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K-Word #290: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: News vom "The L Word"-Reboot, Kira Walkenhorst wird LGBT-Aktivistin, Miley Cyrus ist keine "brave Hetero-Lady", Dolly Parton, Ramona Bachmann & Alisha Lehmann, lesbische Oscar-Nominierungen, Gipfeltreffen der lesbischen Ellens - und mehr!

Von Karin Schupp

22.2.2019 - Beachvolleyball-Star Kira Walkenhorst wird zum Sprachrohr der Regenbogenfamilien. In den letzten Wochen sprach die Olympiasiegerin und Weltmeisterin, die mit ihrer Frau Maria im Oktober Drillinge bekam (K-Word #276), in den Talkshows Markus Lanz und Tietjen & Bommes, der Bunte und der Süddeutschen über die Benachteiligungen von lesbischen Paaren bei Samenbanken und beklagte, dass sie ihre Kinder in einem langen Prozess adoptieren muss. “Jetzt habe ich noch eine Stimme, die gehört wird. Das wollen wir nutzen“, sagte sie in der SZ. „Wenn so etwas nicht bekannt wird, wird es sich auch nicht ändern.“ Und auch mit Bettina Tietjens doofer Frage, ob die Begegnung mit dem Samenspender nicht „ein unangenehmes Erlebnis für das Kind“ werden könne, kam sie zurecht: „Ich stelle mir das so vor, dass sie mit uns als Eltern so erfüllt und zufrieden sind, dass sie vielleicht wissen wollen, wo sie genetisch herkommen, aber keine Vaterfigur in dem Sinne vermissen. Wenn sie das mit 18 wollen, können sie das gerne machen und kommen trotzdem danach wieder zu uns nach Hause.“

Walkenhorst/ InstagramKira (l.) und Maria Walkenhorst beim Familienausflug mit Emma, Mo und Pepe

Und wer sich fürs Sportliche interessiert: Walkenhorst, die Anfang des Jahres verletzungsbedingt zurücktreten musste (K-Word #284), liebäugelt bereits mit einem Comeback!

“Ich bin nicht lesbisch, aber ich habe so viele homosexuelle Freunde und akzeptiere alle so, wie sie sind”, sagte Dolly Parton der britischen Zeitung The Sun in ihrem achthundertvierundsechzigsten Dementi des uralten Gerüchts, mit ihrer besten Freundin Judy Ogle liiert zu sein (die länger an ihrer Seite ist als ihr Mann Carl Dean, mit dem sie auch schon seit 1966 verheiratet ist). Was die Country-Diva (73) auch nicht ist: pansexuell, bisexuell oder genderfluid. “So zu reden, ist irgendwie in Mode”, sagte sie. “Ich glaube, die wollen einfach nur zu dieser Bewegung gehören und tun so, als seien sie befreit und all das.” Und gab auch ihrer Patentochter Miley Cyrus, die sich bekanntlich als pansexuell und queer bezeichnet, einen mit: “Miley macht viel nur für den Effekt, und das tun auch viele andere.”

Miley Cyrus, die im Februar mit Tante Dolly bei den Grammy Awards (s. Clip) auftrat, möchte ihre Hochzeit mit Liam Hemsworth Ende Dezember denn auch nicht als “altmodisch” verstanden wissen: “Wir definieren neu, was es für eine queere Person wie mich bedeutet, in einer Hetero-Beziehung zu sein”, sagte sie in Vanity Fair. “Beziehungen und Partnerschaften in der neuen Generation haben nicht so viel mit Sexualität und Gender zu tun. Sex spielt eigentlich nur eine kleine Rolle, und Gender ist nur ein sehr kleiner, fast bedeutungsloser Teil von Beziehungen.” In einem Text, den sie ins Interview mitbrachte, heißt es außerdem: “Ich habe an meinem Hochzeitstag ein Kleid getragen, weil mir danach war, ich habe mein Haar geglättet, weil mir danach war, aber das macht mich nicht automatisch zur ‘braven Hetero-Lady’ (P.S. Heteras können auch badass sein).” Halt nur schade, dass sie so befreit ist und dann doch alles so klassisch hetero aussieht.

