K-Word #75: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Martina Navratilova hat geheiratet, Die Wolken von Sils Maria, ARD-Film-Tipp mit Lesbe und Maren Kroymann, Joan Jett, Coming Out im spanischen Fernsehen, Paratriathletin Nora Hansel und: eine Lesbe im neuen James Bond?
Von Karin Schupp
l-mag.de, 19.12.2014 - Das ging ja fix: Am Montag heirateten Martina Navratilova und Julia Lemigova. Den Antrag hatte die Tennis-Ikone der russischen Geschäftsfrau während der US Open im September gemacht (K-Word #61). „Es ist schon seltsam“, sagte Navratilova in einem BBC-Interview (siehe Video), das das Paar direkt nach der Trauung in New York gab. „Ich bin 58 Jahre alt und habe zum ersten Mal geheiratet.“ Erst vor zehn Jahren habe sie begonnen zu glauben, eines Tages heiraten zu können. Lemigova (43) äußerte die Hoffnung, durch ihre öffentliche Verlobung und Hochzeit „eine Inspiration für Familien wie der unseren" zu sein.
Es muss nicht immer das große "Ja, ich bin's!"-Interview sein: Am Donnerstag hat sich die spanische TV-Moderatorin und Buchautorin Sandra Barneda (39) ganz beiläufig als lesbisch geoutet. In in ihrer Talkshow Hable Con Ellas beantwortete sie eine Frage, die Kandidatinnen bei Misswahlen gestellt wird: „Welches Paar, Mann und Frau, würden Sie nach einer nuklearen Zerstörung der Welt retten, um die menschliche Spezies zu erhalten?“ Ihre Antwort: „Meine Partnerin - eine Frau, deren Namen ich Ihnen nicht sage - und den attraktivsten und fruchtbarsten Mann auf Erden.“ Barneda ist nach Patricia Yurena, Miss Spanien 2013 (K-Word #59), die zweite lesbische Prominente, die sich in diesem Jahr in Spanien outete.
Lesbe im deutschen Fernsehen gesichtet: in Winnetous Weiber (ARD, 20. Dez., 20:15), einer "Abenteuerkomödie mit Frauenpower" (Pressetext), ist eine der fünf weiblichen Hauptfiguren, gespielt von Floriane Daniel, lesbisch! Und Maren Kroymann ist auch mit dabei! Für sie - eine der wenigen offen Lesben im deutschen Fernsehen - läuft's gerade gut: 2015 wird sie in der Verfilmung von Sarah Kuttners Mängelexemplare zu sehen sein, außerdem drehte sie eine Politsatire für ZDFneo und eine neue Serie für RTL.
Jetzt im Kino: In Die Wolken von Sils Maria zieht sich eine Schauspielerin (Juliette Binoche) mit ihrer Assistentin (Kristen Stewart) in die Schweizer Berge zurück, um sich auf ein Theaterstück vorzubereiten, in dem eine ältere Frau einer jüngeren verfällt und sich am Ende umbringt. Vor allem aber lamentiert sie darüber, dass sie die Rolle der jungen Frau, mit der sie vor 20 Jahren berühmt wurde, an ein Hollywood-Starlet (Chloë Grace Moretz, Carrie) abtreten musste. Was ein schöner Lesbenfilm hätte werden können, in dem sich Realität und Fiktion wunderbar vermischen, kommt dann leider doch nicht über „erotische Untertöne“ hinaus. Da müssen dann wohl die Fanfiction-Schreiberinnen ran!
Glückwunsch: Joan Jett und ihre Band The Blackhearts werden im April 2015 in die berühmte Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Jetzt fehlt zu ihrem Glück nur noch, dass diese Ehre auch ihrer All-Female Band The Runaways zuteil wird. "Das wäre ein Traum. Ich erwarte das nicht unbedingt, aber ich erwarte auch nicht, dass es nicht passiert“, sagte Jett dem Rolling Stone. „Selbst eine Nominierung wäre schon großartig."
Glückwunsch auch an Nora Hansel! Die lesbische Paratriathletin (die wir in der L-MAG Sep./Okt. 2014 porträtierten) bekam in Dortmund einen FELIX Award. Mit diesem, per Online-Wahl ermittelten Preis werden die beliebtesten Sportlerinnen und Sportler Nordrhein-Westfalens ausgezeichnet, in diesem Jahr auch Fußballer Mats Hummels und die Tennis-Fed-Cup-Trainerin Barbara Rittner. Die amtierende Europa- und Weltmeisterin im Paratriathlon, die vor zehn Jahren an einem Hirntumor erkrankte, gewann in der Kategorie „Behinderten-Sportler/in des Jahres“.
Wird James Bond im neuen 007-Film Spectre nach 50 Jahren mal wieder eine lesbische Gegenspielerin bekommen? In gehackten Mails des Filmstudios Sony soll jedenfalls von einer „bösen, lesbischen Lady“ die Rede sein. Offiziell bekannt ist bisher jedoch nur, dass Léa Seydoux (Blau ist eine warme Farbe) und Monica Bellucci (Matrix) mitspielen - die würde ich wohl beide nehmen, gerne auch zusammen! Und auf jeden Fall ein bisschen lesbischer, als es mit Rosa Klebb (Lotte Lenya) in Liebesgrüße aus Moskau (1963) und Pussy Galore (Honor Blackman) in Goldfinger (1964) nur angedeutet wurde!
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