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Filmtipp „Die Freundin meiner Freundin“: Auf dem lesbischen Liebeskarussell

Authentisch und sympathisch erzählt die spanische Indie-Komödie „Die Freundin meiner Freundin“, wie die frisch getrennte Zaida ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spiel in der Lesbenszene von Barcelona anzettelt. Jetzt in der Queerfilmnacht.

Salzgeber

Von Karin Schupp

7.5.2024 - Das kennen alle, die in der lesbischen Community unterwegs sind: Irgendwann hat man das Gefühl, dass jede schon mal was mit jeder hatte. Und in Barcelona geht‘s nicht anders zu: Zaida (Zaida Carmona) kehrt nach einer Trennung dorthin zurück und springt sofort aufs Liebeskarussell, das sich während ihrer Abwesenheit munter weitergedreht hat. Oder besser: Sie bringt es erst so richtig in Schwung.

Klar, sie könnte sie auch endlich einmal um ihre berufliche Zukunft kümmern, aber schöner ist es doch, sich in der Frauenwelt umzutun. Und so verliebt sich Zaida prompt in Lara (Alba Cros), die Freundin ihrer alten Bekannten Rocío (Rocío Saiz). Und die scheint trotz ihrer noch jungen Beziehung auch nicht abgeneigt zu sein. Aber auch auf Aroa (Aroa Elvira), die Neue ihrer Ex Julia (Thaïs Cuadreny), wirft Zaida ein Auge. Währenddessen finden Julia, die „Shane“ von Barcelona, und Rocío plötzlich Gefallen aneinander. Und irgendwann taucht auch noch Zaidas in Madrid zurückgelasse Ex Gabriela (Bea Escribano) auf…

Komödie mit Wiedererkennungswert

Die muntere Bäumchen-wechsel-dich-Komödie spielt über einen Zeitraum von drei Wochen, in dem sich die Beteiligten - ob sie es nun wollen oder nicht – ständig über den Weg laufen. Hausparty, Kneipe, Club, Kino, eine langweilige Kunstperformance: all das hat einen hohen Wiedererkennungswert und das nicht nur für Menschen mit Ortskenntnis (denn die Locations sind alle echt).

Auch wenn dem Drehbuch am Ende ein bisschen die Luft ausgeht: der Low Budget-Film aus der Community für die Community verströmt spanisches Sommerfeeling und ist einfach sympathisch und charmant.

Authentische lesbische Welt ohne großes Drama

Die Freundin meiner Freundin ist nicht nur von Pedro Almodóvars buntem Stil und – mehr noch – den federleichten Filmen von Éric Rohmer inspiriert, sondern erinnert auch an den Indie-Lesbenklassiker Go Fish (1994) von Rose Troche (die später als The L Word-Produzentin durchstartete): Eine authentische lesbische Welt mit glaubwürdigen Charakteren, die weder Coming-out-Probleme noch großes Drama erzählt.

Wie in Go Fish besteht der Cast aus Freundinnen und Bekannten von Zaida Carmona, die nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern auch Regie führte und das Drehbuch mitverfasste. Alle sind Laiendarstellerinnen und spielen eine fiktionialisierte Form von sich selbst: Alba Cros ist Filmemacherin (und auch die Kamerafrau von Die Freundin meiner Freundin), Thaïs Cuadreny ist auch im echten Leben Kunstperformerin und Rocío Saiz und Aroa Elvira sind tatsächlich Musikerinnen.

So eine Komödie könnte es ruhig auch mal aus Köln, Berlin oder Freiburg geben – wo sind die deutschen queeren Filmemacher:innen?

Die Freundin meiner Freundin, Spanien 2022, Regie: Zaida Carmona, Buch: Carmona/ Marc Ferrer, 85 min., spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln – in der Queerfilmnacht Mai 2024: hier stehen die über 40 Städte/ Termine in Deutschland und Österreich

 

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