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Krakau: Welterbe mit coolem Nachtleben

Die Stadt besticht mit viel Leben, ist aber dennoch kein Lesbenparadies

Arkadius Neumann/pixelio.de

l-mag – Bereits seit 1978 ist die Altstadt von Krakau UNESCO-Weltkulturerbe, im Jahr 2000 war Krakau Kulturhauptstadt Europas. Zeit für einen Blick in das Schatzkästchen unserer östlichen Nachbarn.
Beata ist nur eine von vielen jungen Lesben in Polen, die am Wochenende gerne nach Krakau pilgern. Krakau ist ihr Mekka. Und doch ist es vielleicht nur jener Ort in Polen, der am wenigsten homophob ist. Hier an der Weichsel liegen die Wurzeln der polnischen Nationalidentität, die im Kern als katholisch, konservativ und gelegentlich auch sehr nationalistisch gilt. „In Krakau ist aber einfach auch am meisten los. Hier gibt es die coolsten Clubs und die nettesten Mädels“, erzählt Beata, die aus einem Dorf in den nahe gelegenen Karpaten kommt.

Ein Lesbenparadies nach westlichen Vorstellungen ist Krakau trotzdem nicht, auch wenn sich die mit ihren 750.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Polens sonst nicht verstecken muss. Am schönsten ist es in und um die Altstadt, die sich leicht zu Fuß erobern lässt. Straßenmusiker, Akrobaten und Künstler konkurrieren um die Gunst der Besucher, Jugendstilcafés und zahlreiche Galerien laden zum Verweilen ein. An so manchen Ecken sitzen skurrile Wahrsagerinnen, die multi-lingual die Zukunft deuten.
Nicht zuletzt prägen auch die 50.000 Studenten aus aller Welt das reiche Nachtleben der Stadt, von dem sich ein Großteil in den über zweihundert Kellerkneipen der Altstadt abspielt. Ebenfalls direkt in der Altstadt gelegen sind das Ars und das Pod Baranami, zwei plüschige Programmkinos.

CSD in Krakau 2009, Foto: queer.bird.pl

Rund um den riesigen Marktplatz, dem Rynek Glowny, mit seinen mächtigen Tuchhallen und der gotischen Marienbasilika befindet sich das touristische Zentrum der Stadt. Schlesische Straßenmusikanten, alte Kräuterweiblein und lokales Kunsthandwerk prägen die Atmosphäre. Anders als die meisten polnischen Städte wurde Krakau im zweiten Weltkrieg nicht zerstört und besitzt daher eine der vollständigsten Bausubstanzen, von der Romanik bis zum Jugendstil Europas mit besonders vielen Baudenkmälern aus der Gotik und Renaissance.

Von hier ist es nur ein kurzer Fußmarsch in den Stadtteil Kazimierz, früher eine selbstständige jüdische Stadt. Hier hat sich inzwischen die Bohème
niedergelassen und mit ihr preiswerte Cafés, Ateliers und Galerien. Zu Weltruhm kam der Ort schließlich durch Steven Spielbergs Hollywoodstreifen „Schindlers Liste“, der zu einem großen Teil an Originalschauplätzen in Kazimierz gedreht worden ist. Neben den Künstlern lebt heute eine kleine Gemeinde orthodoxer Juden hier.

Nördlich der Altstadt liegt der Stadtteil Kleparz, bekannt aufgrund des
großen Obst- und Gemüsemarkts, dem Rynek Kleparski. Das ganze Jahr findet hier an sechs Tagen in der Woche Markt statt. Wer gerne kocht, findet hier alle Zutaten für die polnische, jüdische und osteuropäische Küche. Paprika von süß bis scharf, Berge von Pilzen, je nach Jahreszeit frisch oder getrocknet, rotwangige Äpfel, Knoblauch und bunt geflochtene Zwiebelzöpfe.

Im Herbst lädt Krakau zu einem dreimonatigen Jazzfestival ein. Einer der bekanntesten Musiker, die in der Stadt leben, ist der Violinist Nigel
Kennedy, der einmal über die lokale Jazzszene gesagt haben soll, dass sie höchstens von der in New York übertroffen werde. Beata will im Dezember wiederkommen. „Die Weihnachtsstimmung und die gemütlichen Abende in den Jazzkellern sind für mich und meine Freundin gesetzt – jedes Jahr wieder.“    
Sonya Winterberg

Infos: www.cracow.gayguide.net

ThisGay & Lesbian Bar and Dance Club: ul. Filipa 7, mittwochs Lesbenabend, am Wochenende immer voll und abwechslungs­­reiches Programm
Kitsch: ul. Wielopole 15/4, ehemals der Krakauer Szenetreffpunkt, wird inzwischen mehr und mehr von Heteros besucht
Plastic: ul. Berka Joselewicza 21, eine neue schwullesbische Location von den Gründern des Kitsch

CSD in Krakau: neben Warschau hat Krakau im Mai den größten CSD in Polen; www.tolerancja.org.pl oder www.myspace.com/marsztolerancji

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