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Tyshea von Princess Charming: „Ich wünsche mir, dass die Kritik in etwas Positives verwandelt wird“

Wir sprachen mit „Princess Charming“-Kandidatin Tyshea über die Hoffnungen, mit denen sie bei der lesbischen Datingshow mitmachte, und welche davon enttäuscht wurden, über ihre Küsse mit Hanna und was uns die Sendung nicht zeigte.

RTL+/ Screenshot Tyshea (l.) und Hanna

Von Sonya Winterberg

21.8.2022 - Wer sich für modernen Tanz interessiert, kannte Tyshea Lashaune Suggs (30) vielleicht schon vor der Ausstrahlung von Princess Charming. Alle anderen kennen die Kölner Tänzerin seit Staffel 2 der lesbischen Datingshow, in der sie es unter die letzten sechs Kandidatinnen schaffte - bis sie Princess Hanna in Folge 7 selbst darum bat, ihre Kette zurückgeben zu dürfen (unser Folgenrückblick).

Wir unterhielten uns mit Tyshea über ihre Gründe, bei Princess Charming mitzumachen, was sie in der Sendung lernte, wieso Hanna nach dem Kuss mit ihr in eine Mülltüte spucken musste und natürlich auch, wie sie mit der Kritik des Publikums umgeht und was ihr selbst an der Staffel nicht gefällt.

L-MAG: Wie blickst du auf diese Staffel zurück? Was ist dein persönliches Fazit?

Tyshea: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich finde, dass ich tatsächlich ganz gut weggekommen bin. Es gab ja andere Teilnehmerinnen, die haben gar keine Sendezeit bekommen oder wurden immer nur in Situationen gezeigt, die ungünstig waren. Das blieb dann häufig unkommentiert und wurde nicht in den richtigen Kontext gesetzt. Das war bei mir nicht der Fall und darüber bin ich, ehrlich gesagt, ziemlich froh. Betrachtet man aber die ganze Staffel, dann hätte ich mir das allerdings anders erhofft und ganz anders erwartet.

L-MAG:  Worauf führst du das zurück?

Tyshea: Ich glaube, ich kann für alle Kandidatinnen sagen, dass wir uns beworben haben, weil wir von der ersten Staffel so überzeugt waren und weil das so phänomenal war. Wir hatten alle Bock, da anzuknüpfen. Wir hatten auch Lust, weiter bestimmte Themen anzusprechen, einen Diskurs anzuregen und Geschichten zu erzählen, die wir in unserem Alltag erleben. Ich weiß nicht, was dem Sender für diese Staffel vorschwebte, aber ich hatte das Gefühl, dass diesmal der Fokus ein bisschen mehr auf Trash lag beziehungsweise, dass das Format jetzt nicht nur für die Community sein sollte, sondern für die breite Öffentlichkeit.

L-MAG: Welche Erwartungen hattest du denn im Vorfeld?

Tyshea: Ich hatte natürlich viele Intentionen, weshalb ich da mitmachen wollte. Tatsächlich hatte ich bislang noch gar nicht so viele Berührungspunkte mit der queeren Community gehabt, oder besser der FLINTA* Community. Es war auch mein Wunsch, dass ich da reingehe und lerne, dass ich mehr auf das Gendern achte, denn das war bei mir vorher noch nicht so verinnerlicht. Ich hatte mir erhofft, dass viele Menschen dabei sein werden, die mich bei der Hand nehmen und mir Dinge zeigen und erklären können. Mich interessierten die Erlebnisse der anderen, denn ich habe das große Privileg, dass ich noch nie schlimme Dinge erleben musste. Meine Hautfarbe und meine sexuelle Orientierung haben noch nie zu Diskriminierung geführt. Ich dachte, wenn ich jetzt vielleicht auch mal Extrembeispiele höre, dass ich dann selbst vielleicht mutiger werde und mich traue, meinen Mund aufzumachen. Das war meine größte Hoffnung, dass ich mutiger werde, für andere Menschen Stellung zu beziehen, auch wenn mich deren konkrete Situation vielleicht nicht direkt betrifft.

