L-Mag

Von Karin Schupp

24.7.2025 - Hallo an alle zurückgekehrten Charming-Fans und ein herzliches Willkommen an alle, die erst durch die neue Princess von der Sendung erfahren haben. Für alle Neulinge: Princess Charming ist wie Der Bachelor, nur mit lesbischen, bisexuellen und queeren Singles. Und dadurch viel Community- und Solidaritätsgefühle - und, na klar, auch Techtelmechtel untereinander.

Letzteres wurde von RTL zunächst aktiv ausgeblendet, brach dann aber doch durch und erreichte in Staffel 4 einen Höhepunkt (Seleya und Lucia sind übrigens noch heute ein Paar). Wer nun gehofft hat, dass RTL damit den Weg zu Charming Girls gebahnt hat, wird enttäuscht sein: Der Sender bleibt beim klassischen Konzept und will den Fokus offenbar wieder stärker auf die Princess richten. 

„Ich bin nicht für Reichweite hier. Ich will mich verlieben.“

Aber jetzt ab nach Koh Samui: Vanessa „Nessi“ Borck, die in den einschlägigen Motiven – im Pool, am Strand, in ihrer Villa – gezeigt wird, ist die erste Princess mit Kind (2) und von Beruf Influencerin (@nessiontour). Dass Nessi mit 1,4 Mio. Instagram-Follower:innen nicht gerade die „Prinzessin von nebenan“ ist, sorgte im Vorfeld für Kritik. Aber: „Ich bin nicht für Reichweite oder zum Spaß hier. Ich will mich wirklich verlieben“, sagt die 28-Jährige, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten (März) seit acht Monaten Single war und noch nie mit einer anderen Person als ihrer Ex-Frau Sex oder ein Date hatte. Mit einem Mann zusammen zu sein, kann sie sich nicht vorstellen („Für mich ist das einfach so eine Gurke.“), außerdem ist sie „90 % Herz, 10 % Kopf“ und „der kitschigste Mensch der Welt“.

Wer Nessis Story noch nicht kennt: Bekannt wurde sie mit ihrer damaligen Frau Ina als @coupleontour. Auf ihrem Kanal thematisierten sie ihre Hochzeit, Kinderwunschbehandlung, Inas tragischen Schlaganfall 2022 und die Geburt ihrer Tochter, die Nessi nur wenige Tage später zur Welt brachte. Im September 2024 machten sie ihre Trennung nach acht Jahren bekannt (Ina inzwischen mit ihrem Freund Fabi liiert).

Da sollte es doch endlich mal wieder mit der Liebe klappen

Unterm Strich: RTL ging auf Nummer sicher und castete nicht nur eine Princess, die viele Fans mitbringt und damit hohe Einschaltquoten verspricht, sondern auch eine Person, die nicht von einer Ex im Cast überrascht werden kann. Außerdem wurden vor allem Singles ausgewählt, die auf feminine Frauen stehen, wie ihren Vorstellungsclips auf Instagram zu entnehmen ist. Da sollte es doch endlich mal wieder mit der Liebe klappen, denn bisher war die Erfolgsquote ja nur mäßig: Lediglich aus Hanna und Jessi in Staffel 2 (2022) wurde ein Paar (zumindest für drei Jahre).

Während Nessi in Zeitlupe den Strand entlang reitet, müssen die Singles mit ihrem Gepäck zu Fuß und bergauf zu ihrer Unterkunft stapfen. Und das in der thailändischen Hitze! Fieser Realityshow-Kniff oder war das Budget so knapp?

„Cheers to the Queers“

Schauplatz ist nicht mehr die gewohnte Villa am Strand (die ihr übrigens für 592 $/ Nacht mieten könnt), sondern ein im Grünen gelegenes Haus mit Aussicht, das angemessen mit „Oh mein Gott!“ und „Whaaat?“ kommentiert wird. Wie es die gute alte Charming-Tradition will, wird alsbald mit Sekt angestoßen („Cheers to the Queers!“) und ordnungsgemäß mit Kleidern in den Pool gesprungen.

Nach und nach lernen wir die 18 hoffnungsfrohen Teilnehmerinnen (alle verwenden für sich weibliche Pronomen) kennen. Als erstes ist da Anna, bisexuelle Fahrlehrerin aus Iserlohn, die zuvor vor allem Männer gedatet hat. Ebenso Chantal-Jale aus Wuppertal, die in Köln 50667 mitspielt und letztes Jahr durch ihre erste Frauenbeziehung auf den Geschmack kam. Lotti aus Berlin ist Tiktokerin und möchte Sichtbarkeit für ihre Diabetes-Erkrankung schaffen. Bianca ist die einzige weitere Berlinerin (auch hier ging man nach Staffel 4 wohl auf Nummer sicher!) und mit 35 die älteste im Cast. Kim hatte ihr Coming-out mit 13 und war mal (das sagt sie hier aber nicht) mit Fußballstar Lena Oberdorf zusammen. Seinep spielt selbst Fußball (Bezirksliga) und wünscht sich vier Kinder.

