K-Word #485: Neues aus der Lesbenwelt
Cara Delevingne in „Planet Sex“, Whitney Houston-Biopic, Nilla Fischer beendet ihre Karriere, queere Golden Globe-Nominierte, Irina Schlauch, Katy Karrenbauer, Brittney Griner, „Sturm der Liebe“, Film- und Serientipp zu Weihnachten und mehr!
Von Karin Schupp
16.12.2022 - Weihnachten wird sexy: Am 22. Dezember kommt Planet Sex zu RTL+. In sechs Folgen jettet Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne kreuz und quer durch die Welt – von Berlin über Beirut bis Tokio – und beschäftigt sich mit Themen wie weibliche Sexualität, Gender, Pornografie, Schönheit, Monogamie und natürlich LGBTQ. Cara lässt ihren Orgasmus messen, fertigt einen Abdruck ihrer Vulva an, macht einen Masturbationskurs und spricht immer wieder darüber, dass sie hauptsächlich und am liebsten Sex mit Frauen hat, sich als „100% queer“ identifiziert - und doch bis heute mit Schamgefühlen zu kämpfen hat. Fast rührend ist ihr erster Besuch eines CSDs und des lesbischen Festivals Dinah Shore (Folge 1), bei dem sie erstmals und zu Tränen gerührt das Familiengefühl und die Sicherheit innerhalb der queerer Community erlebt.
Ab 22. Dez. im Kino: In I Wanna Dance With Somebody, der Film-Biografie von Whitney Houston, gespielt von Noami Ackie (Master of None), soll ihre zeitweise romantische Beziehung mit ihrer Freundin Robyn Crawford (Nafessa Williams, Black Lightning) nicht unter den Tisch fallen, wie ich höre. Während Houston bis zu ihrem frühen Tod 2012 nie darüber gesprochen hat, bestätigte Crawford (die inzwischen mit Frau und zwei Kindern in New Jersey lebt) in ihrem Buch A Song For You: My Life with Whitney Houston 2019 zum ersten Mal das langjährige Gerücht (K-Word #327). Lest nächste Woche hier auf l-mag.de unsere Filmkritik.
Nilla Fischer (K-Word #483) beendet ihre Karriere als Fußballprofi. „Ich wünschte, ich könnte mein ganzes Leben lang Fußball spielen, aber nach jedem Training und Spiel tut mein Körper weh. Es ist an der Zeit, auf ihn zu hören“, sagte die Schwedin (38), die als Kapitänin des VfL Wolfsburg (2013-2019) die Regenbogenbinde nach Deutschland brachte (wir berichteten), auf der Webseite ihres Clubs Linköpings FC. Aus dem Nationalteam war die 38-Jährige bereits im September zurückgetreten. Nilla bestritt 189 Länderspiele, holte 2016 Olympia-Silber und wurde im letzten Jahr in das „Frauen-Team des Jahrzehnts“ berufen. Ihr nächster Plan klingt da recht lapidar: „Ich werde eine Ausbildung zur Polizistin machen“, sagte sie der schwedischen Zeitung Expressen.
Die Prinzessinen mögen Wassersport: Im Oktober nahm Hanna Sökeland, Princess Charming II., an der Rutschenshow RTL Wasserspiele teil (K-Word #477), und ihre Vorgängerin Irina Schlauch wird jetzt Kandidatin des RTL Turmspringens, das am 10. Februar gesendet wird. Die einzige lesbische Teilnehmerin der Sportshow ist sie aber nicht: Auch Ex-No Angels Star Lucy Diakovska hat sich dafür angemeldet.
Als sie seinerzeit die Lesbenikone „Walter“ in der RTL-Knastserie Hinter Gittern spielte, betonte Katy Karrenbauer (59) immer, dass sie hetero sei. Kürzlich in Promi Big Brother (SAT.1) verriet sie aber nun doch, dass sie als 21-Jährige mal was mit einer WG-Mitbewohnerin hatte. „Irgendwann haben wir geknutscht und das hat mir gefallen. Das war ganz intensiv. Tage später komme ich nachts nach Hause und da lag sie dann in meinem Bett. Wir haben dann miteinander geschlafen, ich kannte das gar nicht.“ Das sei für sie aber „nur eine Episode“ gewesen, von der sie ohne schlechtes Gewissen auch ihrem damaligen Freund erzählt habe. „Ich wusste dann sicher, dass das nicht meine Sexualität ist.“ Gerade erschien Karrenbauers Buch „Ich wollte einen Hund, jetzt hab ich einen Vater“, das sie über ihren demenzkranken Vater schrieb.
