K-Word #533: Neues aus der Lesbenwelt
Gossip sind zurück, Billie Eilish hat sich geoutet (oder?), „Princess“ Madleen, Fußballstars Sam Kerr und Kristie Mewis sind verlobt, „Promi Big Brother“, Kate Moennig & Leisha Hailey, Tracy Chapman, Dolly Parton, queere Grammy-Nominierte – und mehr!
Von Karin Schupp
27.11.2023 - Gossip sind wieder da! Die queere Rockband, die 2009 den Welthit „Heavy Cross“ hatte, kehrt nach elf Jahren Pause mit neuer Musik zurück: Heute erschien ihr neuer Song „Crazy Again“ (der laut Sängerin Beth Ditto davon handelt, „verliebt zu sein und sich sicher zu fühlen“), im März 2024 erscheint ihr neues Album „Real Power“. Ohne Corona hätte die Reunion schon früher stattgefunden: Das Trio begann schon Anfang 2020 mit den Aufnahmen, wurde aber durch die Pandemie unterbrochen. Ditto, die mit dem trans Mann Teddy Kwo zusammen ist (K-Word #242), veröffentlichte 2018 ihr Solo-Album „Fake Sugar“ und war auch als Schauspielerin unterwegs (zuletzt in einer lesbischen Rolle in der Serie Monarch). Drummerin Hannah Blilie spielte in ihrer Heimatstadt Portland bei verschiedenen Bands, und Gitarrist Nathan Howdeshell flog in den letzten Jahren völlig unter dem Radar.
War das ihr Coming-out? Letzte Woche postete Popstar Billie Eilish ein Selfie, über das sie den Filter „Gay & Tired“ gelegt hatte, und sagte der Zeitschrift Variety: „Ich fühle mich körperlich zu [Frauen] hingezogen. Aber ich bin auch so eingeschüchtert von ihnen und ihrer Schönheit und ihrer Präsenz.“ Eilishs Fans spekulieren schon lange über die sexuelle Identität der 21-Jährigen, die bis Frühjahr mit dem Rocksänger Jesse Rutherford zusammen war - so diskutierten sie im Sommer einen Post, in dem sie Maya Hawke (Stranger Things) als ihren „Promi-Crush“ bezeichnete (K-Word #520). Eilish wurde aber auch schon „Queerbaiting“ vorgeworfen (= Queerness andeuten, ohne es tatsächlich zu sein), etwa wegen ihres Videos zu „Lost Cause“ (das für mich, ehrlich gesagt, gar nicht lesbisch rüberkommt).
Am 10. November wurden die Grammy-Nominierungen bekannt gegeben, und neben Billie Eilish (5 Nominierungen) und Spitzenreiterin SZA (9), die im letzten Jahr mit L-Gerüchten kokettierte, stehen auch viele offen lesbische/ queere Musikerinnen auf der Liste: Zu den Top-Nominierten gehören die bisexuelle R&B-Sängerin Victoria Monét (7; K-Word #519), das queere Frauentrio boygenius (6) – Phoebe Bridgers ist außerdem für ihren Song „Ghost in the Machine“ mit SZA nominiert -, die lesbische Countrysängerin Brandy Clark (6) und der pansexuelle Popstar Miley Cyrus (6). Die 9-fache Gewinnerin Brandi Carlile bekam vier Nominierungen, diesmal aber nur als Produzentin der neuen Alben von Brandy Clark und Joni Mitchell sowie für ihre Duette mit Clark („Dear Insecurity“) und Miley Cyrus („Thousand Miles“). Janelle Monaé (K-Word #490) wurde zwei Mal nominiert, und die bisexuelle Rapperin Ice Spice könnte zum „Best New Artist“ gekürt werden und den begehrten Musikpreis für „Barbie World“, ihre Kollaboration mit Nicki Minaj ft. Aqua, bekommen.
Madleen von Princess Charming beantwortete bei Youtuber Aljosha Zuschauer:innen-Fragen, darunter auch: Wieso sie sich als Princess beworben hat? (Hat sie nicht, sie wurde zunächst als Teilnehmerin gecastet.) Ob sie in der Sendung so gezeigt wurde, wie sie wirklich war? („Ja, das war voll ich.“ Nur ihre Klamotten waren meistens nicht ihre eigenen - und auch nicht ganz ihr Stil.) Und wie viel Kontakt hat sie noch mit ihrer Auserwählten Elsa? („Gar keinen. Das ist auch von mir so gewollt.“) Unsere Folgen-Rückblicke und unsere „3 Ideen für lesbische Datingshows“ findet ihr hier.
Nach ihrem Kuss in der Princess Charming 3-Villa wurden sie tatsächlich ein Paar – und sind es auch ein halbes Jahr nach den Dreharbeiten noch, wie aktuelle Fotos zeigen: Tiktokerin Desi, die in Folge 3 freiwillig (und fast fluchtartig) auszog, und Halbfinalistin Aleyna (jetzt auch Tiktokerin).
Die 11. Staffel von Promi Big Brother (SAT.1, ab 20. Nov.) wird hoffentlich nicht so toxisch wie das gerade beendete Sommerhaus der Stars – und die lesbische Bewohnerin Manuela Wisbeck (K-Word #267) kommt hoffentlich besser rüber als das Princess Charming-Paar Hanna und Jessi (K-Word #532)! Die Entbehrungen, die ihr im „armen Bereich“ von Big Brother drohen, machen der Schauspielerin (Notruf Hafenkante) und L-MAG-Leserinr keine Angst: „Ich kenne Luxus nicht und lebe auch zu Hause nicht im Luxus. Wir leben eher einfach.“ Für die 40-Jährige ist es die erste Reality-Show, aber 2013 war sie bei Let’s Dance und landete - als bisher beste lesbische Kandidatin! - auf Platz 5.
