K-Word #581: Neues aus der Lesbenwelt
Jennifer Beals und Ilene Chaiken, Star und Schöpferin von „The L Word“, gründen queere Produktionsfirma, Sara Doorsoun, Lea Schüller und weitere Fußballerinnen, die Bi-„Bachelorette“, die neue queere Linkin Park-Sängerin in der Kritik - und mehr!
Von Karin Schupp
25.10.2024 - Wenn's halt sonst niemand macht: The L Word-Schöpferin Ilene Chaiken und Jennifer Beals, einer der Stars der Lesbenserie, wollen mehr LGBTQ-Content auf die Leinwände und Bildschirme bringen: Gestern stellten sie ihre neue Firma Run-A-Muck vor, ein queeres, plattformübergreifendes Medienunternehmen, das Formate für Film und Fernsehen sowie Live-Events produzieren will. „Die Medienbranche befindet sich im Umbruch, und die queere Community steht dabei an vorderster Front“, erklärte Beals (die hetero ist) in einem Statement. „Unsere Aufgabe ist es, die bedeutendsten, fesselndsten und unterhaltsamsten Geschichten zu erzählen.“ Konkrete Projekte stellte das Duo noch nicht vor, aber Chaiken deutete an, mit einem wichtigen Geschäftspartner „auf einem guten Weg zu sein.“
130 Profifußballerinnen aus aller Welt protestierten in dieser Woche gegen einen Sponsoringdeal, den die FIFA mit dem saudi-arabischen Ölkonzern Aramco geschlossen hat (wir berichten hier): Der Ölgigant ist einer der größten Lobbyisten gegen Klimaschutzmaßnahmen und das saudische Regime ist für die Missachtung von Menschenrechten, vor allem aber von Frauen- und LGBTQ-Rechten berüchtigt. Unterschrieben haben auch etliche lesbische/ queere Spielerinnen wie Vivianne Miedema (NED), das Bayern München-Paar Pernille Harder (DEN) & Magdalena Eriksson (SWE), Erin McLeod (CDN), Elena Linari (ITA), Alex Chidiac (AUS), Lisa Evans (SCO), Erin Nayler (NZL) und – als bisher einzige Deutsche – Paulina Krumbiegel (Juventus Turin) und Ex-Nationalspielerin/ TV-Expertin Tabea Kemme.
Lea Schüller musste sich aus dem DFB-Team, das heute in Wembley gegen England spielt (24. Okt., ARD) und am 28. Oktober in Duisburg gegen Australien (ZDF) spielt, verletzt verabschieden. Damit hätte sie jetzt eigentlich Zeit, am Montag zur Verleihung des Ballon d’Or zu reisen: Sie ist für die Auszeichnung zur Weltfußballerin des Jahres nominiert (K-Word #574). Reservistin Paulina Krumbiegel (10 Länderspiele) rückte leider nicht nach, im Kader stehen aber die ebenfalls queeren Spielerinnen Sara Doorsoun (K-Word #554) und Feli Rauch (K-Word #508). Die beiden guten Freundinnen werden uns demnächst mit Live-Podcasts auf Instagram erfreuen. In Zimt und Erdnuss, so versprechen sie, sollen „die unterschiedlichsten Themen wie Liebe und Freundschaft, aber auch ein seltener Einblick hinter die Kulissen der Fußballbubble, plus hier und da Besuch unterschiedlichster GästInnen ein Fokus sein.“
In der Sat.1-Kochshow The Taste gibt’s endlich mal wieder eine lesbische Kandidatin: Die Hamburger Foodstylistin Katja Baum (40) hatte die Auswahl unter drei der vier Juroren und entschied sich fürs Team von Alexander Herrmann. Die Sendung kommt seit 23. Oktober immer mittwochs (20:15 Uhr), die neuen Folgen stehen vorab auch bei Joyn+.
Die Bi-Bachelorette (RTL+) wird so langsam wieder zur Hetero-Bachelorette: In Folge 10 versuchte Ako im Gruppendate, sich mit einem selbstgeschriebenen Gedicht ins Spiel zu bringen, aber Stella hatte mehr Augen für Devin und Martin. Die beiden kamen denn auch in der Nacht der Rosen weiter, in der die Hälfte der acht verbliebenen Singles abreisen musste. Auch Leila bekam eine Rose, die vierte Person wird erst in Episode 11 enthüllt (*** Spoiler **** Ins Halbfinale schaffte es keine zweite Frau). Am nächsten Montag gibt’s die Homedates – Stella trifft Leilas Stiefvater und ihren besten Freund - und eine Begutachtung durch Stellas Mutter, und dann muss Stella auch schon direkt eine Entscheidung zwischen ihr und Devin treffen.
