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KI erleichtert LGBTQ und Nichtbinären den Zugang zur Psychotherapie

Ein Chatbot für Hilfesuchende mit psychischen Problemen führte in England zu einem starken Anstieg an Überweisungen zu Therapie-Angeboten. Vor allem Minderheiten wie LGBTQ und Nichtbinäre vertrauen einer KI mehr an als einem menschlichen Gegenüber.

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25.2.2024, red. - Der künstlichen Intelligenz (KI) begegnen die meisten mit einer Mischung aus Faszination und Angst. Im Bereich der Psychotherapie ergeben sich jedoch tatsächlich Möglichkeiten, von denen wir möglicherweise profitieren können: In England hat ein KI-Chatbot dazu beigetragen, die Zahl der Patient:innen zu erhöhen, die vom Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) an psychosoziale Dienste, etwa Gesprächstherapien zu Angststörungen und Depressionen, verwiesen wurden.

Das betraf insbesondere unterrepräsentierte Gruppen wie LGBTQ und nichtbinäre Personen sowie Menschen, die ethnischen Minderheiten angehören.

Dies konnte die KI-Firma Limbic, die den Chatbot „Limbic Access“ entwickelte, nachweisen: Sie werteten die Werte von 129.400 Personen aus, die einen der 28 Therapievermittlungs-Services des NHS – die Hälfte davon mit KI-Chatbot – nutzten; rund ein Drittel hatte danach zudem eine schriftliche Bewertung abgegeben.

Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Medicine erschien, stieg bei denjenigen, die mit dem Chatbot kommuniziert hatten, die Zahl der Selbstüberweisungen um 15 Prozent, bei den anderen nur um 6 Prozent. Noch deutlicher stiegen die Zahlen bei Chatbot-Nutzer:innen, die einer Minderheit angehören, etwa bei Nichtbinären um 179 Prozent und bei Schwarzen um 40 Prozent.

Nichtbinäre haben bei KI weniger Angst, verurteilt zu werden

Daraus schließen die Autor:innen der Studie, dass Ratsuchende sich einem nichtmenschlichen Gegenüber mehr öffnen und sich eher trauen, persönliche Informationen zu teilen. Dies zeigt auch die Analyse der Feedbackeinträge: Nichtbinäre schrieben etwa, dass sie während der Interaktion mit dem Bot – anders als im persönlichen Gespräch - keine Angst hatten, verurteilt oder stigmatisiert zu werden.

„Die Tatsache, dass wir proportional größere Verbesserungen bei Personen aus geschlechtlichen, sexuellen oder ethnischen Minderheiten feststellen konnten, die in der Regel schwer zu erreichen sind, war ein wirklich spannendes Ergebnis“, sagte Ross Harper, Gründer und CEO von Limbic in einer Presseerklärung. „Es zeigt, dass KI in den richtigen Händen ein mächtiges Werkzeug für Gleichberechtigung und Inklusion sein kann.“

Die Nutzer:innen der Chatbot-gestützten Online-Dienste wissen, dass sie mit einem „Roboterassistent“ kommunizieren, der anhand von Fragen ihren Gesundheitszustand und die Symptome ihrer psychischen Probleme und Ängste erhebt. Die gesammelten Daten werden zu einer Überweisung zusammengefasst, auf die eine Fachkraft des NHS zugreifen kann. Ab dann übernimmt also wieder ein Mensch und setzt sich mit den Patient:inne in Verbindung.

Dank KI bald schnellere Diagnosen?

In Deutschland gibt es bisher kein vergleichbares KI-System, obwohl auch hierzulande bereits erforscht wird, wie gut eine künstliche Intelligenz Depressionen erkennen kann. „Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine KI fähig ist, das Vorliegen einer depressiven Episode zu erkennen“, sagte Prof. Dr. Youssef Shiban, Professor für Klinische Psychologie an der PFH Göttingen, der Fachwebseite idw-online. „Die Künstliche Intelligenz könnte uns ein guter Helfer sein, damit psychisch Erkrankte nicht mehr monatelang auf die richtige Diagnose warten müssen.“

Aktuell gibt es bei uns nur die Chatbot-assistierte App iCan, die Jugendliche und junge Erwachsene zur Nachsorge einer Depression nach einem Klinikaufenthalt verwenden können. Für Menschen mit psychischen Problemen, die (noch) keinen Therapieplatz haben, gibt es auch Selbstmanagement-Tools und Online-Trainingsprogramme wie iFightDepression, HelloBetter oder moodgym.

 

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