Natürlich gibt's auch ein Ex-Paar in der Villa

Und die Influencerin Fiona verströmt Selbstbewusstsein: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine nicht bekommen habe, die ich haben wollte.“ Die - nach Nessi - zweitbekannteste Person der Staffel kennt ihrerseits einige Frauen im Cast: Vor allem Kim und sie sind „sehr eng“, wie sie sagt. Trotzdem behaupten beide, nicht gewusst zu haben, dass die andere bei Princess Charming mitmacht. Auch Chantal und Lotti kannte Fiona bereits vorher und: Donija hat sie vor zwei Jahren sogar gedatet. Für die allein erziehende Mutter mit zwei Hunden war Fiona die „erste Frau, die ich so richtig gedatet habe“, eine feste lesbische Beziehung hatte sie bisher noch nicht. Überhaupt noch nie eine Beziehung hatte die Pädagogikstudentin Julia – mehr erfahren wir über sie nicht.

Alia nimmt sofort Lotti ins Visier

Marlene aus Köln hält sich für ein „Alphatier“ und hat ein kinky Single-Jahr hinter sich, aber „jetzt reicht’s mit lustig und Dreiern und Vierern.“ Jeni aus Essen gilt trotz Tomboy-Äußerem in ihrem überwiegend heterosexuellen Freundeskreises als „kleine Tussi“. Die 26-Jährige verwendet für sich weibliche Pronomen, sieht sich aber weder als Mädchen oder Junge: „Ich bin einfach Jeni.“ Die weitgereiste Johanna, Studentin aus Freiburg, und Caro, die sich auf diesem Wege bei ihrer Familie outet, erlebten ihr Coming-out dank der 1. Staffel von Princess Charming (ob wohl je eine Frau ihr Hetero-Coming-out durch den Bachelor hatte?). Alia hält sich für eine „Mini-Psychologin“, liebt die Liebe und nimmt sofort Lotti ins Visier.

Als schnell entflammbar bezeichnet sich auch die Pflanzenfreundin Vanessa aus Dresden. Lara – früher Tomboy, heute Femme – und die pansexuelle, actionfreudige Kelly sind Motorradfans. Und schließlich die einzige Kandidatin mit Lesbenklischee-Kurzhaarschnitt: Shirine aus Hanau, die American Football spielt und mit gebrochener Hand anreist. Ach ja: Elsa ist diesmal nicht dabei.

Fiona und Donija ziehen einen Schlussstrich (ooooder?)

Bevor sich neu verliebt werden kann, setzen sich Fiona und Donija zusammen und arbeiten im Schnelldurchlauf ihre Affäre auf, denn seit der Trennung hatten sie keinen Kontakt mehr. Da gibt’s aber laut Doni nicht viel zu bereden: „Alles cool. Wir sind im Guten auseinander.“

Im Haus wird das Klatschthema begierig aufgenommen. Seinep fragt Donija aus („Sie kam in meinem Leben leider zu einem falschen Zeitpunkt.“), Marlene schnappt sich Fiona. Die traut dem Frieden nicht so ganz und erzählt, dass Doni einige Monate zuvor in einem Livestream über eine Frau gesprochen habe, für die sie immer noch schwach werden könnte – da ging’s wohl um sie, glaubt Fiona: „Deshalb habe ich Respekt vor dieser Situation.“

Außerdem gesteht Fiona, dass Donijas Kind „gestört“ habe. Upps. Im Einzelinterview präzisiert sie: „Es ist nie intensiver geworden, weil das Kind immer geschrien hat und dann in der Mitte von uns schlafen musste.“ Okay, das ist natürlich schon ein Mood-Killer. Fiona betont aber, dass sie jetzt reif für ein Kind in der Beziehung sei. Außerdem stehe sie auf ältere Frauen und „auf Mommys in a way. Ich find’s ultra hot.“ Da hat Nessi ja noch mal Glück gehabt (und Fiona empfiehlt sich schon mal für den Maike-Gedächtnis-Preis fürs beste Denglish).

Das ist natürlich der passende Zeitpunkt, Nessi als Mutter zu präsentieren. Ihre Tochter (2) ist nämlich dabei – „mich gibt’s nur im Doppelpack“ - und wird während der Drehs von ihrer Schwester betreut.

Die Princess kommt! Und wie!

