K-Word #633: Neues aus der Lesbenwelt
„Ich bin so wütend“: Kristen Stewart rechnet mit Hollywood ab, Englands Torfrau Mary Earps outet sich, G Flip und Chrishell Stause in „Selling Sunset“, lesbische „Let’s Dance“-Kandidatin in Polen gegen Hater, Cynthia Nixon, „Grey’s Anatomy“ - und mehr!
Von Karin Schupp
7.11.2025 - Der englische Fußballstar Mary Earps, Europameisterin 2022, Vize-Weltmeisterin 2023, hat sich geoutet: In ihrer neuen Autobiografie „All In: Football, Life and Learning to be Unapologetically Me“ schreibt die Ex-Nationaltorhüterin (Paris St. Germain) nicht nur über ihre mentalen Probleme, Kämpfe mit ihrem Body Image und das Einfrieren ihrer Eizellen, sondern auch über ihre langjährige „sehr glückliche“ Beziehung mit ihrer Partnerin Kitty. In dem Buch dankt sie ihrer Lebensgefährtin auch für ihre Unterstützung, „mit dem Druck des Ruhms umzugehen.“ Der BBC sagte die 32-Jährige vorab: „Ich habe immer versucht, mein Privatleben von meinem Berufsleben zu trennen, aber es hätte sich nicht authentisch angefühlt, etwas, das mir so wichtig ist, nicht in dieses Buch aufzunehmen.“ Die zweimalige FIFA-Torfrau des Jahres trat kurz vor der Euro 2025 zurück - ihre Kritik an Hannah Hampton, ihrer Nachfolgerin im Tor, und Nationalcoach Sarina Wiegmann war nach Erscheinen des Buchs übrigens ein viel stärkeres Medienthema als ihr Coming-out. So besonders ist das eben nicht mehr: bei Earps letztem Turnier, der WM 2023, waren 120 Spielerinnen offen lesbisch, bisexuell oder queer.
Imago/ Sports Press Photo Mary Earps„Ich bin so wütend!“, rief Kristen Stewart am Dienstag in einer Rede, in der sie mit Hollywoods Frauenfeindlichkeit abrechnete. „Nach der #MeToo-Zeit schien es so, als würden Geschichten, die von und für Frauen gemacht werden, endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen zusteht“, sagte die queere Schauspielerin, die mit der Drehbuchautorin Dylan Meyer verheiratet ist (K-Word #606), beim Women’s Luncheon der Oscar-Academy in L.A. „Aber ich kann jetzt bestätigen, wie knallhart es ist, sich Schritt für Schritt durchzukämpfen, wenn die Inhalte zu dunkel oder tabu sind. Wenn man sehr offen über Erfahrungen spricht, die Frauen regelmäßig machen, stößt das oft auf Ekel oder Ablehnung.“ Damit bezog sie sich auf ihr Regie-Debüt The Chronology of Water, um dessen Finanzierung sie jahrelang kämpfen musste (K-Word #575): Der Film, ab März 2025 im Kino, thematisiert sexuellen Missbrauch, Coming-out, Drogensucht und BDSM. Ihrem Publikum, darunter auch ihre queeren Kolleginnen Tessa Thompson (Hedda), Sarah Paulson, Katy O’Brian (Stewarts Ko-Star in Love Lies Bleeding) und Comedian Tig Notaro, rief Stewart zu: „Die erste Aufgabe einer emanzipierten Frau ist es, so frei, kreativ und erfüllt zu leben, wie sie kann. Die zweite Aufgabe ist ihre Solidarität mit anderen Frauen.“
In Selling Sunset, der Netflix-Serie über Luxusmaklerinnen in Los Angeles, ist „Frauensolidarität“ leider ein Fremdwort. Die unzähligen Konflikte sind meist albern, aber der Streit zwischen Chrishell Stause (K-Word #621) und ihrem bisherigen Bestie Emma Hernan ist grundsätzlicher: Erstere, verheiratet mit der nichtbinären Musiker:in G Flip, kann Hernans Lover Blake Davis - eine Red Flag auf zwei Beinen - nicht leiden und kritisierte vor der Reunion-Show, dass der Immobilien-Erbe Nichtbinarität „mit einer psychischen Erkrankung verglichen“ habe und „Pronomen für dumm“ halte. Im Frühjahr hatte Stause bereits ihre Kollegin Bre Tiesi angeprangert, weil sie G Flip als „Transvestit“ bezeichnet hatte. G Flip erklärte, wegen der „toxischen Umgebung“ nur in Zweier-Szenen mit Chrishell aufzutreten, und das auch nur, um „Sichtbarkeit für gesunde queere Beziehungen und nichtbinäre Repräsentation“ zu schaffen. In Folge 9 ist das der Fall: Die beiden sprechen darüber, wo sie ihre (noch nicht vorhandenen) Kinder großziehen wollen: in Australien (G Flip) oder L.A. (Chrishell).