Wenn schon kein Glück in der Liebe, dann wenigstens im Spiel: Am letzten Samstag wurde die frisch von ihrer Frau getrennte Ali Krieger (K-Word #529) mit einem Sieg ihres Teams Gotham FC über OL Reign US-Fußballmeister. Für Krieger und ihre gute Freundin, OL Reign-Stürmerin Megan Rapinoe (K-Word #532), war es zugleich das letzte Match ihrer Karriere. Letztere musste allerdings bereits nach drei Minuten wegen eines Achillessehnenrisses (ohne Fremdeinwirkung) den Platz verlassen. „Wenn es einen Gott gäbe, dann wäre das der Beweis, dass es ihn nicht gibt“, sagte sie auf der Pressekonferenz nach dem Spiel (und kassierte dafür direkt einen religiösen Shitstorm). Zu ihren Zukunftsplänen äußerte sich bisher keine der beiden, aber Krieger deutete an, dass sie sich vorstellen könne, Trainerin zu werden.
US-Nationalspielerin Kristie Mewis, die ebenfalls zum Meisterteam des Gotham FC gehört, dürfte aber auch ohne den Pokal schon sehr gut drauf sein: Sie hat sich mit ihrer Freundin, Australiens Fußballstar Sam Kerr, verlobt, wie sie letzte Woche gegenüber der Zeitschrift People bestätigte. Das Paar hat sich Ende 2020 während des Corona-Lockdowns auf Instagram kennen gelernt und führen seitdem eine Fernbeziehung zwischen New York (Mewis) und London (wo Kerr beim Chelsea FC spielt). Das Verlobungsgerücht kursierte seit September, als an Mewis‘ Ringfinger plötzlich ein Diamantenklunker aufgetaucht war (K-Word #525).
Seit der Absetzung von The L Word: Generation Q (K-Word #501) und dem erst kürzlich beendeten Streik in Hollywood sind Leisha Hailey und Kate Moennig zwar als Schauspielerinnen arbeitslos, aber nicht tatenlos: Neben ihrem Podcast PANTS verkaufen sie jetzt auch die passenden Merch-Klamotten: In der „Concrete and Cocktails Collection“ – Beton (bzw. Hausbau) und Cocktails sind beliebte Gesprächsthemen in Pants – gibt’s unter anderem Socken (17,95 $), T-Shirts (37,95 $) und robuste Arbeitsjacken (113,95 $); ab einer bestimmten Bestellsumme kriegt ihr noch ein signierte Polaroidfoto dazu. Aber Tempo ist angesagt: Der Verkauf endet am 24. November.
Tracy Chapmans Song „Fast Car“ ist zwar schon 35 Jahre alt, wurde aber letzte Woche bei den Country Music Awards zum „Song of the Year“ gekürt. Genauer gesagt war es das Cover des Countrysängers Luke Combs, für das Chapman ausgezeichnet wurde – als erste Schwarze in dieser Kategorie. Die vierfache Grammy-Gewinnerin bedankte sich aber via schriftlicher Erklärung „für die Ehre“. Die 59-Jährige, die in den 90er Jahren eine Lesbenikone war und seit ihrem Album „Our Bright Future“ (2008) nichts mehr veröffentlicht hat, hat sich nie zu ihrer sexuellen Identität geäußert. Anders ihre Ex, die Autorin Alice Walker („Die Farbe Lila“): Sie sprach schon mehrfach darüber, dass sie Mitte der Neunziger ein Paar waren.
Country-Superstar Dolly Parton macht ihrem Ruf als queere Ikone mal wieder alle Ehre: Auf ihrem ersten Rock-Album (heute erschienen) singt die zehnfache Grammy-Gewinnerin unter anderem Duette mit den lesbischen und schwulen Musiker:innen Linda Perry, Joan Jett, Melissa Etheridge, Elton John, Judas Priest-Frontmann Rob Halford, ihrer Patentochter Miley Cyrus und Brandi Carlile. Auch die LGBTQ-Allys P!nk, Lizzo und Debbie Harry sind auf „Rockstar“ vertreten - aber auch Trump-Fan Kid Rock. „Nur weil ich Kid Rock liebe, heißt das nicht, dass ich euch nicht liebe“, verteidigte sich die 77-Jährige. „Ich verdamme und kritisiere nicht. Ich akzeptiere und liebe einfach.“ In dem Interview kommentierte sie auch die Anti-Trans-Gesetzgebung ihrer Heimat Tennessee und stellte sich schützend vor die Lesben, Schwule und Trans* in ihrem familiären und beruflichen Umfeld. „Sie können nichts dafür, genauso wenig wie ich etwas dafür kann, dass ich Dolly Parton bin. Wenn es etwas zu verurteilen gibt, dann ist das Gottes Sache. Aber wir sind alle Gottes Kinder, und wir sind, wie wir sind.“
Suli Puschban (K-Word #293) veröffentlicht heute „Unsere Stadt spricht viele Sprachen“, ihr erstes Album, das sich nicht explizit an Kinder richtet. Auf dem Album sind neben der Berliner Liedermacherin („Ich hab die Schnauze voll von Rosa“) auch 25 Gastsänger:innen zu hören, darunter Dota Kehr, Konstantin Wecker und die lesbische Irin Wallis Bird (K-Word #479), mit der sie zur CSD-Saison den Song „Pride“ aufnahm. Am 26. November findet im Berliner Club „SO36“ die Record Release-Party statt.
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