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K-Word #445: Neues aus der Lesbenwelt

Fußball-Star Lea Schüller über ihr Coming Out und ihre Beziehung, Zoë Kravitz' Catwoman ist bi, lesbisches Paar in „Star Trek: Picard“, Ariana DeBose, Irina Schlauch, Hanna Batka, „The Marvelous Mrs. Maisel“ und mehr!

Von Karin Schupp

4.3.2022 - „Für Freunde und Familie war’s immer offiziell, und bei Instagram haben wir irgendwann angefangen, Bilder zu posten, dass man das erahnen konnte“, sagt Fußballerin Lea Schüller (Bayern München), Nationalspielerin des Jahres 2021 (K-Word #438), bei Sky Sport über ihre Beziehung mit Lara Vadlau, mehrfache Segel-Welt- und Europameisterin aus Österreich (die einen Kurzauftritt per Facetime hat). In der Sendung Meine Geschichte (hier auf Youtube) erzählt sie ihre Kennenlerngeschichte, die nach der WM 2019 auf Fuerteventura begann, verrät, dass sie gerne kocht und Lara spült, und ist alles in allem ein wunderbares Beispiel dafür, wie entspannt die nächste Fußballerinnen-Generation mit Homosexualität umgeht: „Im Frauenfußball ist das fast schon normal. Für mich war das keine große Sache. Ich hab dann halt meine Freundin mit zum Mannschaftsabend gebracht, das ist ganz normal bei uns.“

Lea Schüller/ InstagramLea Schüller (l.) mit Lara Vadlau auf einem Foto, das sie im Januar 2021 auf Instagram postete

Ab heute (4. März) bei Amazon Prime: In Staffel 2 von Star Trek: Picard sind Seven of Nine (Jeri Ryan) und Picards erste Offizierin Raffi (Michelle Hurd) ein Paar! Allerdings lässt die Serie ihre „Honeymoon-Phase“ aus, wie Ryan im Vorfeld dem SFX Magazine  sagte. Nachdem ihre Beziehung am Ende der ersten Staffel nur kurz angedeutet worden war (K-Word #346), beginnen die neuen Folgen nach einem Zeitsprung und überspringen daher „den Beginn, das Flirten und all das. Wir befinden uns in der Komplexität einer erwachsenen Beziehung (… ). Jetzt muss man den Alltag meistern, während man gleichzeitig die Welt rettet.“ Beide Star Trek-Charaktere waren als hetero eingeführt worden, aber um Sevens sexuelle Orientierung hatte es schon zu Star Trek: Voyager-Zeiten (1995-2001) Gerüchte gegeben. Und tatsächlich war, wie Ryan verriet, auch die damalige Showrunnerin Jeri Taylor „sehr daran interessiert, Seven schwul oder bi oder pansexuell zu machen, und das wurde abgelehnt. Aber für die Figur hätte das von Anfang an absolut Sinn gemacht, weil sie nicht einmal als Mensch aufgewachsen ist.“

Amazon Prime Video Das kurze Händchenhalten zwischen Seven of Nine (Jeri Ryan, l.) und Raffi (Michelle Hurd) in Staffel 1 muss als Vorspiel genügen

Als erste offen queere Schauspielerin gewann Ariana DeBose am Montag den SAG Award für ihre Rolle in West Side Story und freute sich auf dem roten Teppich: „Wir sind hier, wir sind queer! Es ist aufregend und ich bin sehr stolz auf diese Momente, weil ich glaube, dass sie ein Zeichen dafür sind, dass es nicht die letzten sein werden!“ Neben dem renommierten Preis der US-Schauspieler-Gewerkschaft gewann die 31-Jährige, die mit der Designerin/ Kostümbildnerin Sue Makkoo zusammenlebt, bereits einen Golden Globe und ist für den Oscar nominiert (K-Word 442).

Ist Catwoman in The Batman (aktuell im Kino) queer? Zoë Kravitz, die die Rolle spielt, sagt: Ja! Auf die Frage der Webseite The Pedestrian, ob es etwas zu bedeuten hätte, dass Selina/ Catwoman ihre Freundin Annika (Hana Hrzic) in einer Szene „Baby“ nennt, antwortete Kravitz : „Ich habe das definitiv so interpretiert, dass sie eine Art romantische Beziehung haben.“ Das ist schön für die Schauspielerin – aber wir haben davon leider nichts, denn im Drehbuch steht das nicht, und auch Regisseur Matt Reeves wimmelte ab: „Ich glaube nicht, dass wir direkt in diese Richtung gehen wollten, aber man kann es sicher so interpretieren.“ Catwoman ist in den Comics häufig bisexuell, in den Kinofilmen – mit Eartha Kitt, Michelle Pfeiffer, Halle Berry und Anne Hathaway – war sie es aber noch nie.

