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Serientipp „Loving Her“, Staffel 2: Lesbe in der Quarterlife-Crisis

Liebe, Job, Freundschaft: Auch in Staffel 2 von Deutschlands einziger Lesbenserie „Loving Her“ (ZDFneo) hadert Hauptfigur Hanna mit dem Glück und dem Erwachsenwerden. L-MAG hat die neuen Folgen gesehen und mit den lesbischen Serienmacherinnen gesprochen.

ZDF/ Markus Glahn Hanna (Banafshe Hourmazdi, r.) und Isabel (Annick Durán Kandzior)

Von Paula Lochte

26.8.2023 - Plötzlich steht ein Sportwagen in der Garage ihrer Doppelhaushälfte und sie benutzen fünf Jahre zu spät Wörter wie „Yolo“: Männer in ihrer Midlife-Crisis sind altbekannt. Eher neu im Serienkosmos ist dagegen das Phänomen der „Quarterlife-Crisis“. Die Krise, die junge Menschen mit Anfang oder Mitte zwanzig aus der Bahn wirft, wenn die Ausbildung abgeschlossen, aber das Leben ein einziges Chaos ist. In so einer Krise steckt Hanna (Banafshe Hourmazdi).

„Alle haben auf einmal irgendwelche Zukunftspläne“, sagt sie in Staffel 2 der ZDFneo-Miniserie Loving Her. Und sie selbst? Sie hängt in der Luft. Zwar hat sie jetzt einen Abschluss in Literaturwissenschaft und so etwas wie ihren Traumjob: Sie arbeitet bei einem hippen queeren Magazin in Berlin.

Alle wirken glücklicher oder zumindest erwachsener als sie

Aber ihr Kotzbrocken von einem Chef schmettert ihre Textideen regelmäßig als „boring“ ab und lässt sie stattdessen Getränkekisten schleppen. Währenddessen datet ihre Ex eine erfolgreiche Autorin, und ihr Ex-Mitbewohner kriegt ein Kind, kurz: Alle wirken glücklicher oder zumindest erwachsener als sie.

Und so stürzt sich Hanna in den sechs neuen Folgen von Deutschlands erster (und leider immer noch einziger) Lesbenserie mitten rein in ihre Minderwertigkeitskomplexe – aber auch in eine neue Liebe.

ZDF/ Markus Glahn Hanna versucht sich in der (ungewöhnlich gut ausgestatteten) Redaktion des queeren Magazins zu behaupten

Müssen lesbische Themen um jede Sendeminute kämpfen?

Während Staffel 1 von Loving Her noch stark an der niederländischen Vorlage Anne+ orientiert war und Hanna in jeder Episode von einer anderen Ex-Freundin erzählte, hat Staffel 2 nun einen längeren Erzählbogen – und darf gut doppelt so viel Sendezeit füllen: 20 Minuten pro Folge. Das tut der Serie gut, die Figuren wirken dadurch weniger holzschnittartig und die Story entwickelt einen Sog.

Und doch drängt sich die Frage auf: Müssen lesbische Themen um jede Sendeminute ringen? „Projekte von, über und für Frauen müssen immer für ihre Berechtigung kämpfen“, sagt Drehbuchautorin Marlene Melchior im L-MAG-Interview. „Aber wir sind die Generation, die das verändern muss!“ Regisseurin Eline Gehring ergänzt: „Wir haben noch so viel mehr zu erzählen!“ 

Tantra-Workshop und Verrat – wie weit gehst du für deinen Job?

Als junge, lesbische Frau eine Stimme haben und sichtbar sein – das will auch Serienfigur Hanna. Sie versucht, sich vom „Mädchen für alles“ zur Kolumnistin zu mausern. Das Magazin, für das sie arbeitet, funktioniert allerdings nicht viel anders als die Bild-Zeitung: Sex, Skandale und Polemik sind gefragt. Zum Glück hatte Hanna mal was mit einer Frau, die neuerdings queere Tantra-Workshops gibt. Das Thema lässt sogar die Augen ihres sonst so schwer zu beeindruckenden Chefs leuchten. Und so stolpert Hanna in Folge 2 durch einen Wald irgendwo in Brandenburg und fühlt sich, als hätte sie verdorbene Zauberpilze gegessen.

ZDF/ Markus Glahn Hanna und Franzi (Lena Klenke) begegnen beim queeren Tantra-Workshop auch einem Heteropaar

Aber das ist erst der Anfang: Denn Hannas danach verfasste Abrechnung mit selbsternannten Schamaninnen und Gestöhne in der freien Natur geht viral. Doch worum soll sich ihre nächste Online-Kolumne drehen? Wie die Hauptfigur in Der Teufel trägt Prada (verfilmt 2006 mit Anne Hathaway und Meryl Streep), die einen Job beim wichtigsten Modemagazin der USA ergattert, verrät Hanna für ihre Karriere mehr und mehr ihre Ideale – und ihre Freund:innen.

Auch eine Serie über Freundschaft

„In Staffel zwei geht es darum, wie wichtig Freundschaften sind“, erklärt Drehbuchautorin Marlene Melchior. Zwar prägten einen auch Liebesbeziehungen. „Aber wenn wir uns mit einer guten Freundin streiten, kann das noch viel schmerzhafter sein als eine Trennung.“

Ganz ohne romantische Liebe bleibt Hanna aber nicht. Denn sie verguckt sich in Isabel, großartig gespielt von Annick Durán Kandzior. Die strahlt so eine Wärme aus, dass es nicht weit her ist mit Hannas Coolness und ironischer Distanz. Aber: Isabel ist vergeben. Übrigens arbeitet sie als Köchin. Genau wie das Love Interest in Der Teufel trägt Prada. Aber eben in queer.

Loving Her, D 2023, Staffel 2: 6 Folgen; Regie: Eline Gehring, Headautorin: Marlene Melchior; mit Banafshe Hourmazdi, Annick Durán Kandzior, Lena Klenke, Karin Hanczewski u.a., in der ZDF-Mediathek, am 3./ 10.9. auf ZDFneo (20:15 Uhr) – den Trailer kann man nur direkt auf Youtube anschauen

Das komplette Interview mit Marlene Melchior und Eline Gehring steht in der aktuellen Ausgabe der L-MAG (jetzt im Handel oder hier als E-Paper).

 

Weiterlesen:

Deutschlands erste Lesbenserie „Loving Her“: Queerness ohne Drama

Filmtipp Anne+: Echte queere Menschen, echte lesbische Lebenskrisen

10 lesbische und queere Podcasts, in die ihr mal reinhören solltet

 

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