Netflix G Flip und Chrishell Stause in „Selling Sunset“: „Sichtbarkeit von gesunden queeren Beziehungen und nichtbinäre Repräsentation.“Die Olympia-Ruderin Katarzyna Zillmann (Silber in Tokio 2021) gehört zu den besten Tänzer:innen der polnischen Ausgabe von Let’s Dance (K-Word #627), bekommt aber auch viele Hassmails, weil sie lesbisch ist und mit einer Frau tanzt. In dieser Woche reagierte die 30-Jährige darauf: Sie postete auf Instagram den Brief einer Frau, die ihr dafür dankte, dass ihre Großmutter wegen ihrer Tänze endlich ihre Partnerin akzeptiere („Heute hat mir meine Oma unter Tränen gesagt, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben verstanden hat, dass die Emotionen einer Frau gegenüber einer Frau wahr sein können.“) „So viel zum Thema ‚Hass‘ gegen mich“, kommentierte Zillmann und schrieb, dass solche Nachrichten der Grund für sie seien, „alles auszuhalten – ich weiche vor nichts zurück. Und dabei habe ich wirklich eine Menge Spaß!!!“ In der letzten Show wurden sie und ihre Tanzpartnerin Jenja Lesar im Zuschauervoting nur Vorletzte, obwohl sie für ihren Contemporary die volle Punktzahl und dpe ihren Jive 37 von 40 Punkten erhalten hatten. Am Sonntag treten sie im Halbfinale gegen vier weitere Paare an.
Jetzt bei Streamingdiensten und auf DVD: Zikaden von Ina Weisse erzählt von einer intensiven Begegnung zwischen zwei Frauen im ländlichen Brandenburg: Die wohlhabende Maklerin Isabell (Nina Hoss, Tár), gerade in einer Ehekrise mit ihrem Mann, muss sich dort um das Wochenendhaus ihrer pflegebedürftigen Eltern kümmern. Im Dorf lernt sie die allein erziehende Anja (Saskia Rosendahl) kennen, die gerade so über die Runden kommt. Eine Anziehung ist zu spüren, aber ihre Beziehung bleibt bewusst im Unklaren. Lest hier die L-MAG-Filmkritik. Wer Nina Hoss in einer ausdrücklich queeren Rolle sehen will: Bei Amazon Prime Video steht ihr neuer Film Hedda mit Tessa Thompson – hier ist unsere Filmkritik.
Judith Kaufmann/ Lupa Film Saskia Rosendahl und Nina Hoss in „Zikaden“Nach der Bürgermeisterwahl in New York feiern viele Queers den Sieg des linken Kandidaten Zohran Mamdani, der während seines Wahlkampfs auch die LGBTQ-Community ansprach. Allen voran: Sex and the City-Star Cynthia Nixon (K-Word #610), die sich engagiert für ihn einsetzte. Die gebürtige New Yorkerin, die seit über zwanzig Jahren mit ihrer Frau Christine Marinoni zusammen ist und einen trans Sohn hat (K-Word #353), ist als politische Aktivistin weithin bekannt und hat sich 2018 schon mal selbst als Gouverneurin ihres Bundesstaats beworben.
In der 22. (!) Staffel von Grey’s Anatomy gibt es zwar so wenige queere Charaktere wie schon lange nicht mehr, aber immerhin kehrt in Folge 3 die bisexuelle Dr. Cass Beckman (Sophia Bush, K-Word #632) zurück, mit der Dr. Teddy Altman (Kim Raver) in der letzten Staffel heftig geflirtet hatte (K-Word #606). Jetzt wo ihre Ehe mit Dr. Owen Hunt ENDLICH zu Ende ist, steht ihrem Glück eigentlich nur noch Cass‘ Ehemann im Wege, der sich aber bisher nicht blicken ließ. Wie ernst es zwischen den beiden wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Die neuen Folgen gibt’s bei uns aktuell nur im Original (Prime Video, Apple TV, Magenta TV), die Synchronfassung ist nicht vor Frühjahr 2026 zu erwarten.
ABC/ Screenshot Cass und Teddy in der neuen Staffel von „Grey's Anatomy“Noch ein Buch: In „30 werden habe ich mir anders vorgestellt“ zieht Datingshow-Profi Stephie Stark eine Zwischenbilanz, was ihre Karriere, Suche nach Liebe, Schönheits-OPs und das Älterwerden angeht. Die Kölnerin begann ihrer TV-Karriere als - bisher erfolglose - Kandidatin in The Bachelor und Bachelor in Paradise, outete sich als pansexuell (K-Word #488) und versuchte danach auch in Princess Charming (Staffel 3) ihr Glück.
Romy Madley Croft hat mit „Love Who You Love“ einen queeren Love Song veröffentlicht. In der LGBTQ+-Community sei es für so viele noch immer schwierig, ihre „Liebe offen zu zeigen“, sagte die lesbische Sängerin der Band the xx (die 2023 ihr Solo-Debütalbum „Mid Air“ veröffentlichte) zum Release. Deshalb wollte sie „einen Song schreiben, der nicht nur die Liebe feiert und beflügelt, sondern auch zu Veränderungen aufruft.“ Sie selbst habe habe durch queeres Clubbing eine Ersatzfamilie gefunden: „Menschen, zu denen ich aufsehe und von denen ich lernen kann. Dadurch fühle ich mich in so vielen Bereichen des Lebens viel weniger allein – und viel mutiger.“ Das Video drehte ihre Frau, die Fotografin Vic Lentainge (K-Word #421).
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