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8 lesbische und queere Filme auf der Berlinale 2020

Am Freitag wird im Rahmen der Berlinale der LGBTQ-Filmpreis Teddy verliehen. Zur Wahl stehen 36 Spiel-, Dokumentar-, Kurzfilme und Serien. Wir stellen acht Highlights vor.

Martin Neumeyer/ Jost Hering Filme Nora (Lena Urzendowsky, l.) und Romy (Jella Haase) in „Kokon“

Von Karin Schupp, 25.2.2020

Zwei Spielfilme:

Kokon, Deutschland 2020, Regie/ Buch: Leonie Krippendorff, 95 min., Sektion: Generation 14plus

Hochsommer in Berlin-Kreuzberg. Die stille Nora, gespielt von Nachwuchstalent Lena Urzendowsky (Dark), hängt mit ihrer großen Schwester und deren Clique ab, es geht ums Aussehen, Flirten und Sprüche, die Handykamera ist allgegenwärtig - und während die Mädchen um sie herum für Jungs schwärmen, merkt Nora, dass sie das gleiche Geschlecht viel interessanter findet. Vor allem die coole und etwas ältere Romy (Jella Haase, Fack Ju Göthe)... Gelungener, authentisch gespielter Coming Out-Film von Leonie Krippendorff, die auch in ihrem Kino-Debüt Looping (2016) eine lesbische Geschichte mit Jella Haase erzählte. Kokon startet am 30. April bundesweit im Kino!

Martin Neumeyer/ Jost Hering Filme Jella Haase (l.) und Lena Urzendowsky in „Kokon“

Las Mil y Una (One in a Thousand), Argentinien/ Deutschland 2020, Regie/ Buch: Clarisa Navas, 120 min., Spanisch mit engl. UT, Sektion: Panorama

War der Eröffnungsfilm der Sektion Panorama: Schulabbrecherin Iris (Sofia Cabrera) verbringt die Tage mit ihren zwei schwulen Cousins und ziellosem Geschlendere durch ihre Sozialbausiedlung in Argentinien. Dort trifft sie die selbstbewusst lesbische Renata (Ana Carolina García), die sie sofort fasziniert, obwohl oder gerade weil im Viertel wilde Gerüchte über sie kursieren… Ähnelt mit den Themen Erwachsenwerden, sexuelles Erwachen und erste Liebe (wenn auch in noch prekäreren Verhältnissen) Kokon, ist aber weniger dicht erzählt und wirkt eher wie eine Sozialstudie im Stil einer Doku und nicht wie eine stringente Coming Out- oder Liebesgeschichte.

Varsovia Films Haben was von einer jungen LP und einer jungen Andrea Petkovic: Renata (Ana Carolina García, l.) und Iris (Sofia Cabrera) in „Las Mil y Una“

Zwei Serien:

Trigonometry, Großbritannien 2020, Regie: Athina Rachel Tsangari/ Stella Corradi, Buch: Duncan Macmillan, Effie Woods, 213 min., engl. Originalversion, Sektion: Berlinale Series

Ein junges Londoner Paar, Cafébesitzerin Gemma (Thalissa Teixeira) und Rettungssanitäter Kieran (Gary Carr), braucht dringend Geld und vermietet deshalb eines ihrer Zimmer an die Ex-Synchronschwimmerin Ray (Ariane Labed), die gerade einen neuen Platz im Leben sucht - und ihn in ihrer neuen WG findet. Die achtteilige Serie über eine moderne Dreierbeziehung wurde für den britischen Sender BBC2 gedreht.

House Productions Ltd. Kieran (Gary Carr), Gemma (Thalissa Teixeira) und Ray (Ariane Labed) in „Trigonometry“

Sex, Dänemark 2020, Regie: Amalie Næsby Fick, Buch: Clara Mendes, 77 min., Dänisch mit engl. Unteriteln, Sektion: Berlinale Series

Nachdem sie ihre Kollegin Selma (Nina Terese Rask) geküsst hat, weiß Call Center-Mitarbeiterin Cathrine (Asta Kamma August) nicht mehr, wen oder was sie will. Aber eins weiß sie: ihr Freund Simon (Jonathan Bergholdt Jørgensen) reicht ihr alleine nicht mehr. In ihrer Zerrissenheit reißt sie alle mit in ihr Gefühlschaos. Die 6-teilige Miniserie mit knapp viertelstündigen Folgen lief im dänischen Fernsehen.

