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Paris: Vier Männer nach Cybermobbing gegen lesbische Olympia-Peformerin verurteilt

„Es hinterließ ein Loch in meinem Herzen“: Die lesbische Aktivistin und DJ Barbara Butch war nach ihrem Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 massiven Hassbotschaften ausgesetzt. Nun wurden vier Männer dafür verurteilt.

Imago/ Bestimage Barbara Butch (Mitte) mit Dragqueens bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris 2024

Von Karin Schupp

25.11.2025 - In Paris wurden am letzten Freitag vier Männer wegen Cybermobbings gegen die lesbische DJane und LGBTQ-Aktivistin Barbara Butch verurteilt. Sie erhielten Freiheitsstrafen zwischen vier Monaten auf Bewährung und - für einen Anklagten - zehn Monaten Haft: Ihm bescheinigte das Gericht „besonders schwerwiegende Taten”. Ein fünfter Beschuldigter wurde freigesprochen.

Die Französin war bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris mit Dragqueens Szene aufgetreten. Die Szene sorgte für weltweites Aufsehen, weil sie von Erzkonservativen und Trollen als Verspottung des religiösen Gemäldes „Letztes Abendmahl“ missverstanden wurde. Tatsächlich handelte es sich um eine Hommage an die griechische Mythologie: ein dionysisches Festmahl.

Daraufhin war Butch massiven antisemitischen, homophoben, sexistischen und dickenfeindlichen Hassbotschaften, Gewalt-, Mord- und Vergewaltigungsandrohungen ausgesetzt. Am ersten Prozesstag im August berichtete die 44-Jährige im Zeugenstand, dass sie deswegen nicht mehr ihre Periode bekam, Panikattacken, Platzangst und Schuppenflechte entwickelte und Antidepressiva nehmen musste.

Als ‚schmutzige Jüdin‘, ‚schmutzige Lesbe‘ und ‚Fettsack‘ beschimpft

„Es hinterließ ein Loch in meinem Herzen“, sagte sie. „Ich wurde als ‚schmutzige Jüdin‘, ‚schmutzige Lesbe‘ und ‚schmutziger Fettsack‘ beschimpft.“

Die Angeklagten, darunter ein Student, ein Vater und eine Pflegekraft, gestanden, die Nachrichten geschickt zu haben, bestritten aber, dass es sich dabei um Cybermobbing handelte. Nur zwei Männer entschuldigten sich; einer erklärte seine Taten mit sozialer Isolation und Alkohol und erwähnte, dass er selbst bisexuell sei.

Als Butch von einem der Verteidiger gefragt wurde, ob ihr klar sei, dass ihr Auftritt Menschen verletzt haben könnte, antwortete sie: „Das Einzige, was Ihrem Mandanten wehgetan hat, war, vor den Augen ganz Frankreichs dicke Menschen, Lesben, Schwule und Menschen anderer Hautfarbe zu sehen.“

Butch, die im September ihre Frau Camille Robbins heiratete, gehört zu den bekanntesten LGBTQ- und Fat Acceptance-Aktivist:innen Frankreichs. Zu Beginn des Prozesses erklärte sie, warum sie trotz der psychischen Belastung vor Gericht gezogen ist: „Mein ganzes Leben lang habe ich mich geweigert, ein Opfer zu sein: Ich werde meinen Mund nicht halten.“

 

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