Das lesbische Drama Tár (Kinostart: 2.3.2022) wurde für drei Golden Globes nominiert, darunter auch Ehrenlesbe Cate Blanchett für die Rolle der lesbischen Titelfigur (in der neuen Ausgabe der L-MAG, ab 23. Dez. am Kiosk, erfahrt ihr mehr über den Film). Zu den queere Nominierten gehören Niecy Nash (K-Word #368) für Monster: The Jeffrey Dahmer Story (Netflix), Hannah Einbinder (bisexuell) für ihre bisexuelle Rolle in Hacks (RTL+) und Emma D’Arcy (queer/ nichtbinär, K-Word #470) für House of the Dragon (WOW, Sky Go). Die Film- und Fernsehpreisverleihung, die zuletzt wegen mangelnder Diversität und Transparenz in der Kritik stand, findet – nach internen Reformen – am 10. Januar statt.
Eine schöne lesbische Weihnachtsschnulze ist Merry and Gay von Christin Baker (Season of Love): Broadway-Star Becca (Dia Frampton) kehrt zu den Feiertagen in ihr Heimatstädtchen zurück und begegnet ihrer ersten großen Liebe Sam (Andi René Christensen) wieder… Der Film steht exklusiv bei DIVABoxOffice.tv, einem neuen, englischsprachigen Streamingdienst für queere Frauen. Weitere neue Filme mit L-Faktor auf DVD oder bei Streamingdiensten stellen wir am Sonntag hier auf l-mag.de vor.
Finaaally: In der ARD-Soap Sturm der Liebe (K-Word #481, Mo-Fr, 15:10 Uhr) hat sich Vanessa (Jeannine Gaspár) in dieser Woche endlich von Max (Stefan Hartmann) getrennt, weil sie und Carolin (Katrin Anne Heß) sich lieben. Aber ihr Ex-Verlobter wird es dem jungen Glück im Januar noch schwer machen… Noch mehr die Stirn runzeln lässt mich allerdings die Befürchtung, dass das Ganze mal wieder schwer nach der klassischen Ausstiegsstory (= erst Coming-out, dann Wegzug) aussieht.
Licht und Schatten bei Netflix: Kaum hat in Staffel 2 von Warrior Nun die Lovestory zwischen Ava (Alba Baptista) und Beatrice (Kristina Tonteri-Young) an Fahrt aufgenommen, gab der Streaminganbieter bekannt, die Serie einzustellen. Queere Weihnachtsstimmung kommt hingegen bei Smiley auf, einer Art spanisches Queer As Folk mit überwiegend queeren Charakteren. Im Mittelpunkt der Serie, die in der Vorweihnachtszeit in Barcelona spielt, stehen Alex (Carlos Cuevas), Bruno (Miki Esparbé) und ihre Liebesgeschichte mit Hindernissen, außerdem Vero (Meritxell Calvo), Alex‘ beste Freundin und Besitzerin einer LGBTQ-Bar, deren Beziehung mit Patri (Giannina Fruttero) kriselt, und auf der Heteroseite Alex' Mutter und Brunos Freund und Kollege Albert.
Seit Brittney Griner am letzten Freitag nach zehn Monaten in russischer Haft in die USA zurückgekehrt ist (K-Word 484), gibt es keine Bilder, Statements oder gar Interviews von dem US-Basketballstar. Ihre Zurückhaltung hat wohl nicht nur persönliche Gründe, denn ihre Freilassung wird im eigenen Land auch kritisiert, und damit sind nicht nur blöde Kommentare von rechten Spinnern gemeint - allen voran von Donald Trump, der sie als „furchtbare, Amerika hassende WNBA-Spielerin“ bezeichnete. Einige machten darauf aufmerksam, dass auch in US-Knästen tausende Menschen wegen kleiner Mengen Marihuana sitzen. Vor allem aber missbilligen viele, dass Griner, die wegen 0,5 Gramm Cannabisöl verurteilt wurde, gegen einen skrupellosen russischen Waffenhändlergetauscht wurde, und nicht auch der Ex-Soldat Paul Whelan, der seit vier Jahren in Russland inhaftiert ist, zurückgeholt wurde. Auch wenn sich die Kritik eher an die US-Regierung richtet, versprach Griners Agentin Lindsay Kagawa Colas gegenüber dem Sportsender ESPN, dass die 32-Jährige und ihre Frau Cherelle sich künftig „dafür einsetzen [werden], die Aufmerksamkeit auf andere Amerikaner zu lenken, die in anderen Ländern als zu Unrecht inhaftiert gelten, insbesondere auf Paul Whelan.“
Ein neuer starker Song von Malonda: Unser L-MAG-Covergirl (Juli/ Aug. 2022) beschäftigt sich in „Deutschungshoheit“ mit dem deutschen Rassismus. Im Frühjahr 2023 erscheint ihr Album „Mein Herz ist ein dunkler Kontinent“.
Am 17. Dez. kommt das Video zu Theresa Zanons neuem Song „Raindrops“, bei dem der queere Filmemacher Roman Knerr Regie führte. Es will „lesbische Sichtbarkeit schaffen und anhand von Themen zu Sehnsucht, Sexualität und Verzweiflung, die Zuschauer:innen mit großartigen Bildern und Kontrasten in den Bann ziehen“, schrieb uns die lesbische Singer-Songwriterin dazu. Und sexy ist es auch!
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