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Kino-Tipp „Die Erbinnen“: Sanfter Ausbruch, zarte Gefühle

Eine ältere, gutbürgerliche Lesbe erlebt ihre eigene kleine Emanzipationsgeschichte, als sie plötzlich auf sich alleine gestellt ist. Ein ruhiger Lesbenfilm mit Gefühl, Tiefgang und subtilem Witz. Ab 29. Nov. im Kino – und wir verlosen Tickets.

Grandfilm Heimliche Schwärmerei: Chela (Ana Brun, l.) und Angy (Ana Ivanova)

Von Dana Müller

24.11.2018 - Still, einfühlsam und absolut berührend – Die Erbinnen zeigt rundum außergewöhnliches Kino. Das Erfolgsrezept: Zwei exzeptionelle Hauptcharaktere treffen auf einen wunderbar unaufgeregten Plot. Die Geschichte punktet nicht mit stürmischen Gefühlen oder viel Drama, sondern mit beeindruckender Mimik, stillen Beobachtungen und wohlplatziertem subtilen Witz.

Im Mittelpunkt steht das vor Alltäglichkeiten triefende Paar Chela und Chiquita, ausdrucksstark gespielt von Ana Brun und Margarita Irún. Die beiden gutbürgerlichen Mittsechzigerinnen aus Paraguays Hauptstadt Asunción sind nach all den Jahren eingespielt und irgendwie gelangweilt. Chiquita kennt jeden Handgriff des Alltags längst auswendig, um Chela selbst die banalsten Erledigungen abzunehmen. Chela wiederum nimmt achselzuckend den Sturkopf und die Eigenheiten ihrer Partnerin hin.

Auf sich allein gestellt, entdeckt Chela ungeahnte Stärken

Der Oberschicht-Alltag des Paars gerät ins Wanken, als die quirlige Macherin Chiquita wegen Schulden ins Gefängnis muss. Selbst der Verkauf wertvoller Erbstücke konnte das nicht verhindern.

Die melancholisch wirkende Chela ist plötzlich auf sich allein gestellt und steht zunächst hilflos vor der Aufgabe, ihr Leben, die Villa und die Haushaltshilfe weiter zu finanzieren und der Langeweile zu entkommen. Dabei entdeckt sie ungeahnte Stärken und taucht gezwungenermaßen in eine neue soziale Perspektive ein.

"Ich wollte in dieses weibliche Universum eintauchen"

Als spontane Taxifahrerin für die reichen Nachbarinnen wird sie durch einen Zufall zur Dienstleisterin und verlässt damit ihren ererbten Lebensweg der angesehenen Hausherrin. Die heimliche Schwärmerei für die jüngere Mitfahrerin Angy (Ana Ivanova) bringt schließlich ihre eigene schleichende Emanzipation  voran – raus aus der festgefahrenen Beziehung und der Oberschicht-Chronik der eigenen Familie.

Für all das benötigt die Story nur wenige Worte, um tief in die Gefühlswelt der Protagonistinnen einzutauchen. Drehbuch-Autor und Regisseur Marcelo Martinessi legte mit seinem Spielfilmdebüt ein mittlerweile vielfach preisgekröntes Werk hin. „Ich wuchs in einer Welt auf, die von Frauen geprägt war: Mutter, Schwestern, Großmütter, Tanten, Nachbarinnen. Ich wollte mit meinem ersten Spielfilm in dieses weibliche Universum eintauchen“, erklärt er seine Inspiration. Diese Faszination versprüht Die Erbinnen besonders auf großer Kino-Leinwand.

Nicht umsonst hat der Film bei der Berlinale 2018 gleich vier Preise abgeräumt, unter anderem, absolut verdient, den silbernen Bären für Ana Brun als „Beste Darstellerin“.

Auch beim lesbischen Publikum werden die beiden verschuldeten Erbinnen für Begeisterung sorgen, in München beim Queer Film Fest war das Publikum jedenfalls schon hin und weg. Denn Die Erbinnen erzählt eine völlig neue lesbische Story und ist damit alles andere als Mainstream – einfach großartig erholsames Independent-Kino mit Gefühl und Tiefgang.

Die Erbinnen, Paraguay/ Uruguay/ Deutschland u.a. 2018), Buch/ Regie: Marcelo Martinessi, mit Ana Brun, Margarita Irún, Ana Ivanova, u.a., 95 Min, ab 29. Nov. im Kino

L-MAG verlost 3x2 Karten für Die Erbinnen (gültig in allen Kinos) - hier teilnehmen!

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