Global Pride rückt #BlackLivesMatter in den Fokus
Nach den weltweiten CSD-Absagen findet am 27. Juni der „Global Pride“ als 24-stündiger Live-Stream statt. Im Fokus: #BlackLivesMatter. Angekündigt sind auch etliche Promis von Olivia Newton-John und Village People bis Peaches und Conchita Wurst.
Von Franziska Schulteß
21.6.2020 - Der „Global Pride 2020“ soll eine virtuelle Alternative zu den weltweit abgesagten CSD- und Pride-Paraden bieten. LGBTI*-Organisationen aus verschiedenen Kontinenten wollen am 27. Juni ein gemeinsames Event organisieren, das im Internet als 24-stündiger Live-Stream übertragen wird.
Ein großes Thema des digitalen „Global Pride“ sollen die Botschaften und Forderungen der #BlackLivesMatter-Bewegung sein. Wie die Organisator*innen in einer Pressemitteilung bekannt gaben, wollen sie noch mehr „Schwarze Stimmen ins Zentrum“ des Events rücken. Damit reagieren sie auf die internationalen Proteste nach dem durch Polizeigewalt verursachten Tod von George Floyd.
„Hass und Vorurteilen direkt begegnen“
„Als Schwarze Frau in der LGBTQIA+ Community finde ich, dass wir uns dem Rassismus und der Gewalt, mit denen meine Schwarzen Brüder, Schwestern und nicht-binären Geschwister konfrontiert sind, stellen müssen – sowohl in der Mainstream-Gesellschaft als auch innerhalb der LGBQIA+ Communities“, begründete die Co-Vorsitzende des Global Pride-Organisationskomitees, Natalie Thompson, die Entscheidung. Der „Global Pride“ sei hierfür eine gute Plattform. „Ich bin stolz darauf, mit so vielen verschiedenen Kollegen aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Unsere Community weiß genau, dass wir Hass und Vorurteilen direkt begegnen müssen.“
Bereits über 1000 Beiträge eingereicht
Unter dem Motto „Exist. Persist. Resist“ beteiligen sich Vertreter*innen von Prides aus vielen Ländern, darunter Kanada, USA, Mexiko, Griechenland, Südafrika und Australien. Koordiniert wird das Projekt von den internationalen Pride-Netzwerken Interpride und EPOA.
Der Live-Stream soll auf mehreren Kanälen gezeigt werden: auf dem YouTube-Kanal des Künstlers Todrick Hall (RuPauls Drag Race), sowie auf dem YouTube-Kanal von iHeartRadio und auf der Global Pride-Webseite. Mehr als 500 Pride-Organisationen weltweit hätten bereits mehr als 1000 Inhalte eingereicht.
Als Redner*innen und für Auftritte bestätigt wurden u. a. bereits der ehemalige US-Vizepräsident und voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten Joe Biden, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der Londoner Bürgermeister Sadiq Kahn, der irische Premierminister Leo Varadkar und Künstler*innen wie Schauspielerin Laverne Cox, Sängerin Conchita Wurst, die feministische Punkband Pussy Riot und die Disco-Legenden Thelma Houston und Village People.
Alle Beteiligten wollen auf die Gagen für ihre Auftritte verzichten. Die durch den „Global Pride“ gesammelten Mittel sollen dann an Pride-Organisationen weltweit verteilt werden, die in finanzieller Not sind.
Der weltweit erste virtuelle Pride
Der „Global Pride“ ist der erste weltweite virtuelle Pride dieser Art. Der 24-Stunden-Stream wird sich nach den globalen Zeitzonen richten, wobei jede Zone ein bis zwei Stunden Sendezeit bekommt. Das heißt etwa für die deutschen CSD-Vereine: Sie teilen sich 60 bis 120 Minuten mit einer Reihe von Ländern, mit Schweden an dem einen und Südafrika am anderen Ende der Zeitzone.
