K-Word #242: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: So lesbisch war die Oscar-Verleihung, Beth Ditto ist frisch verliebt, Coming Out im Profitennis, lesbische Fahnenträgerin bei den Paralympics, Sookee, Ilene Chaiken, Sara Ramirez und Jessica Capshaw ("Grey's Anatomy"), TV-Tipps und mehr!
Von Karin Schupp
9.3.2018 - Coming Out im Spitzentennis: Die belgische Spielerin Alison Van Uytvanck (Weltranglistenplatz 50), hat in einer Sportsendung zum ersten Mal über ihre Beziehung mit Greet Minnen, ebenfalls Tennisprofi, gesprochen. „Wir sind superglücklich zusammen, und das zeigen wir der Welt auch“, sagte sie. „Wir gehen sehr offen mit unserer Beziehung um, und meine Eltern sind stolz darauf. Das ist wichtig, weil uns diese Unterstützung gut tut.“ Tatsächlich machen die beiden auf Instagram kein Geheimnis aus ihrer Liebe, nur gegenüber den Medien hat die 23-Jährige darüber bisher nicht gesprochen. Van Uytvanck ist neben Johanna Larsson (K-Word #218) zurzeit die einzige offen lesbische Top 100-Spielerin.
Beth Ditto hat zum ersten Mal über ihre Trennung von ihrer Frau Kristin Ogata und ihre neue Beziehung gesprochen. „Jedes Liebeslied auf der Platte ist traurig, weil ich richtig traurig war“, sagt die Ex-Gossip-Sängerin auf NewNowNext über ihr erstes Solo-Album „Fake Sugar“, das im Juni erschien; während der Promotion habe sie aber „einfach gelogen“, wenn sie danach gefragt wurde. Jetzt aber bekennt sie, dass sie „dem Traum der Ehe“ aufgesessen sei und „nicht bereit dafür war. Wir hätten es nie tun sollen.“ Ditto und Ogata, die sich schon seit ihrer Jugend kennen, heirateten 2013 (K-Word #2) und noch ein zweites Mal 2015 (K-Word #78). Mittlerweile ist Ditto mit Teddy Kwo, Transmann und Bassist ihrer Begleitband, glücklich. „Boyfriend… das habe ich seit der Highschool nicht mehr gesagt“, sagt sie in dem Interview und erwähnt, dass sie als Paar viel respektvoller behandelt werden als sie und Ogata – „like night and fucking day."
Bei der heutigen Eröffnungsfeier der Paralympics war Andrea Eskau die deutsche Fahnenträgerin. Die querschnittsgelähmte 46-Jährige ist die einzige Sportlerin in Pyeongchang, die sowohl bei Sommer- als auch bei Winterspielen Gold gewann - im Handbike, Biathlon und Skilanglauf. Offen lesbisch war sie auch schon in Sotschi 2014 (K-Word #35), wo sie zwei Mal ganz oben auf dem Treppchen stand.
Ab Montag auf Netflix: In der Romanverfilmung Auslöschung (Trailer) soll ein Frauen-Team das Geheimnis eines mysteriöses, kontaminierten Gebiets erforschen, aus dem kaum jemand lebend zurückkehrte. Neben Natalie Portman und Jennifer Jason Leigh sind auch Tessa Thompson (die mutmaßliche Freundin von Janelle Monáe, K-Word #240) und als lesbische Anthropologin Gina Rodriguez (Jane the Virgin) zu sehen.
Gina Rodriguez spielt übrigens bald in Brooklyn Nine-Nine die Loverin von Kommissarin Rosa Diaz (Stephanie Beatriz), die sich kürzlich als bi outete (K-Word #229). Die laufende Staffel 5 der Comedyserie steht bereits bei Streaminganbietern.
Mit den Worten “Keine rassistischen ‘Frauenrechte’ in meinem Namen” startete die queerfeministische Rapperin Sookee eine Petition gegen die Kampagne #no120db, mit der Rechte unter dem Deckmantel der #MeToo-Debatte gegen Migranten hetzen. Ein Porträt von Sookee von der lesbischen Regisseurin Kerstin Polte könnt ihr morgen in Arte sehen (10. März, 23:40 Uhr) – oder schon jetzt in der Mediathek.