Warner Bros./ Jonathan Olley Zoë Kravitz als Selina Kyle/ Catwoman

 

„When we win, everybody wins“ schreiben/ behaupten/ hoffen die US-Fußballnationalspielerinnen: Megan Rapinoe und ihre Teamkolleginnen einigten sich mit ihrem Verband darauf, künftig dieselben Gehälter und Turnierprämien wie das Männerteam zu bekommen. Zuvor hatten die amtierenden Fußball-Weltmeisterinnen ihren Prozess gegen die US Soccer Federation in weiten Teilen verloren (K-Word #351), aber unter Druck des US-Kongresses, der mit der Streichung von Fördergeldern drohte, stimmte der Verband schließlich dem „equal pay“ zu und will rückwirkend 24 Mio. Dollar überweisen. Die Gleichbehandlung männlicher und weiblicher Nationalspieler:innen gilt bereits in Australien, Norwegen, Neuseeland und – seit 2020 – auch in den großen Fußballnationen Brasilien und England.

Im März bundesweit in der Queerfilmnacht (Orte/ Termine; ab 7. April regulär im Kino): Loving Highsmith ist ein liebevolles Porträt der berühmten Schriftstellerin Patricia Highsmith (1922-1995, „Der talentierte Mr. Ripley“), die lesbisch war und ein reges Liebesleben hatte – das hielt sie damals aber vor der Öffentlichkeit und selbst ihrer eigenen Familie geheim (und litt darunter), ihren einzigen Lesbenroman „Carol“ (1952) schrieb sie unter einem Pseudonym. Regisseurin Eva Vitija zitiert in ihrer Doku aus Highsmiths Tagebüchern (von Maren Kroymann vorgelesen), lässt frühere Geliebte, darunter die deutsche Filmemacherin Tabea Blumenschein, zu Wort kommen und gibt interessante Einblicke in das lesbische Leben der Nachkriegszeit. Lest ab Sonntag hier unsere Filmkritik auf l-mag.de.

Die vierte Staffel von The Marvelous Mrs. Maisel thematisiert erstmals die sexuelle Identität von Susie (Alex Borstein), der butchigen, ausschließlich Männerkleidung tragenden Managerin der Hauptfigur - bisher konnte sich die Amazon-Serie nämlich nicht dazu entschließen, Susie queer sein zu lassen und erntete dafür viel Unmut. In der aktuellen Folge 4 interessiert sich nun Midge Maisel (Rachel Brosnahan) für Susies Liebesleben und lädt sie in eine Lesbenkneipe ein (Foto unten), um ihr „Optionen zu bieten“. Ohne Erfolg: Susie reagiert abweisend und erklärt, dass sie mit ihrer Arbeit verheiratet sei und mit ihrer Klientin genug um die Ohren habe. „Ich glaube, Susie weiß es selbst nicht. Ich glaube, sie ist eine Art ‚40-jährige Jungfrau‘“, sagte Borstein der Webseite Page Six. Liebe habe für sie eben „keine Priorität. Es ist eine Serie über eine Zeit, in der Leute sich nicht damit beschäftigten, wenn sie es nicht wollten, die in einer Zeit läuft, wo alle darüber reden wollen.“ Mit anderen Worten: Damit ist das Thema für The Marvelous Mrs. Maisel wahrscheinlich abgehakt.

Screenshot/ Amazon Prime Video … auch wenn es unverständlich ist, wieso „The Marvelous Mrs. Maisel“ auf so eine interessante Coming Out-Geschichte in den 1950er Jahren verzichtet - übrigens ungefähr dieselbe Zeit, in der auch Patricia Highsmith das New Yorker Nachtleben unsicher machte

Den Song, der im Abspann dieser Mrs. Maisel-Folge läuft, will ich euch nicht vorenthalten: In „I Was Dancing in the Lesbian Bar“ (1992) singt der Liedermacher John Richman von einem Abend in einer Lesbenbar, an dem er mehr Spaß hatte als zuvor in einem faden Heteroclub. Hat Ohrwurm-Potenzial!

3,56 Millionen schauten gestern im ZDF die neue Folge von Soko Stuttgart, in der ein trans Mann, gespielt von der queeren Schauspieler:in Jördis Trauer (unser Interview) und ein Frauenpaar (Tessa Mittelstaedt und Giannina Erfany-Far) zu den Verdächtigen gehören und Irina Schlauch in einer kleinen Rolle zu sehen ist. „Es ist schön zu sehen, dass Diversität immer mehr auch im fiktionalen Bereich im deutschen Fernsehen Einzug erhält“, schrieb der Princess Charming-Star auf Instagram. „Ich hatte auf jeden Fall sehr viel Spaß am Set.“ Die Folge „In Stein gemeißelt“ steht hier in der ZDF-Mediathek.

Das geht an die Baden-Württembergerinnen: Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden zeigt aktuell eine Ausstellung von Ulrike Ottinger (unser Porträt), der Pionierin des queer-feministischen Kinos. „Cosmos Ottinger“ ist dort noch bis zum 15. Mai zu sehen.

Ulrike Ottinger/ Kunsthalle Baden-Baden Ulrike Ottinger und Die siamesischen Zwillinge Lena und Leni

„Nur ein bisschen Liebe“: Heute erschien die neue Single von Hanna Batka (K-Word #396)

 

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