Sowohl bei Trigonometry als auch bei Sex ist noch nicht bekannt, ob sie auch nach Deutschland kommen.

Profile Pictures Selma (Nina Therese Rask) und Cathrine (Asta Kamma August in „Sex“

Zwei Dokumentarfilme:

Always Amber, Schweden 2020, von Lia Hietala/ Hannah Reinikainen, 76 min., Schwedisch mit engl. Untertiteln, Sektion: Panorama Dokumente

„Wenn ich mit meinen Freund_innen auf einer einsamen Insel leben würde, auf der es keine Normen gibt, wäre ich vielleicht nicht hier“, sagt Amber der Ärztin, die auf die Diagnose von Geschlechtsidentitätsstörungen spezialisiert ist (interessant: In Schweden stieg diese Diagnose laut Guardian bei 13-17-jährigen Jugendlichen, die als „weiblich“ geboren wurden, von 2008 bis 2018 um 1500 %). Drei Jahre lang begleitete die Kamera den queeren, nonbinären Teenager, zeigt Ambers innige Freundschaft mit Sebastian, der trans ist, die erste Liebe mit einem Mädchen und das herzzereißende Zerbrechen beider Beziehungen. Neben dem Spiel mit fluiden Identitäten und ständig wechselnden Frisuren und Stylings verliert Amber die geplante Transition nie aus dem Auge und trifft am Ende eine Entscheidung. Ein Porträt der jungen „Generation Q“ ebenso wie der „Generation Smartphone“ mit Handykamera, Snapchat, Facetime, Youtube und Tinder…

Story AB Amber (r.) und Sebastian in „Always Amber“

Welcome to Chechnya, USA 2020, Regie: David France, 107 min., Tschetschenisch, Russisch, Englisch mit engl. Untertiteln, Sektion: Panorama

2017 wurde bekannt, dass in Tschetschenien Schwule, Lesben und Bisexuelle verhaftet, gefoltert und umgebracht werden - während Präsident Kadyrow die Vorwürfe mit dem Argument zurückwies, dass es in seinem Land gar keine queeren Menschen gebe. Der Film dokumentiert mit Aufnahmen aus Handy- und Überwachungskameras brutale homophobe Angriffe und begleitet mutige Aktivist_innen dabei, Betroffene aus dem Land zu schleusen, darunter auch die 21-jährige lesbische Muslima „Anya“. Harter Stoff, aber wichtig!

Public Square Films „Welcome to Chechnya“

Zwei Kurzfilme:

Extractions, Kanada 2019, Regie: Thirza Cuthand, 16 min., engl. OV, Forum Expanded

Die lesbische Experimentalfilmemacherin Thirza Cuthand stellt die Rohstoff-Förderung in Beziehung zur Pflegekind-Industrie und überlegt, ihre Eier einfrieren zu lassen, um ein indigenes Baby zu bekommen.

Babylebbe, Dänemark 2019, Regie: Tone Ottilie, 19 min., Dänisch mit engl. Untertiteln, Generation 14plus

Als Babylebbe, also „Babydyke“ wird Frede (Anna Zerbib Streitz) abgestempelt, als sie ihre große Schwester zu einer queeren Party begleitet, auf der sie ihre Exfreundin zurückgewinnen will. Das will Frede aber nicht auf sich sitzen lassen.

Emil Aagard/Mille Astrup/ Tone Ottilie Frede (Anna Zerbib Streitz) und Natasja (Levi Eja Roepstorff) in „Babylebbe“

34. Teddy Awards: 28. Feb., Volksbühne Berlin, Preisverleihung ab 21 Uhr, Party ab 23:30 Uhr, Tickets: hier

 

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