Eine gute halbe Stunde ist vorbei und endlich steht die Ankunft der Princess an. Jetzt erfahren wir auch, wofür das für zuvor eingesparte Budget benötigt wurde: Von vier Tänzerinnen und Pyrofontänen (obwohl: die waren wahrscheinlich noch vom letzten Finale übrig – da wurden sie ja nicht gebraucht) flankiert, taucht Nessi dramatisch aus Bühnennebel auft. Beginnt jetzt die Bachelorisierung von Princess Charming?

Die Kandidatinnen ist’s egal, sie wären auch ohne Glitzer und Tamtam hin und weg: „Heiß!“, „Perfekt!“, „So schön!“, „Zehn von zehn!“, „Die femininste Princess“. Und ja: Viele (die meisten? Alle außer Jeni?) erkennen Nessi. Die wiederum kennt nur Fiona und das auch nur aus den Sozialen Medien (*erleichtertes Seufzen im Produktionsbüro*).

In den ersten Begrüßungsminuten tun sich Jeni und Alia mit charmantem Verhalten hervor. Aber die erste, die so richtig in die Offensive geht, ist Anna: Sie bietet sich für eine Hausführung an. Allerdings lassen sich zur ihrer Enttäuschung auch Bianca und Johanna nicht abschütteln.

In großer Runde verkündet die Princess ihr analoges Dating-Profil: Gold Star-Lesbe, „Jungfrau im Daten“, Mutter einer Tochter und nur für monogame Beziehungen zu haben.

Vanessa eröffnet das Speed-Dating

Und damit ist das Speed-Dating eröffnet: Vanessa ist mit ihrem Move, Nessi ihren Lieblingsort in der Villa („Meine Muschi-Bubu-Area“) zu zeigen, am schnellsten.

Nebenbei erfahren wir, dass Nessi Zigarettenrauch nicht mag und die Kamera schwenkt auf die rauchende Anna (allerdings nicht die einzige Raucherin im Haus).

Es folgen Seinep, deren Augen und Ausstrahlung Nessi gefallen, und Caro, die nach Dealbreakern fragt. Dass sie noch nie eine Beziehung hatte, ist für Nessi kein Hindernis, aber eine Fernbeziehung kommt für sie nicht in Frage.

Lotti hat sicherlich die letzte Staffel geschaut und positioniert sich safe als monogam. Shirine und sie teilen die Love Language „Physical Touch“, Marlene trägt Socken in derselben Farbe wie Nessis Kleid und Kim ist „überwältigt, fasziniert“. Alia schenkt ihr eine Umarmung, Bianca ist 100 % lesbisch und Chantal „stand eigentlich schon immer auf Frauen“ – Nessi scheint alle nach ihrer sexuellen Identität alle zu fragen (sagt aber nicht, welche Rolle das für sie spielt). Fiona beichtet gleich ihre Ex-Affäre mit Donija.

Kettenvergabe und der erste Rauswurf

Und dann ist auch schon Schluss und die erste Eliminierungsrunde steht an: Schon am ersten Abend wird eine Kandidatin ausziehen müssen. Schlechte Karten für das Drittel der Singles, die kein Tête-à-Tête mit Nessi ergattern konnten, denn von den anderen hat’s keine so verkackt, dass ihr ein Rauswurf droht.

Eine frühe Nummer 1 hat Nessi bisher aber nicht, wie sie uns verrät. Aber eine frühe Nummer 18. Nessi, nun barfuß, lässt als erste Vanessa weiterkommen, dann Seinep und Lara (von der noch nichts weiter zu hören war – hatte sie überhaupt ein Gespräch mit ihr?), als letzte Shirine, Julia und Anna (eine Logik ist in der Reihenfolge nicht zu erkennen).

Und welche unschuldige Kandidatin trifft’s? Kelly, die actionfreudige Bikerin. Sie konnte Nessi auf den ersten Blick nicht überzeugen und muss abreisen, noch bevor ich den ersten „Action-Action-Action“-Witz machen konnte. Ciao, Kelly, ich hoffe, du hast dir noch ein paar schöne Tage in Thailand gemacht!

In der nächsten Folge: Das erste Gruppendate und: Ellenbogen werden ausgefahren (das mögen wir in der freundlichen Princess Charming-Bubble aber gar nicht!!).

Prognose für die Top 3: Fiona, Lotti, Seinep

Satz der Woche: „So muss der lesbische Himmel aussehen.“ (Shirine in der Villa)

Wort der Staffel: Maus

Hier geht's weiter zu unserem Rückblick auf Folge 2.

Alle Folgen-Rückblicke findet ihr unter dem Menüpunkt „Princess Charming“ auf l-mag.de.

Princess Charming, Staffel 5, 10 Folgen, seit 24. Juli bei RTL+; neue Folgen immer donnerstags

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