RTL

L-MAG: Und hat sich das dann so für dich erfüllt?

Tyshea: Also, ich hatte einen Tag in der Villa, das war Tag 2 oder 3. Da hatten Jay und Caro sehr viel erzählt, was sie schon alles durchmachen mussten. Da ist mir noch mal bewusst geworden, was ich bislang für ein Glück hatte. Da hatte ich so einen Moment, an dem ich dachte, dass ich künftig einfach nicht mehr still bleiben werde. Inzwischen ist ein bisschen Zeit vergangen und jetzt kam ja gerade dieser krasse Shitstorm in den sozialen Medien, verbunden mit viel Negativität. Das hat mich dann doch wieder eingeschüchtert. Ich fragte mich, was ich eigentlich glaube, wer ich bin, dass ich für andere Menschen mitsprechen kann. Das ist ja nicht so richtig mein Recht. Deswegen bin ich da momentan noch ein wenig am Suchen. In jedem Fall konnte ich aber aus der Teilnahme mehr Kraft entwickeln – definitiv.

L-MAG:  Ein Kritikpunkt an dieser Staffel war, dass die Diversität des Casts nicht sehr breit war. Wie hat sich das für dich dargestellt?

Tyshea: Also, für mich war das schon ein sehr bunter Haufen. Wir hätten unterschiedlicher nicht sein können. Wenn man es jedoch auf den Typ Frau bezieht, war es allerdings schon so, dass die feminineren Kandidatinnen überwogen haben. Das hatte sicher auch damit zu tun, was die Princess suchte. Andererseits hatten wir alle, glaube ich, erwartet, dass dieses Mal eine trans Frau dabei wäre. Es gab in der letzten Staffel schon keine und jetzt wieder nicht.

L-MAG:  Du hattest eben schon den Shitstorm erwähnt und auf Instagram auch angedeutet, dass du eine Social Media-Pause machen möchtest. Wie ernst ist es dir damit?

Tyshea: Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mal auf Social Media präsent wäre, hätte ich geantwortet: Auf keinen Fall! Das ist so gar nicht meine Welt. Meine durchschnittliche Instagram-Zeit pro Tag ist heute bei vielleicht 25 Minuten. Ich konsumiere das eben auch gar nicht. Leider braucht man das in meinem Beruf heutzutage. Natürlich verstehe ich, dass es eine gute Plattform sein kann, um auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen – auch auf mich und meinen Beruf. Das ist schön, dass es jetzt auch weiter wachsen kann. Oder dass ich jetzt auch mal für Tanzprojekte angesprochen werde, die ich ohne diesen Bekanntheitsgrad nicht bekommen hätte. Ich werde also nicht ganz aufhören damit, aber ich brauche die Pause, um mir darüber klar zu werden, was ich eigentlich will.

L-MAG: Wie geht es dir mit der Wiedersehensshow?

Tyshea: Ich bin, ehrlich gesagt, schon froh, wenn es jetzt erst mal vorbei ist. Der ganze Trubel hat mehr mit mir gemacht, als ich mir hätte erträumen können. Aber ich freu mich, dass die Show so gelaufen ist, wie wir sie uns gewünscht haben – nämlich ohne Drama. Eigentlich so, wie es auch die ganze Zeit bei uns war. Ich freue ich mich, dass wir nach außen zeigen konnten, dass wir uns alle gegenseitig respektieren. Auch wenn sich nicht jede mit jeder gleich gut versteht, aber das muss man vielleicht auch nicht. Das, was wir gemeinsam erlebt haben, kann uns einfach niemand nehmen.

RTL+/ Screenshot Gruppenkuscheln: Tyshea mit Anastasia, Laura, Sarah und Caro

L-MAG: Bei der Wiedersehensshow waren nicht alle dabei.

Tyshea: Nee, wir hatten gedacht, dass vielleicht zehn von uns eingeladen werden, aber am Ende waren es eben nur sechs. Wer die sechs sein sollen, hat dann die Redaktion entschieden. Ich war leider nicht dabei.

