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K-Word #130: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Keine Oscar-Nominierung als Bester Film für "Carol", Amandla Stenberg ("Tribute von Panem") outet sich als bi, Ellen & Portia haben ein Kid (aber schickt keine Windeln!), Lady Gaga, Jill Ellis, Wallis Bird, L-Beach, Neues von "Marbecca" und mehr.

Von Karin Schupp

l-mag.de, 15.1.2016 - Nach der gestrigen Verkündung der Oscar-Nominierungen ging ein lesbischer Aufschrei um die Welt: Nachdem Carol am Sonntag schon bei den Golden Globes (K-Word #129) komplett leer ausgegangen war, bekam er keine Nominierung als Bester Film, und auch Regisseur Todd Haynes blieb unerwähnt - und das, obwohl Carol 2015 der Film mit den besten Kritiken war und ja immerhin in sechs wichtigen Oscar-Kategorien ins Rennen geht. Eine lesbische Liebesgeschichte, in der Männer nur Nebenrollen spielen, ist den Mitgliedern der Academy, die überdurchschnittlich männlich, alt (und übrigens auch weiß) sind, offensichtlich nicht geheuer.

Nominiert sind aber Cate Blanchett (Beste Hauptrolle) und Rooney Mara (Beste Nebenrolle - was verwundert, aber ihre Chancen verbessert), Kamera, Filmmusik, Kostümdesign und Phyllis Nagy für das Drehbuch (in diesem Clip spricht sie darüber). Damit treten in dieser Kategorie zwei lesbische Autorinnen gegeneinander an: Neben Nagy steht auch Emma Donoghue für die Adaption ihres Romans Room (D-Start: 17.3.) auf der Liste.

Phyllis Nagy - Foto: Screenshot Screenplay Featurette, The Weinstein Company

The Danish Girl, der ebenfalls ohne Golden Globe blieb, bekam vier Oscar-Nominierungen: Eddie Redmayne, Alicia Vikander für ihre Rollen, Bestes Kostümdesign und Bestes Szenenbild.

Die einzige queere Frau auf der Oscar-Liste 2016 ist Lady Gaga: Sie ist für ihren Song “Til it Happens to You“ nominiert, den sie mit Diane Warren für die - nicht nominierte - Doku The Hunting Ground über Vergewaltigungen auf College-Geländen schrieb. Die Nachwuchsschauspielerin hielt bereits bei den Golden Globes als einzige die Regenbogenfahne hoch: Sie wurde für ihre bisexuelle Rolle in der TV-Serie American Horror Story: Hotel  ausgezeichnet, während die queeren Serien Transparent und Orange is the New Black in diesem Jahr völlig leer ausgingen.

Amandla Stenberg, bekannt als Katniss' Verbündete Rue aus Tribute von Panem 1, hat sich als bisexuell geoutet. „Es ist zutiefst schmerzhaft, gegen die eigene Identität anzukämpfen und sich in Formen zu pressen, in die man nicht passt. Als jemand, der sich als schwarze, bisexuelle Frau identifiziert, kenne ich das, und es tut weh, es ist schwierig und unangenehm“, sagte das Cover-Model der Teen Vogue letzte Woche in einem Video auf Tumblr, nachdem sie einen Tag lang den Snapchat-Accounts der US-Mädchenzeitschrift bespielt hatte. „Ich habe all die Frauenfeindlichkeit und Homophobie und Transphobie um mich herum satt, und ich weiß, dass es euch auch so geht!“ Der neue Film der 17-Jährigen, As You Are, hat in zwei Wochen beim Sundance Filmfestival Premiere.

Jill Ellis, Trainerin des US-Weltmeisterteams der WM 2015 in Kanada, wurde am Montag in Zürich zur „FIFA World Coach of the Year“ im Frauenfußball gekürt. Die gebürtige Engländerin, die mit Frau (im Clip zu sehen) und Tochter in Florida lebt, trainiert das Team seit 2012. FIFA-Weltfußballerin des Jahres und damit Nachfolgerin von Nadine Keßler wurde US-Kapitänin Carli Llyod. Célia Šašić, die auf der Bühne ihre Schwangerschaft bekannt gab, kam auf Platz 2.

