K-Word #239: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Anna Calvi (Foto), "Black Panther" streicht lesbische Charaktere, Olympia-Medaillen und ein Neuzugang im "Team LGBT", Tami Glauser & Dominique Rinderknecht, Ellen Page & Emma Portner, Jeffrey Tambor fliegt bei "Transparent" raus - und mehr!
Von Karin Schupp
16.2.2018 - Bisher rankten um die englische Musikerin Anna Calvi (“Jezebel”) nur L-Gerüchte – so soll sie 2013 mit dem Supermodel Freja Beha Erichsen liiert gewesen sein -, am Dienstag aber postete sie zum ersten Mal ein Foto mit ihrer Liebsten! (Danke an L-MAG-Leserin Anja, die für uns die Augen offen hielt!) Wer die Glückliche ist, ist noch nicht bekannt. Calvi schrieb zuletzt die Oper “Der Sandmann”, die im Mai 2017 am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt wurde.
Das “Team LGBT” bei den Olympischen Winterspielen – siehe unsere Liste - ist gewachsen: Auch die deutsch-belgische Skeletonpilotin Kim Meylemans, die im Ostallgäu aufwuchs und für Belgien startet, ist offen lesbisch. Gestern erzählte sie der Zeitung Nieuwsblad, dass sie 2016 von russischen Athleten homophob beschimpft wurde, weil sie zu denjenigen gehörte, die wegen der Doping-Vorwürfe gegenüber Russland ein Weltcup-Rennen in Sotschi boykottieren wollten (es wurde daraufhin verlegt). “Ich wurde bedroht”, sagte die 21-Jährige. “’Es ist gut, dass du nicht nach Sotschi kommst, denn Homosexualität ist wie Krebs, und du bist krank.'"
Die Eisschnelläuferin Ireen Wüst (Niederlande) gewann Gold über 1.500 Meter und Silber über 3.000 Meter und ist jetzt mit insgesamt zehn Medaillen die erfolgreichste Olympiateilnehmerin aller Zeiten ihrer Sportart - Frauen wie Männer! Vor Ort angefeuert wurde sie auch von ihrer Frau Letitia de Jong (K-Word #233), die - neue Entwicklung! - von den TV-Kommentatoren nicht ignoriert wurde (auch wenn sie sie zur “Freundin” oder “Lebensgefährtin” machten).
Taminique tun Gutes: Das bekannteste Frauenpaar der Schweiz (K-Word #179), Model Tami Glauser und TV-Moderatorin Dominique Rinderknecht, engagiert sich in der neuen Kampagne #brutalnormal gegen häusliche Gewalt in Indien. In den Online-Spots rufen sie zu Spenden für die Schweizer Organisation Swissaid auf, die misshandelten Frauen Hilfe anbietet. Rinderknechts Spot könnt ihr hier anschauen, Glausers Clip steht hier:
Marvel hat‘s in Black Panther (aktuell im Kino) mal wieder verpasst, lesbische Charaktere auf die Kinoleinwand zu bringen: In der Comicvorlage gehört das Frauenpaar Ayo und Aneka zu den Leibwächterinnen des Superhelden – in der Verfilmung aber taucht Aneka gar nicht auf, und das Studio zerstreute eilig Gerüchte, dass Ayo (Florence Kasumba) mit Okoye (Danai Gurira) liiert sei. Damit ist – hinter den Kulissen - die Oscar-nominierte Kamerafrau Rachel Morrison (K-Word #236) die einzige Lesbe des Films! Bleibt zu hoffen, dass die Twitter-Kampagne #LetAyoHaveAGirlfriend in Teil 2 Gehör findet!
Black Panther ist nicht zu verwechseln mit der Fernsehserie Black Lightning: Hier ist eine lesbische Hauptfigur mit Superkräften unterwegs (Netflix; wir berichteten)! In seinen TV-Produktionen ist aber auch Marvel nicht ganz so heterofixiert: Sowohl in Marvel’s Runaways (ab Mai bei Syfy) als auch in New Warriors (US-Premiere: 2018) wurden die jugendlichen lesbischen Superheldinnen aus den Comics beibehalten.
