dafür aus – vor zehn Jahren waren es nur 18% gewesen.

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