Bestehen wird der Stream sowohl aus vorproduzierten Videos als auch aus Live-Zuschaltungen – mit Musik, Performances oder Grußworten bis hin zu Studiotalks oder kleineren Demos, die mit der Kamera begleitet werden. Die Beiträge werden entweder in der jeweiligen Landessprache oder in Englisch produziert und sollen dann, soweit möglich, in Englisch untertitelt werden.
Nur drei Monate Vorbereitungszeit mit einigen Hürden
Im März und im April diesen Jahres zeichnete sich ab, dass aufgrund des Coronavirus die meisten Straßen-Prides ausfallen werden. Auch der Euro Pride, der am 27. Juni in Thessaloniki hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt. „Wir haben dann beschlossen, an dem Datum etwas online zu machen, um der Community zu zeigen, dass wir immer noch da sind!“, erzählt Ronald Zinke vom CSD Deutschland e.V., der die Organisation des „Global Pride“ mit unterstützt, unserer Schwesterzeitschrift Siegessäule.
Viel Zeit zur Vorbereitung des Streams war nicht: Zwischen dem Beschluss und der Umsetzung liegen nur knapp drei Monate. Das ist sportlich – insbesondere, da ein gemeinsamer Internet-Stream schwerer umzusetzen ist, als man vielleicht zunächst denkt, sagt Ronald. Zum Beispiel in den Gebühren für die GEMA, die in Deutschland die Nutzungsrechte für viele Musikstücke verwaltet. „Wir haben diskutiert, den Stream über YouTube zu machen. Aber wenn man z.B. aus Amerika streamt, kann dieser Content dann in Deutschland nicht gezeigt werden, weil YouTube keinen Rahmenvertrag mit der GEMA hat.“
Gedanken habe sich das Team auch über Schutz gegen Hacking gemacht und darüber, wie man die Anonymität von Zuschauenden im Internet sicherstellt, ergänzt Steve Taylor von Interpride gegenüer der Siegessäule.
In Deutschland wollen verschiedene Gruppen und Verbände zum „Global Pride“ beisteuern, darunter die Travestie für Deutschland oder der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) mit der Social-Media-Kampagne #SportPride2020, die sich für einen diskriminierungsfreien Sport einsetzt.
Der Sendeplan für den gesamten „Global Pride“-Stream soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.
Global Pride, Sa, 27. Juni, 17 Uhr - So, 28. Juni, 17 Uhr - Infos auf globalpride2020.org und auf Facebook
Bisher bestätigte Redner*innen und Künstler*innen
Personen des öffentlichen Lebens:
Carlos Alvarado Quesada, President of Costa Rica
Xavier Bettel, Prime Minister of Luxembourg
Joe Biden, former Vice President of the USA
Helena Dalli, European Commissioner for Equality
Guoni Johannesson, President of Iceland
Sadiq Khan, Mayor of London, UK
Ann Linde, Foreign Minister, Sweden
Victor Madrigal-Borloz, United Nations
Prince Manvendra Singh Gohil, India
Erna Solberg, Prime Minister, Norway
Justin Trudeau, Prime Minister, Canada
Leo Varadkar, Taoiseach of Ireland
Künstler*innen:
Courtney Act
Natasha Bedingfield
BETTY
Betty Who
Bright Light Bright Light
Melanie C
Deborah Cox
Laverne Cox
Daya
Stephen Fry
Tom Goss
Steve Grand
Todrick Hall
Thelma Houston
Erika Jayne
Leslie Jorden
Jordy
KEiiNO
Kesha
Adam Lambert
Mary Lambert
Max
Ava Max
Olivia Newton John
Peaches
Pussy Riot
Pussycat Dolls
Rita Ora
Kate Pierson
Bebe Rexha
Leann Rimes
Rachel Sage
Fred Schneider
Calum Scott
Jake Shears
Lucy Spraggan
Russell Tovey
Village People
VINCINT
Pabllo Vittar
Kristine W
Martha Wash
Conchita Wurst
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