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„Love Lies Bleeding“: Lesbischer Thriller mit wilder Lovestory

Sexy und blutig: Der Thriller mit Kristen Stewart über eine Gym-Managerin und eine Bodybuilderin, die sich ihr Liebesglück nicht von der kriminellen Verwandtschaft zerstören lassen, ist sehenswert, aber nichts für Zartbesaitete. Kinostart: 18. Juli.

Plaion Pictures Lou (Kristen Stewart, l.) und Jackie (Katy O'Brian)

Von Karin Schupp

14.7.2024 - Nevada, 1989: Lou (Kristen Stewart) arbeitet in einer abgeranzten Muckibude und könnte nicht gelangweilter von ihrem Job und ihrem Kleinstadt-Leben sein – selbst auf Sex mit ihrer Gelegenheitsloverin Daisy (Anna Baryshnikov) hat sie keine Lust.

Doch ihre Miene hellt sich sichtlich auf, als Jackie (Katy O’Brian) auftaucht. Die Bodybuilderin ist auf der Durchreise nach Las Vegas, dort will sie an einem Muskel-Wettbewerb teilnehmen und endlich ihre klamme Kasse auffüllen. Jackie fällt nicht nur Lou ins Auge, aber sie ist es, die ihr Herz erobert und zwar pronto. Eine heiße, wilde Lovestory beginnt, Jackie zieht bei Lou ein und das verliebte Paar träumt von einem besseren Leben in Kalifornien.

Lous kriminelle Familie steht dem Happy End im Weg

Aber wer jetzt auf den Happy End-Ritt in den Sonnenuntergang wartet, hätte nur einen Kurzfilm gesehen und sich ins falsche Genre verirrt. Denn Lous Familie steht ihrem friedlichen Glück im Wege. Dass sie ein Frauenpaar sind, ist dabei nicht das Problem, aber Lous Vater (herrlich schmierig: Ed Harris) ist ein Schwerkrimineller, ihr Schwager JJ (Dave Franco) ein gewalttätiges Arschloch, das seine Frau Beth (Jena Malone) schlägt – der Hauptgrund für Lou, in der verhassten Heimat auszuharren: Sie will ihre Schwester beschützen.

Während Lou aufmerksam, aber vorsichtig im Hintergrund bleibt und einen möglichst großen Abstand zu ihrem Vater hält, entwickelt Jackie einen anderen Ansatz, mit der angeheirateten Verwandtschaft umzugehen: Sie nimmt die Sache auf ihre eigene (blutige) Art in die Hand. Und da sie sich dank Lous Doping-Depot regelmäßig mit Steroiden aufpimpt, vergrößert sich nicht nur ihre Muskelmasse, sondern auch ihre Aggression und macht sie zu einer Art „Hulk“ – bis zum comichaft-grotesken Showdown. Dieser Genre-Bruch überrascht gehörig, aber man lässt ihn der Regisseurin durchgehen, denn immerhin geht das absurde Finale durchaus als lesbisches Happy End durch.

„Erotik-Thriller auf Steroiden“

Man muss es deutlich sagen: Der Film ist teilweise extrem brutal, bei einigen Szenen muss man schon hartgesotten sein oder (wie ich!) die Augen schließen. Wenn bisher Bound (1996) als der lesbische – und für einige zu blutige - Rache-Thriller galt, dann schiebt sich jetzt Love Lies Bleeding auf Platz 1 und legt noch eine Schippe Gewalt, aber auch eine Schippe Sex drauf. Einen „Erotik-Thriller auf Steroiden“ nannte die Website The Barbell den Film – besser kann man’s nicht ausdrücken.

Der 80er-Jahre-Soundtrack und die Film Noir-Bilder ziehen einen rein, den zwei queeren Hauptdarstellerinnen schaut man gerne zu, und man freut sich, dass auch die Regisseurin und Ko-Drehbuchautorin Rose Glass bisexuell ist (und Jena Malone pansexuell). „Ich war sehr daran interessiert, dass queere Frauen im Mittelpunkt stehen, es im Film aber nicht wirklich darum geht, dass sie queer sind. [Ihre Sexualität] ist nur ein Teil von dem, was sie sind“, sagte sie der Webseite Refinery29.

Sexszenen: „hot“, „real“ und klischeefrei

Dass der Film mit weiblich-queerem Blick gedreht ist, beweisen auch die Sexszenen. „Es ist eine Romanze, also sollte Sex natürlich ein wichtiger Teil davon sein. Er sollte hot sein“, sagte Glass in demselben Interview, zugleich aber auch „real“ und klischeefrei, wie Stewart in Variety ergänzte: „Normalerweise sieht man nur ein Kleid, das hochgezogen wird, und einen Kopf, der nach unten geht. Selbst Hetero-Sex wirkt in Filmen so einstudiert.“

A propos „echt“: Katy O’Brian war früher selbst Bodybuilderin auf Wettkampfniveau, bevor sie als Schauspielerin (Z Nation, The Mandalorian) durchstartete, heute betreibt sie noch Kampfsport.

Die kleine lesbische Schwester der Hauptfigur im Mittelpunkt

Für ihren Oscar-nominierten Ko-Star war die „unnahbare, moralisch zweideutige Anti-Heldin, die zu viel raucht“ (Glass) zwar nicht ihr erste queere Rolle, aber definitiv ihre liebste: Endlich sei mal die „kleine lesbische Schwester die Hauptdarstellerin“, freute sie sich im Rolling Stone. „Das ist nie die Hauptfigur in einem Film. Sie ist nie diejenige, die man ficken will.“

Ja, Love Lies Bleeding macht seiner wörtlichen Übersetzung „Liebe, Lügen, Bluten“ alle Ehre (eigentlich bedeutet der Begriff „Liebe verendet“ oder – jetzt geht’s in die Botanik – „Garten-Fuchsschwanz“). Aber wer nicht allzu zart besaitet ist, sollte sich unbedingt auf die Reise durch die Höhen und Tiefen dieser leidenschaftlichen Amour Fou begeben. Es ist schließlich gut möglich, dass ihr dasselbe Erlebnis habt wie die queere Filmkritikerin, die in Refinery29 postulierte: „Love Lies Bleeding wird dich lesbischer und geiler machen als je zuvor.“

Love Lies Bleeding (USA, 2024), Regie: Rose Glass, Buch: R. Glass/ Weronika Tofilska, Kristen Stewart, Katy O’Brian u.a., 104 min., Kinostart: 18. Juli

 

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