Tolle Aktion von Wallis Bird: Die Berliner Musikerin aus Irland gab am letzten Samstag ein 12-stündiges Konzert im Berliner “Auster Club” und sammelte damit 2500 Euro für den Verein Kinder auf der Flucht. Ihren Mega-Gig von 14 Uhr bis 2 Uhr nachts, bei dem sie einige Gäste auf der Bühne begleiteten, hielt sie beeindruckend gut durch. Deutlich kürzer, aber bestimmt nicht weniger energiegeladen könnt ihr siebeim nächsten L-Beach Festival (21.-24. April) sehen, wo sie schon 2013 begeisterte.

Wallis Bird im letzten Drittel ihres 12-Stunden-Sets - Foto: Facebook/ Wallis Bird Official Page, Jens with the lens

Weitere Early Birds, die schon jetzt im L-Beach-Programm stehen: Aus Hamburg reisen das Dancehall-Duo Chefboss ("Blitzlichtgewitter") und die Rockband Tyna mit Frontfrau Tina an, aus München die Electropopper Cosby mit Sängerin Maria Kobylka, aus Berlin kommt Miss Platnum ("Lila Wolken"), und Heather Peace (Lip Service), bereits 2011 zu Gast am Ostseestrand, stellt ihre neue EP "Come Home" vor, die im April erscheint. Der aktuelle Film der lesbischen Musikerin und Schauspielerin, Never Let Go, bekam übrigens - es ist die Zeit der Preisverleihungen - zwei Nominierungen bei den britischen "National Film Awards" 2016.

Heather Peace und Tochter Annie - Foto: Twitter/ Peace

A propos Kids: Ellen DeGeneres und Portia de Rossi haben jetzt auch eins! Also, jetzt kein Kind, sondern einen süßen Hundewelpen namens Kid. "Es gibt ja schon ewig Gerüchte darüber, wann Portia und Ellen ein Kind haben werden", sagte Ellen in ihrer Show. "Und jetzt kann ich sagen, wir haben ein 'kid'." Das Paar dementiert regelmäßig, eigene Kinder zu wollen.

Seit gestern im Kino: Der Dokumentarfilm Janis - Little Girl Blue über die bisexuelle Musikerin Janis Joplin (1943-1970; siehe unseren Artikel „12 Filme, auf die wir uns freuen“). Für ein Spielfilm über Joplins Leben stehen Amy Adams (Julie & Julia) und der schwule Regisseur Lee Daniels (Der Butler) in den Startlöchern, das Projekt liegt aber wegen juristischer Streitigkeiten der Produzenten derzeit auf Eis. Dieses und ein weiteres Biopic stecken schon seit Jahren in der Planungsphase fest, in früheren Versionen waren unter anderem Pink, Zooey Deschanel, Renee Zellweger, Britney Spears, Scarlett Johansson, Lindsay Lohan und Melissa Etheridge als Hauptdarstellerinnen im Gespräch.

Janis Joplin 1970 - Foto: Grossman Glotzer Management Corporation

News für "Marbecca"-Fans: Tatjana Kästel, die bisexuelle Gräfin Rebecca von Lahnstein in Verbotene Liebe, hat einen neuen Job: Wie heute bekannt wurde, wird sie Kommissarin in der ZDF-Krimiserie SOKO Köln. Nächste Woche ist Drehstart, wann die neuen Folgen mit ihr laufen, ist noch nicht bekannt. Und während ihr diese Zeilen lest, singt Melanie Kogler, die als Marlene in der inzwischen beendeten ARD-Soap die andere Hälfte von "Marbecca" war, einen Song mit dem Schlagersänger Klaus Gerdes (kennt den jemand?) ein. Und das reicht mir völlig als Grund, einen Clip mit den schönsten Küssen des beliebten Soap-Paars zu posten...

In diesem Monat in der L-Filmnacht: Der schwedische Film Dyke Hard ist knallbunter Trash hoch zehn: Eine Lesbenband fährt zu einem Band-Wettbewerb, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Cyborgs, Dykes on Bikes, Ninjakämpferinnen, ein tödliches Rollerderby-Team, eine superfiese Knastdirektorin und Sex mit einem Geist - Regisseurin Bitte Andersson, eigentlich Comiczeichnerin, lässt in ihrer Action-Horror-Science Fiction-Musical-Komödie kein Klischee aus und stellte offenbar die komplette Queer-Szene Stockholms vor der Kamera. Kein Film, mit dem man Preise gewinnt, aber das Berlinale-Publikum 2015 hatte Spaß!

Achtung, Handy- und Tablet-Nutzerinnen: Die eingebundenen Clips werden möglicherweise nicht angezeigt - unsere Webseite ist leider (noch) nicht voll mobiltauglich.

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