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Auch Regenbogenfamilien müssen nicht perfekt sein

Ab heute im Kino: In ihrer Dokumentation "Gayby Baby" porträtiert die Australierin Maya Newell, selbst mit lesbischen Müttern aufgewachsen, mit liebevollem Blick vier Kinder aus Regenbogenfamilien.

Noise Film PR Längst kein "Gayby Baby" mehr: Matt (l.) mit seinem Bruder und seinen Müttern

Von Karin Schupp

l-mag.de, 23.6.2016 – Ebony (12) will Sängerin werden und hofft, auf eine renommierte Schule mit Musikschwerpunkt aufgenommen zu werden. Gus (10) steht – zum Entsetzen seiner Mütter - auf den Macho-Sport Wrestling. Matt (11) hadert damit, dass seine Kirchengemeinde Homosexualität nicht akzeptiert. Und Graham (11) ist gerade nach Fidschi umgezogen und soll in der neuen, konservativen Heimat lieber nicht erzählen, dass er zwei Väter hat.

Für den ersten Lang-Dokumentarfilm über Regenbogenfamilien, der die Kinder in den Mittelpunkt stellt, begleitete die australische Regisseurin Maya Newell drei Kinder mit lesbischen Müttern und einen Jungen mit schwulen Vätern mit der Kamera.

Gut gecastete, liebenswerte Hauptfiguren

Das Thema ist zwar für deutsche Medien nicht ganz neu – im deutschen Fernsehen wurden schon eine Reihe von Regenbogenfamilien porträtiert -, was aber Newells Film dennoch sehenswert macht, ist die gelungene Wahl ihrer sehr unterschiedlichen, aber allesamt liebenswerten Hauptfiguren (die sie aus 60 Kindern in ganz Australien aussuchte) und die monatelange Drehzeit, in der sie den Familien näher kam als ein Kamerateam, das nur mal für zwei Tage das Haus auf den Kopf stellt.

Und so sehen wir, unter welch schweren Bedingungen sich Ebony auf das Vorsingen in ihrer Traumschule vorbereiten muss, denn ihr schwerbehinderter kleiner Bruder benötigt viel Aufmerksamkeit. Graham, der noch nicht sprechen konnte, als er mit 5 Jahren zu seinen Pflegeeltern kam, kämpft mit seiner Lernschwäche. Gus wünscht sich Tickets für ein großes Wrestling-Event und setzt all seine Überzeugungskünste dafür ein. Und Matt diskutiert mit seinen Müttern, wieso sie an einen Gott glauben, der ihren Lebensstil verdammt, und darf mit ihnen die damalige australische Premierministerin Julia Gillard – eine Gegnerin der Ehe-Öffnung - besuchen.

Nicht immer nur "Happy Family"

Liebe, Spaß, Streit, Frust und Freude: All das erleben unsere vier „Gaybys“ - und wir mit ihnen. Ihr Film sei „kein Werbespot für gleichgeschlechtliche Familien“, sondern zeige Familien, die „nicht perfekt, aber auch nicht weniger perfekt als andere Familien sind“, erklärt Newell, die selbst mit lesbischen Müttern aufgewachsen ist. Denn darum gehe es ihr: „Aus der Verteidigungsposition herauszukommen (…) und zu zeigen, dass diese Kinder nicht durch die Sexualität ihrer Eltern definiert werden.“ Die Kinder in Gayby Baby haben’s längst verstanden: „Die Menschen, die dich zu dem machen, der du heute bist, die sind die Familie“, sagt Ebony. Wäre schön, wenn auch Menschen, die beim Thema Regenbogenfamilien ein komisches Bauchgefühl haben, den Film sehen würden.

Gayby Baby, Australien 2016, Regie: Maya Newell, 85 min., OmU, hier stehen die Kinos, in denen der Film am 23. Juni anläuft

Bei Screenings in Berlin, Hamburg, Frankfurt/M., Leipzig, München und Passau wird die Produzentin des Films, Charlotte Mars, anwesend sein. In München, Berlin, Münster und Bochum gibt es in Kooperation mit lokalen Regenbogenfamilien-Initiativen Vorführungen mit anschließender Diskussion. Alle Termine stehen hier.

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