L-MAG:  Wenn man sich die Kandidatinnen anschaut, gab es ja die verschiedensten Charaktere. Caro etwa, die für die trockenen Kommentare zuständig war. Sarah, die zumindest sehr ruhig wirkte, was aber auch an der fehlenden Sendezeit liegen kann oder auch Sabcho… Würdest du sagen, die Persönlichkeiten der Frauen waren in den Sendungen gut getroffen?

Tyshea: Also ich muss schon sagen, dass ich bei der Darstellung einzelner schockiert war und dachte, krass, was man im Schnitt alles daraus machen kann. Sarah zum Beispiel war von Anfang an eine meiner engsten Beziehungen. Wir hatten uns schon am Flughafen gesehen, waren da aber noch zu schüchtern, einander anzusprechen. Wir waren uns beide sicher, dass wir das gleiche Ziel haben würden. Sarah ist eine hochpolitische, intelligente Person, die superwichtige Beiträge geliefert hat. Ich finde es einfach schockierend und ich habe keine Antwort darauf, weshalb sie quasi gar keine Sendezeit bekommen hat. Genauso Kathi. Sie wurde immer nur darauf reduziert, dass sie bei der katholischen Kirche arbeitet. Hinter ihrer ruhigen Art steckt so viel mehr, als gezeigt wurde. Meinem Gefühl nach wurden die Charaktere so reingeschoben, wie es dem Sender gepasst hat. Auch wenn in allem ein Funken Wahrheit stecken mag, wurden manche Kandidatinnen doch sehr überzeichnet dargestellt.

L-MAG: Lass uns über die Princess reden. Wie hat sich Dein Verhältnis zu Hanna entwickelt?

Tyshea: Am Anfang war ich superaufgeregt und sehr schüchtern ihr gegenüber. Ich war total beeindruckt von ihr und wollte nichts falsch machen. Das psychische Spiel, das in der Sendung mit den Kandidatinnen gespielt wird, darauf bin ich voll reingefallen. Aber als wir dann unser Einzeldate hatten, konnten wir mal ganz entspannt reden, über viele verschiedene Dinge. Ich habe von ihr fragile Seiten kennen lernen dürfen, und das war dann der Punkt, wo ich auch loslassen und wieder ich selbst sein konnte. Dann habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass ich sie doll mag, aber dass sie nicht die richtige Partnerin für mich wäre und ich im Laufe der Sendung wohl auch keine Gefühle für sie entwickeln könnte.

L-MAG:  Das Einzeldate war ja schon deshalb ein wenig legendär, weil es sehr unromantisch wirkte. Eine Holzbank, auf der sich Hanna distanziert zurücklehnte, das Essen blieb nebendran liegen, und geküsst habt ihr euch auch nicht…

Tyshea: Was man in der Sendung nicht sah: Wir sind vor der Holzbank relativ lange Motorrad gefahren. Schon während dieser Fahrt haben wir uns ununterbrochen unterhalten. Das ist für mich auch so ein Rätsel, weshalb man das nicht mal ansatzweise gezeigt hat. So sah es aus, als hätten wir uns was zu essen geholt, sitzen da und reden ein bisschen und dann ist es schon vorbei. Aber in Wirklichkeit war es von Anfang an voll schön, innig und vertraut. Von außen mag es so aussehen, als sagte ihre Körpersprache ‚ja, ich lehn mich mal zurück‘, aber für mich fühlte es sich in dem Moment gar nicht so an, weil unser Gespräch so intensiv war und unsere Blicke eben auch. Das mit dem Küssen hat sich einfach nicht ergeben. Ich dachte mir, Hanna nimmt sich eigentlich immer, was sie will. Das hat sie in dem Moment nicht getan, und das war dann auch ok so.

L-MAG: Wo wir beim Küssen sind… es kam ja dann doch noch zum Kuss.