Im Programm der Berlinale, die gestern in Berlin startete, stehen unter anderem auch zwei lesbische Spielfilme: Las herederas aus Paraguay (im Wettbewerb) und der österreichische Film L’Animale (im Panorama). Alle Berlinale-Filme von lesbischem Interesse stellen wir hier vor.
Ellen Page (Freeheld, Inception) und Emma Portner, seit Januar verheiratet (K-Word #233), gaben der New York Times ihr erstes gemeinsames Interview. Darin erzählt die Oscar-nominierte Schauspielerin, dass sie auf die Tänzerin und Choreografin im vergangenen Frühjahr aufmerksam wurde, als sie eines ihrer Tanzvideos auf Instagram sah: “Ich dachte, verdammt, ist die talentiert und cool!” Für Portner war die Sache hingegen schon länger klar: Sie sah Page in einem Film, “als ich so 12 war. Ich weiß noch, wie eine Freundin sagte: ‘Du bist genau wie dieses Mädchen.’ Ich wusste, dass sich unsere Wege eines Tages kreuzen würden – ich wusste nur nicht genau, wie oder wann…” Portner choreografierte zuletzt das Meat Loaf-Rockmusical “Bat Out of Hell” in London, Page ist bald in den Horrorfilm The Cured und in der lesbischen Lovestory My Days of Mercy (wir berichteten) zu sehen, Starttermine gibt es leider noch keine. Hier tanzt Portner, während Page auf der Gitarre Nelly Furtados “I’m Like a Bird” spielt:
Am Wochenende startet die Fußballbundesliga der Frauen in die Rückrunde (lest am Sonntag auf L-MAG Online unsere Fußball-Vorschau!), und auch für das einzige Ehepaar im Erstliga-Fußball, Ella Masar (VfL Wolfsburg) und Erin McLeod (FF USV Jena), beide seit der Winterpause in Deutschland (K-Word #236), wird’s ernst. McLeod stand ihrem neuen Arbeitgeber in diesem Interview Rede und Antwort, und Masar zeigte hier ihrem Club, dass sie es nicht nur in den Füßen, sondern auch in den Fingern hat:
Denise Ho , einer der größten Popstars Hongkong und offen lesbisch, musste ein Konzert in Malaysia absagen, weil ihr die Einreise ins Land verweigert wurde. Ihr Visaantrag sei “wegen ihrer Rolle in der LGBT-Community” abgelehnt worden, schrieb die Musikerin, die auch die kanadische Staatsangehörigkeit hat, gestern auf Facebook. „Man würde denken, dass sich die Welt 2018, wo viele Länder Rechte für Homosexuelle und gleichgeschlechtliche Ehen vorantreiben, weiterentwickeln würde. Aber dem ist nicht so.“ Ho (40) outete sich Ende 2012 auf dem Hongkong Pride und engagiert sich seitdem aktiv für LGBT-Rechte. In Malaysia ist Homo- und Transsexualität illegal.
Wie gestern bekannt wurde, flog Hauptdarsteller Jeffrey Tambor bei der queeren Serie Transparent raus. Seit ihm im Herbst zwei Trans-Kolleginnen, Trace Lysette und Van Barnes, sexuelle Belästigung am Set vorgeworfen hatten, liegt die Produktion von Staffel 5 auf Eis. Tambor, der für seine Rolle als Transfrau Moira einen Golden Globe und zwei Emmys gewann, fühlte sich "missverstanden" und kündigte wegen der "politisierten Atmosphäre am Set" zunächst seinen Ausstieg an, überlegte es sich danach aber anders. Jetzt entschied Serienboss Jill Soloway für ihn und versprach, für "Sicherheit und Würde am Arbeitsplatz" zu sorgen. In einer Erklärung zeigte sich Tambor "zutiefst enttäuscht" von Amazon und Soloway und bedauerte es, "dass diese bahnbrechende Serie, die so viele Leben verändert hat, nun in Gefahr ist. Das bricht mir am meisten das Herz."
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