K-Word #554: Neues aus der Lesbenwelt
Sara Doorsoun freut sich über ihren Mut zum Coming-out, Bundesverdienstkreuz für Maren Kroymann, Anne Will macht was Neues, neue Doku „Lesbian Bar Project“, Lesbenzoff bei „Prominent getrennt“, hat JoJo Siwa das „Gay Pop“-Genre erfunden? Und mehr!
Von Karin Schupp
12.4.2024 - „Das war das Beste, was ich machen konnte“, sagt Sara Doorsoun (Eintracht Frankfurt) über ihr queeres Coming-out in der Fußball-Doku Born For This vor zwei Jahren: Darin hatte die Fußballnationalspielerin und Vize-Europameisterin 2022 über ihre damalige Beziehung mit der Princess Charming-Gewinnerin Lou Schaaf gesprochen (K-Word #463). In einem Video für die Kampagne „Wir trauen uns was!“ des Frauenreferats in Frankfurt/ Main (hier in voller Länge) erzählt sie nun: „Es gab den Moment, wo Frauen in meinem Leben waren, was für mich sehr verwirrend war.“ Denn im Hinterkopf hatte sie die Worte ihrer Mutter, die ihr mit 16 sagte, „wenn ich mal mit einer Frau nach Hause komme, schmeißt sie mich raus.“ Als sie aber fünfzehn Jahre später den Mut fand, sich zu outen, „kriege ich eine Nachricht von meiner Mama mit einem Screenshot des Interviews, wie stolz sie auf mich ist.“ Auch von vielen anderen habe sie „dieses unfassbare schöne Feedback“ bekommen – „und jetzt frage ich, warum ich so lange gebraucht habe, um darüber zu sprechen.“ Deswegen könne sie Mädchen zurufen: „Lasst euch von niemandem sagen, dass ihr irgendwas nicht dürft, dass ihr irgendwas nicht könnt.“ Inspirierende Worte!
Saras Beziehungsstatus ist unbekannt, ihre Ex Lou scheint mittlerweile neu liiert zu sein.
Zwei verdiente Lesben gehören zu den zwölf Kulturschaffenden, die am Dienstag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurden. Maren Kroymann und die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger gehörten zu den „wichtigsten Vorbilder für die Menschen in unserem Land“, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Verleihung. Kroymann (74) ist als Schauspielerin, Entertainerin und lesbisch-feministische Aktivistin bereits vielfach ausgezeichnet, Rieger (83) gehörte zu den Begründerinnen der Geschlechterforschung in der Musikwissenschaft.
Am 16. April startet in Köln das Internationale Frauen Film Fest IFFF, das in seiner Sektion „begehrt!“ wie gewohnt auch lesbische und queere Filme zeigt. Im Programm sind etwa die Dokumentarfilme Lesvia über Lesben auf Lesbos und Life Unrehearsed über ein älteres Frauenpaar, das als Krankenschwestern aus Korea nach Deutschland kam, und die - von L-MAG präsentierte - Deutschlandpremiere der Musical-Lovestory Chuck Chuck Baby; interessant klingt auch der Workshop über Queere Homemovies. Lest am Wochenende auf l-mag.de mehr dazu: Wir sprachen mit der „begehrt!“-Kuratorin Natascha Frankenberg.
In den USA kämpft das „Lesbian Bar Project“ für den Erhalt der letzten Lesbenbars im Land (wir berichteten), eine Dokuserie darüber gewann 2023 einen NY Emmy Award. In Lesbian Bar Project: FLINTA blicken die Initiatorinnen und Filmemacherinnen Erica Rose und Elina Street nun auch nach Deutschland: Sie stellen die Kölner Boize Bar und ihre Betreiberin Payman Neziri vor sowie – mangels weiterer FLINTA-Kneipen – die Berliner Partyreihen Girls Town und Bebex und ihre Macherinnen. Zu Wort kommen unter anderem auch Busenfreundin-Podcasterin Ricarda Hofmann, die Princess Charming-Stars Irina Schlauch und Miri Bouaouina und die Rapperin Ebow. Der Frage nach den Gründen für das Kneipensterbens (vor 100 Jahren gab's allein in Berlin unglaubliche 70 Lesbenlokale!) geht die Doku leider nicht nach. Der Film, gesponsert von Jägermeister (der deutsche Kräuterlikörhersteller hat ja durchaus Interesse an einem florierenden Kneipenleben!), steht kostenlos bei RTL+ und auf Youtube.