Seit September ist Emily Armstrong die neue Sängerin der Rockband Linkin Park, die seit dem Suizid ihres Frontmann Chester Bennington 2017 pausiert hatte. Die queere Musikerin, die mit ihrer Band Dead Sara hohes Ansehen bei Kolleg:innen wie Courtney Love oder Dave Grohl genoss, geriet jedoch schnell in die Kritik. Sie sei Mitglied bei Scientology, kritisierten Fans und warfen ihr vor, dass sie den Scientologen Danny Masterson 2020 zu einer gerichtlichen Anhörung begleitet habe; der Schauspieler wurde später wegen Vergewaltigung verurteilt. Die 38-Jährige distanzierte sich umgehend: Sie habe „ihn falsch eingeschätzt“ und hätte das nicht tun dürfen, schrieb sie in einer Instagram-Story. „Um es so deutlich wie möglich zu sagen: Ich dulde keinen Missbrauch oder Gewalt gegen Frauen, und ich fühle mit den Opfern dieser Verbrechen.“ Ob sie selbst der - auch queerfeindlichen - Organisation angehört, hat die Tochter von hochrangigen Scientologen nie bestätigt; sie besuchte aber 2013 eine Gala des „Scientology Celebrity Centre“. Laut eines BBC-Artikels können aber einige Songtexte von Dead Sara als Ablehnung von deren Lehren gelesen werden. Gestern erschien die neue Linkin Park-Single „Over Each Other“ mit lesbischem (aber tragischem) Video:
Die fünfte Staffel der Animationsserie Star Trek: Lower Decks (jetzt bei Paramount+) ist auch die letzte, womit leider mal wieder eine queere Figur von unseren Bildschirmen verschwindet: An Deck der CSS Cerritos, einem nachrangigen Raumschiff der Föderation, ist auch die pansexuelle Beckett Mariner, die in Staffel 3 eine Beziehung mit Crewmitglied Jennifer hatte.
Man merkt, dass die lesbische US-Sängerin JoJo Siwa im Reality-TV (Dance Moms) groß wurde: Der 21-Jährigen ist kein Thema unangenehm. In einem Podcast beantwortete sie daher auch die Frage, ob sie ein „Top oder „Bottom“ sei, also beim Sex eher aktiv oder passiv sei: Bisher sei sie ein „Bottom“ gewesen, sagte JoJo – habe sich aber in ihrer aktuellen Beziehung auch mal in der anderen Rolle versucht: „I have dabbled in the Topland.“ Seit einigen Monaten ist sie mit der Tänzerin Dakayla Wilson (18) zusammen (K-Word 572).
Noch mal Fußball: Auf X/ Twitter startete die Realityserie Offseason: Elf Profispielerinnen der US-Liga NWSL wohnen für zwei Wochen in einer Luxusvilla in Miami, um sich auf die nächste Saison vorzubereiten. Vertreterinnen von „Team L“ sind Taylor Smith (Brooklyn FC), Paige Nielsen (Houston Dash) und Nikki Stanton (Seattle Reign FC), die mal mit Australiens Superstar Sam Kerr und Megan Rapinoes Zwillingsschwester Rachel Rapinoe zusammen war. Gotham FC-Spielerin und Koproduzentin Midge Purce, die ebenfalls im Haus wohnt, betonte im Interview, dass Offseason kein Trash-Drama sei. Sie habe während der Produktion alle gefeuert, die in diese Richtung gehen wollten. Die sechs Folgen sind kostenlos – ihr müsst euch nur überwinden, Elon Musks Höllenloch zu betreten.
“Everyone’s been very professional that I’ve seen. That’s a lie. I just lied.”
— The OffSeason (@OffseasonFC) October 15, 2024
The Offseason premieres this Friday, October 18th at 11am ET on Xpic.twitter.com/JUGyK3UCTG
Neu im Kino: Tandem – In welcher Sprache träumst du? erzählt von einer zarten ersten Liebe bei einem Sprachaustausch zwischen zwei Schülerinnen aus Leipzig und Straßburg (unsere Filmkritik). Unsere Rezensentin war begeistert vom Soundtrack der lesbischen Musikerin Julia Lanoë aka Rebeka Warrior, die in dem Film (Originaltitel: Langue Ètrangère) auch als DJ zu sehen ist:
Die neue L-MAG liegt jetzt am Kiosk! Titelthema; Unsere Körper und Body Positivity. Außerdem im Heft: Interviews mit Rapperin Ebow (K-Word #578) und Anne Imhof (K-Word #569), einer der erfolgreichsten Künstlerinnen unserer Zeit, queere Nobelpreisträger:innen, Trend „Masturbation Breaks“ (also Masturbationspausen am Arbeitsplatz), was ist eigentlich „lesbische Maniküre“ und wie gayfriendly ist Thailand? Wir stellen ein FLINTA*-Fitnessstudio und ein queeres Pornokollektiv vor und natürlich wie immer viele Film-, Serien-, Musik- und Buchtipps. Am meisten unterstützt ihr uns übrigens mit einem Abo.
K-Word: Jeden Freitag neu auf l-mag.de!
Weiterlesen: K-Word #580: Neues aus der Lesbenwelt
Die aktuelle Ausgabe der L-MAG erhältlich am Kiosk (Kiosk-Suche), im Abo, als e-Paper und bei Readly.
Happy New Year(s)!
Auch 2025 sind unsere Leser:innen unser größter Schatz. Helft uns, damit wir uns für die nächsten Jahre wappnen können, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach werden. Journalismus, der nicht nur in Social Media Bubbles stattfindet, unabhängig ist, dialogbereit bleibt, und keine intransparente KI-Technik verwendet, hat es zunehmend schwer..
Unterstützt unsere Arbeit!
Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team