Tyshea: (lacht) Ja. Ich glaube, es half, dass ich keine romantischen Gefühle hatte. So war es für mich gar nicht so schlimm. Hätte ich ein Kribbeln gespürt, dann wäre es schwierig für mich gewesen, dass Hanna auch andere geküsst hat. Was zum Beispiel aus dem Gespräch zwischen Amelia und mir nicht gezeigt wurde, war meine Erklärung, weshalb ich mich entschlossen hatte zu gehen. Ich war nicht eifersüchtig, wenn Hanna andere küsste. Das war für mich ein Zeichen, dass da nix ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass es für andere schon schwieriger war.

L-MAG: Was gab denn am Ende den Ausschlag, dass es Zeit war, die Villa zu verlassen?

Tyshea: Na ja, bei Jessi war von Anfang an klar, dass sie Hanna will. Dann merkte ich auf einmal, dass auch bei Caro Gefühle da waren. Mir war dann klar, bis dahin war es ok, drin zu sein, weil ich erst mal selbst schauen musste, was ich wollte. Aber an diesem Punkt, wo nun auch Gefühle der anderen im Spiel waren, da wäre es einfach nicht fair gewesen zu sagen, ich bleibe, nur damit ich eine schöne Zeit habe. Dann hätte vielleicht jemand gehen müssen, der ein echtes Interesse an Hanna hatte. Nicht dass ich am Ende im Finale gestanden hätte und dann offenbaren muss, dass ich die Princess gar nicht will. Als wir nur noch so wenige waren, wurde es wirklich ernst, und ich musste überlegen, ob ich das noch wollte. Die Antwort war nein und deswegen habe ich die Villa dann auch verlassen.

L-MAG: Jessi war also auch bei Euch schon recht früh die große Favoritin?

Tyshea: Ja, tatsächlich. Ich hatte seit dem ersten Abend den Eindruck, dass es Jessi wird. Es war weniger, was Hanna gesagt hat. Ich nehme einfach viel wahr und nehme auch viel von anderen auf. Meine Intuition hat mir früh gesagt, dass die beiden ein Paar werden.

L-MAG: Zurück zu dir. Bist du noch Single?

Tyshea: (überlegt kurz) Ich sag mal so: Ich bin zumindest gerade mal nicht am Daten.

L-MAG: OK, lassen wir das mal so stehen. Gibt es vielleicht noch ein Geheimnis aus der Villa, das du uns noch erzählen magst?

Tyshea: Also natürlich gibt es Geheimnisse, aber ich muss mal kurz überlegen, was davon ich erzählen kann… Wir hatten ja manchmal diesen Glitzer auf den Lippen. An dem Abend, als Hanna und ich uns küssten, hatte ich auch etwas davon auf den Lippen. Ein oder zwei Abende davor hatte Hanna von Maria Glitzer auf die Lippen bekommen. Jetzt hatte sie immer noch Reste davon im Mund und meinte dann zu mir: „Ich habe das Gefühl, überall hängt noch was.“ Nachdem sie mich geküsst hatte, entdeckte sie Mülltüten auf dem Boden und hat dann erstmal in eine der Tüten gespuckt. Und ich so: „Hanna, ernsthaft!? War es jetzt so schlimm, mich zu küssen?“ Sie lachte und antwortete: „Nein, aber ich habe schon wieder überall Glitzer im Mund und der muss raus!“ Und dann haben wir uns wieder geküsst und sie spuckte noch mal in die Tüte. Ich hatte da ein bisschen Schiss vor der Ausstrahlung, weil es hätte ja so aussehen können, als ob sie mich ekelhaft fand – aber es war wirklich nur wegen des Glitzers.

L-MAG: Ein Wort zum Schluss?

Tyshea: Ich wünsche mir einfach, dass die ganze Kritik, die der Sender jetzt bekommen hat oder auch teilweise wir, die Teilnehmerinnen, am Ende in etwas Positives verwandelt wird. Nämlich, dass alle daraus lernen und man dann aus der dritten Staffel noch mal was Neues und Schönes rausholen kann.

 

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