Zwei queere Podcasts sind für den Deutschen Podcastpreis 2024 nominiert: Im Publikumsvoting könnt ihr noch bis 2. Mai in der Kategorie „Unterhaltung“ für Busenfreundin (Interview) abstimmen, in der Kategorie „Bester Newcomer“ für Fühl Vergnügen von Comedian Tahnee und ihrer Frau Juliette Schoppmann (K-Word #512).
Noch mal Podcast: Anne Will hat „etwas Neues“ angekündigt – aber soo neu ist es nun auch wieder nicht: Am 18. April startet ihr Podcast Politik mit Anne Will: „Jede Woche ein Thema, ein Interview und ein toller Gast zum Einordnen und Erklären“, steht in der Info zu ihrem Youtube-Kanal. Die lesbische Journalistin moderierte zuvor die nach ihr benannte Polit-Talkshow im Ersten, Ende 2023 war nach sechzehn Jahren Schluss (K-Word #535).
Svenja Huth bleibt noch ein Jahr beim VfL Wolfsburg. Die langjährige Nationalspielerin, die ihre internationale Karriere im März überraschend beendete (K-Word #551), hat ihren Vertrag beim aktuellen Bundesliga-Zweiten bis zum 30. Juni 2025 verlängert. “Ich fühle mich sowohl sportlich als auch privat mit meiner Familie sehr wohl“, sagte die 33-jährige, die mit ihrer Frau Laura einen Sohn (1) hat, in einer Pressemitteilung des Vereins.
Der lesbische Ex-Teeniestar JoJo Siwa läutetet in der letzten Woche mit dem Song „Karma“ ihre „Bad Girl“-Phase ein (K-Word #553) und überraschte mit der Aussage „Ich will ein neues Musikgenre starten: es heißt ‚Gay Pop‘“. Für diesen geschichtsvergessenen Satz in einem Interview mit Billboard kassierte die 20-Jährige prompt ordentlich Widerspruch. Denn was ist mit Freddie Mercury, The B-52s, Wham!, Village People, den Indigo Girls und – jüngere Beispiele - Fletcher, Kehlani, Betty Who und Hayley Kiyoko, schallte es ihr aus den Sozialen Medien entgegen, auch die lesbischen “Gay Pop“-Zwillinge Tegan and Sara posteten einen knappen, aber treffenden Kommentar auf TikTok (siehe Clip). Inzwischen ruderte JoJo zurück, beansprucht aber immer noch eine Führungsrolle: „Ich bin natürlich nicht die Erfinderin des ‚Gay Pop‘“, sagte sie der Webseite TMZ. „Aber ich könnte der CEO sein oder der Chief Marketing Officer.“
the BEST repose to jojo siwa saying she wants to invent a “new genre called gay pop” pic.twitter.com/NiM02qXN5C
— taylor venus (@harleysalicent) April 7, 2024
In Prominent getrennt (immer mittwochs bei RTL+) werden die Reality-TV-Kandidatin Gina Beckmann und ihre Ex Emily Katarzyna (K-Word #552) den Trash-Anforderungen leider mehr als gerecht: Die beiden streiten seit der ersten Minute, in Folge 2 wurde es sogar fast handgreiflich. Auf Instagram erklärte Gina jetzt, dass sie so ausgerastet sei, weil Emily ihre Familie beleidigt habe (aktuell hat sie ihren Account auf privat gestellt), gegenüber Promiflash sagte die Berlinerin über das TV-Aufeinandertreffen, das fünf Monate nach ihrer Trennung stattfand: „Irgendwo bereue ich es schon ein bisschen, weil es teilweise so eskalativ war.“ Auch Emily, für die es der erste Fernsehauftritt war, äußerte sich bei Promiflash: „Dass wir streiten werden, war mir klar. Dass es aber direkt so eskaliert, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich denke einfach, dass vieles in unserer Beziehung oft unausgesprochen war.“ Dabei habe sie „dieser Frau einen Verlobungsring gekauft, weil ich sie mehr als alles andere auf dieser Welt geliebt habe.“
Zerbrochene Liebe? Dazu hat die lesbische Sängerin LUNA (K-Word #544) natürlich einen passenden neuen Song im Angebot: „was wäre wenn“.
Ebenfalls brandneu: „Herzlich willkommen im Leben“ heißt der neue Song der lesbischen Musikerin NiMa Lindner (K-Word #178) mit ihrem neuen Projekt BlüteZeit feat. Chris Vega, dem Gitarristen des Sängers Sasha.
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