Deutschlands ältester queerer Club muss schließen
Die Rettungsversuche der letzten Monate reichten nicht aus, um die Insolvenz abzuwenden: Der Berliner LGBTQ-Club SchwuZ stellt nach 28 Jahren seinen Betrieb ein und feiert am 1. November seine letzte Party. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Katja Jäger.
Guido Woller Das SchwuZ in besseren ZeitenVon Selina Hellfritsch
25.10.2025 - Am Donnerstagabend um 20:00 Uhr schrieb das Berliner SchwuZ, Deutschlands ältester queerer Club, auf Instagram: „Diese Zeilen zu schreiben fällt uns unglaublich schwer. Leider müssen wir euch mitteilen, dass das SchwuZ schließen wird.“
Seit Anfang August ist bekannt, dass der Club Insolvenz angemeldet hat, da im Laufe dieses Geschäftsjahres die Zahlungsunfähigkeit drohte. Damals sah man den Insolvenzantrag noch nicht als Kapitulationsmoment, sondern als einen „notwendigen Schritt, um Luft für Veränderung zu schaffen und aus der Abwärtsspirale auszubrechen.“
Trotz aller Bemühungen kein Neustart möglich
Nach monatelanger intensiver Arbeit, zahlreichen Gesprächen und einem ausführlichen Investor:innen-Prozess hat sich letztlich niemand gefunden, der das SchwuZ übernehmen würde, erklärt uns die Geschäftsführerin Katja Jäger.
„Wir haben in dieser Zeit alles versucht: mit potenziellen Partner:innen verhandelt, verschiedene Konzepte geprüft und nach kreativen Lösungen gesucht“, so Jäger. „Trotz all dieser Bemühungen war die wirtschaftliche Lage zu komplex und die notwendigen Investitionen zu hoch, um einen tragfähigen Neustart zu ermöglichen.“ Es läge also nicht an der Motivation oder dem Engagement, sondern den finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen, die eine Fortführung letztlich unmöglich gemacht hätten.
Viel Solidarität von Community und Politik
Seit Bekanntgabe der Insolvenz, hat das SchwuZ alles daran gesetzt Besucher:innen anzulocken, kreative Lösungen zu schaffen und den Betrieb weiterhin am Laufen zu halten. Die letzten Wochen bezeichnete die Geschäftsführerin als entscheidend. Jetzt ist allerdings klar: Das SchwuZ schließt endgültig. Es habe sogar Unterstützung aus Politik und Verwaltung gegeben, worüber sie sehr dankbar seien, erzählt Jäger. „Trotz allem war die Situation am Ende so, dass politische Unterstützung allein die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Fortführung nicht schaffen konnte.“
Auch aus der Community, von Gäst:innen, Künstler:innen und Mitarbeiter:innen habe es viel „Solidarität, Liebe und Unterstützung“ gegeben. „Das hat uns sehr berührt. Menschen haben ihre Erinnerungen geteilt, uns Mut zugesprochen, ihre Dankbarkeit ausgedrückt und viele wollten Teil des SchwuZ bleiben. Viele queere Artists haben uns mit ihrer Plattform und Kunst unterstützt“, so Jäger. Das habe noch einmal verdeutlicht, wie viel das SchwuZ der queeren Community bedeute.
Was bleibt, ist die gemeinsame Geschichte
Am 1. November wird die letzte Party stattfinden, danach schließen die Türen in der Neuköllner Rollbergstraße für immer. Damit verschwindet eine der ältesten LGBTQ-Institutionen Berlins und ganz Deutschland, die 1977 als „Schwulenzentrum” gegründet worden war.
„Was bleibt ist die Geschichte, die wir gemeinsam geschrieben haben – und die Menschen, die sie getragen haben. Viele aus dem Team, aus der Community und dem künstlerischen Umfeld werden sicher neue Wege finden, um queere Kultur, Sichtbarkeit und Räume weiterzuentwickeln und weiter das Stadtbild zu prägen“, ergänzt die Geschäftsführerin. Die letzte Veranstaltung sei deswegen nicht nur ein Abschied, sondern auch „ein großes Dankeschön“.

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