The L Word-Fans wissen es: Jenny war das Alter Ego von Serienschöpferin Ilene Chaiken, die ein ähnliches Coming Out erlebte. In der Videoreihe „Coming Out Stories“ von People und Entertainment Weekly erzählt die Produzentin diese Geschichte zum ersten Mal ausführlich: Ihre erste Liebe zu einer lesbischen Kneipenwirtin – in The L Word war das Marina - endete mit Herzschmerz, als deren Freundin aus Europa zurückkehrte:
In derselben Reihe spricht auch Sara Ramirez, die in Grey’s Anatomy die bisexuelle Ärztin Callie Torres spielte, über ihr öffentliches Coming Out als queer und bi 2016 (K-Word #169):
Wieder eine weniger: Callies Ex-Frau Dr. Arizona Robbins, eine der langlebigsten lesbischen TV-Charaktere, wird in der nächsten Staffel von Grey’s Anatomy nicht mehr dabei sein. Der Vertrag von Darstellerin Jessica Capshaws wurde zum Saison-Ende gekündigt. Auf Twitter bedankte sich Capshaw gestern für die letzten zehn Jahre. Die aktuelle Staffel 14 steht bei Streamingdiensten und läuft im Frühjahr bei ProSieben.
Nach Jeffrey Tambors Rauswurf bei Transparent (K-Word #239) wird Staffel 5 der queeren Serie wohl erst 2019 ausgestrahlt werden und nicht, wie geplant, 2018. Wie The Hollywood Reporter berichtet, wurden der Beginn der Dreharbeiten auf Dezember verschoben. Ob Tambors Rolle „Maura“ neu gecastet oder rausgeschrieben wird, ist noch nicht bekannt.
Aktuell in der Queerfilmnacht in über 20 Städten (hier alle Termine und Orte): Verrückt nach Cécile eine sympathisch-charmante Romantic Comedy aus Frankreich - lest hier unsere Filmkritik.
33 Männer und 6 Frauen (davon zwei in den Schauspielerinnen-Kategorien und vier weitere zusammen mit Männern) bekamen am Sonntag einen Oscar – da war in Sachen Geschlechtergerechtigkeit noch reichlich Luft nach oben. Und auch die beiden lesbischen Nominierten Dee Rees (Drehbuch) und Kamerafrau Rachel Morrison (K-Word #236) gingen leer aus. Aber eine lesbische Oscar-Gewinnerin gab’s dann doch: Pixar-Produzentin Darla K. Anderson wurde für Coco ausgezeichnet und dankte ihrer Frau Kori Rae (ebenfalls Pixar-Produzentin) - so wie auch Adrian Molina, der schwule Ko-Regisseur des Animationsfilms seinem Mann dankte!
Den L-Faktor erhöhten außerdem: Jodie Foster (mit Krücken und – neben Emma Stone – der einzige weibliche Star in Hosen), die mit Jennifer Lawrence den Academy Award für die beste Schauspielerin überreichte; St. Vincent, die Sufjan Stevens, nominiert für den Song „Mystery of Love“ (in Call Me By Your Name), auf der Gitarre begleitete; und die Trommlerin Eva Friedman, die mit Keala Settle („This Is Me“) auftrat.
Den Oscar für den besten ausländischen Film bekam das chilenische Trans-Drama Eine fantastische Frau, deren Hauptdarstellerin Daniela Vega zudem als erste Trans-Presenterin Oscar-Geschichte schrieb. Und der schwule Drehbuchautor James Ivory (89) gewann für Call My By Your Name und dankte “meinen Lebenspartnern, die nicht mehr leben”.
Dee Rees und Rachel Morrison waren zwar nicht auf der Bühne, dafür aber in der Werbepause zu sehen: Im US-Fernsehen lief da ihr für Samsung gedrehter Werbespot, in dem kreative Promis – darunter auch die beiden selbst - Mädchen dazu ermutigen, selbst etwas zu erschaffen.
Und auch bei einem zweiten Werbespot an diesem Abend führte Dee Rees Regie und zeigte darin eine lesbische Regenbogenfamilie:
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