Cyrus/ InstagramNicht ihr Hochzeitsoutfit: Miley Cyrus

Die Schweizer Fußballnationalspielerinnen Ramona Bachmann und Alisha Lehmann (K-Word #284), seit letztem Jahr ein Paar und bei den Londoner Clubs Chelsea und West Ham unter Vertrag, spielten im November 2018 zum ersten Mal gegeneinander – und diese Begegnung nahm die BBC zum Anlass, die beiden als Paar zu porträtieren. In Folge 4 der Dokuserie Britain’s Youngest Football Boss  (über den erst 19-jährigen Teammanager von West Ham) schwärmt Alisha: „Sie ist technisch sehr, sehr gut, und sie ist schnell. Aber ich bin schneller. Nein…“ Dass sie sich bei einem Gegentor von Ramona „echt schlecht fühlen“ würde, war dann auch deutlich zu sehen: Die erzielte nämlich bei Chelseas 2:0-Sieg über West Ham beide Treffer. Auch im Clip: West Hams lesbische Teamkapitänin Gilly Flaherty (K-Word #280). Das Rückspiel findet am 31. März statt.

In Kürze startet die Produktion für acht neue Folgen von The L Word, die Ende 2019 ins US-Fernsehen kommen sollen (K-Word #287), und Serienschöpferin Ilene Chaiken und die neue Showrunnerin Marja-Lewis Ryan gaben in den letzten Tagen eine kleine Vorschau. Dass die Lesbenserie zurückkommt, haben wir tatsächlich ihren Ex-Stars Jennifer Beals, Kate Moennig und Leisha Hailey zu verdanken, die vor fünf Jahren begannen, sie damit zu bequatschen, sagte Chaiken bei NBC Out. “Es war schon mehr ihre Idee als meine.” Da sie vertraglich anderweitig gebunden ist, übergab sie das Zepter an die 33-jährige Regisseurin/ Drehbuchautorin, die früher selbst Fan der Serie war und in The Hollywood Reporter versprach, die Serie “etwas brauner und etwas weniger cis” zu machen, soll heißen: Mehr Latinas und mehrere Trans-Charaktere, die auch – anders als im Original - von Trans* gespielt werden.

People Entertainment Network/ Screenshot Wohl nicht alle beim Serien-Reboot 2019 dabei: Kate Moennig, Mia Kirshner, Ilene Chaiken, Jennifer Beals, Leisha Hailey, Erin Daniels, Sarah Shahi und Daniela Sea (v.l.n.r.) bei einer Cast-Reunion 2017

Außer Beals, Moennig und Hailey, die als Bette, Shane und Alice in (möglichst) allen Folgen dabei sein werden, steht der Cast noch nicht fest – auch Sarah Shahis angekündigte Rückkehr als Carmen (K-Word #288) wollte Ryan nicht offiziell bestätigen: “Ich habe noch mit keiner gesprochen”, sagte sie und deutete an, Jenny und Dana nicht wiederzubeleben: “Sci-Fi mache ich nicht.” Drehbücher gibt’s noch keine, aber sowohl Chaiken als auch Ryan versprechen, die Essenz von The L Word beizubehalten: “Sexy Geschichten über Sex” (Chaiken), eine “gute Soap”, bei der man auch mal “den Fernseher anschreien” kann (Ryan) - und endlich mal wieder eine Gruppe queerer Freundinnen und nicht nur die eine Lesbe oder das eine Frauenpaar. “Darauf freue ich mich besonders, denn das vermisse ich wirklich im Fernsehen”, so Ryan.

Warner/ Instagram“Als ich Bette und Tina sah, wollte ich Bette und Tina sein. Und jetzt bin ich verheiratet, und meine Frau kriegt im Mai ein Kind” - Marja-Lewis Ryan (r.) mit ihrer Frau Jessie Warner

Die hochgelobte Serie Killing Eve erzählt nicht direkt eine lesbische Lovestory, aber auch nicht keine lesbische Lovestory: Eve (Ex-Grey’s Anatomy-Star Sandra Oh), eine brave Geheimdienstmitarbeiterin mit Faible für Serienmörderinnen, jagt die exzentrische, bisexuelle Killerin Villanelle (Jodie Comer) durch ganz Europa - und bald weiß man nicht mehr, wer hier eigentlich hinter wem her ist, denn die beiden entwickeln eine Faszination füreinander, die deutlich erotische Züge hat (unsere Serienkritik). Jetzt beim Amazon Prime-Bezahlkanal StarzPlay (für die acht Folgen dürfte das kostenlose 14-tägige Probe-Abo genügen!), in den USA startet im April schon die zweite Staffel.

BBC America Trotz des Titels killt Villanelle (l.) zwar viele andere - aber nicht Eve!

Gipfeltreffen der lesbischen Ellens: Ellen DeGeneres empfing in ihrer Show Ellen Page, die derzeit die PR-Auftritte für ihre neue Netflix-Serie The Umbrella Academy dafür nutzt, um LGBT-Diskriminierung und die homophobe US-Regierung anzuprangern (zum Beispiel in The Late Show). „Die Leute müssen wissen, dass es um Leben und Tod geht“, sagte die jüngere Ellen. „Die Leute müssen wissen, dass es extrem gefährlich und schädlich ist, wenn du in einer Gesellschaft aufwächst, die dir das Gefühl vermittelt, dass etwas mit dir nicht stimmt und etwas geheilt werden muss. (…) Du kennst das doch selbst, Ellen.“ Die lobte Pages Aktivismus und rechtfertigte ihre eigene Zurückhaltung so: „Man wird mit so furchtbaren Dingen bombardiert, die dauernd und überall passieren. Nicht nur homophob. Alles. Ich glaube, wir ziehen einfach unsere Köpfe ein und versuchen zu tun, was wir können.“ Und Page, die neulich noch Chris Pratt für seine Zugehörigkeit zu einer Kirche mit homophobem Ruf (K-Word #289) kritisiert hatte, war offenbar milde gestimmt: Dass DeGeneres den Comedian Kevin Hart  verteidigt hatte, der wegen homophober Sprüche als Moderator der Oscar-Verleihung abgesetzt wurde, sprach sie nicht an.

Jetzt im Kino: In dem Oscar-nominierten Film Vice – Der zweite Mann über den früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney (Christian Bale) spielt Alison Pill dessen lesbische Tochter Mary (ihre dritte Lesbenrolle nach den Serien The Family - wo sie eine Affäre mit Floriana Lima aka Maggie in Supergirl hat - und American Horror Story: Cult, wo sie mit Sarah Paulson verheiratet ist). Ein großer Part ist das nicht, aber der Film legt nahe, dass ihre Homosexualität (und Cheneys Befürwortung der Ehe für alle) der Grund dafür war, dass eine Präsidentschaftskandidatur für ihn nicht in Frage kam. Und auch dass sich Mary und ihre Schwester, die republikanische Politikerin Liz Cheney (Lily Rabe) wegen des Ehe-Themas überwarfen, kommt ebenfalls vor. Mary Cheney, die seit 2012 mit Heather Poe verheiratet ist und zwei Kinder hat, ist allerdings nicht weniger konservativ als die restliche Familie: Sie arbeitete bei beiden Bush-Cheney-Wahlkampagnen mit und unterstützte auch Politiker, die die Homo-Ehe ablehnen.

Screenshot/ Behind the ScenesAlison Pill als Mary Cheney

The Favourite (unsere Filmkritik) könnte der große Gewinner der Oscar-Verleihung am Sonntag (ProSieben) werden: Die lesbische Historienkomödie ist – wie auch Roma – als bester Film und für neun weitere Oscars nominiert, darunter auch alle drei Schauspielerinnen. Allerdings müssen Rachel Weisz und Emma Stone in der Kategorie „Supporting Actress“ gegeneinander antreten; Golden Globe- und BAFTA-Gewinnerin Olivia Colman (K-Word #289) bekommt es in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ unter anderem mit Melissa McCarthy als lesbische Fälscherin in Can You Ever Forgive Me? (unsere Filmkritik) und Lady Gaga (A Star Is Born) zu tun.

Screenshot Emma Stone, Olivia Colman und Rachel Weisz bei den Golden Globes 2019

Und wir drücken dem Oscar-nominierten Kurzfilm Marguerite die Daumen, in dem  eine alte Frau durch ihre lesbische Krankenpflegerin an ihre lange unterdrückten Gefühle für eine Freundin erinnert wird. Der 19-minütige Film der Kanadierin Marianne Farley steht komplett bei Youtube - leider nur im französischsprachigen Original, aber man versteht ihn dennoch:

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