K-Word #490: Neues aus der Lesbenwelt
Kinofilm „Babylon“ mit Hommage an queere Hollywood-Ikone, Cate Blanchett verteidigt ihre lesbische Rolle in „Tár“, Janelle Monáe, Sarah Paulson & Holland Taylor, Tennisstar Daria Kasatkina, Evan Rachel Wood, „Sturm der Liebe“ – und mehr!
Von Karin Schupp
20.1.2023 - Der neue Kinofilm Babylon – Rausch der Ekstase (jetzt im Kino) erzählt vom Beginn der Tonfilmzeit in Hollywood und enthält eine Hommage an den chinesisch-amerikanischem Filmstar Anna May Wong (1905-1961), die vermutlich lesbisch war und unter anderem mit Marlene Dietrich liiert gewesen sein soll. Auf ihr basiert im Film die Figur der queeren Cabaret-Sängerin Lady Fay Zhu (Li Jun Li, Quantico), die in einer Szene Hauptfigur Nellie (Margot Robbie) küsst. Die Umstände - eine Giftschlange ist im Spiel – verkürzen den intimen Moment allerdings deutlich, und weiter geht's in dem 3-stündigen Film zwischen den beiden leider nicht.
Ihr lesbisches Coming-out und ihre Kritik am russischen Ankrieg auf die Ukraine kostete Tennisstar Daria Kasatkina (K-Word #465) ihre Rückkehr in ihre Heimat. Auch wenn der Versuch des russischen Abgeordneten Roman Teryuschkow fehlschlug, sie auf die Liste der „feindlichen Agenten“ setzen zu lassen, verzichtet die Nr. 8 der Weltrangliste, die in Barcelona lebt, seitdem schweren Herzens auf die Einreise und sieht daher „die Menschen, die ich liebe, fast nie. Meinen Vater habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen“, sagte sie dem Guardian. „Aber so ist es halt nun mal. Ich bin nur froh, dass sie gesund sind und dass ich sie habe.“ Ihren Schritt bedauert die 25-Jährige aber nicht - im Gegenteil: Aus ihrem privaten Umfeld und von anderen Spielerinnen seien nur positive Reaktionen gekommen, sie habe „weniger Druck“ gefühlt, und ihr gehe es damit „einfach viel besser“. Fazit: „Das war eine der besten Entscheidungen des letzten Jahres.“
„Ich bin Janelle Monáe, und meine Pronomen sind she/ her, they/ them and free-ass motherfucker“, begann die Dankesrede der Sänger:in und Schauspieler:in (Glass Onion) für den „SeeHer-Preis“ bei den Critics Choice Awards am Sonntag, in der Monáe ihre Motivation erklärte: „Ich bemühe mich, in meiner Arbeit diejenigen hervorzuheben, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden (…), und das ist sehr persönlich für mich, denn ich bin nichtbinär, ich bin queer, und meine Identität beeinflusst meine Entscheidungen und meine Arbeit.“ Monáe outete sich 2018 als pansexuell (K-Word #249), 2022 als nichtbinär und war zuletzt mit dem Komponisten Nate Wonder liiert.
Cate Blanchett findet ihren Film Tár (Kinostart: 2. März), in dem eine lesbische Star-Dirigentin in #MeToo-Verdacht gerät, nicht frauenfeindlich. „Er ist eine Meditation über Macht, und Macht ist geschlechtlos“, entgegnete sie der entsprechenden Kritik von Marin Alsop, Dirigentin des ORF Radio-Symphonieorchesters, die sich „als Frau… als Dirigentin… als Lesbe“ beleidigt fühlte (K-Word #489). Sie habe „größten Respekt“ für Alsop, sagte Blanchett in einem BBC-Radiointerview, aber es sei „kein Film über das Dirigieren. (…) Sie hätte genauso gut eine Meisterarchitektin oder die Chefin eines großen Bankkonzerns sein können“. Auch Alsops Mutmaßung, dass „Lydia Tár“ auf ihr basiert - auch sie ist mit einer Musikerin ihres Orchesters verheiratet und hat ein Kind -, wies die Oscar-Gewinnerin zurück: „Ich denke, dass die Umstände der Figur völlig fiktiv sind.“ Und so verteidigte Todd Field, Regisseur und Drehbuchautor von Tár, seine Entscheidung, eine lesbische Frau und keinen Mann zur übergriffigen Hauptfigur zu machen: „Indem die Figur nicht männlich ist, erkennt man hoffentlich die Macht als das, was sie ist, nämlich etwas, dass jeden, der sie berührt, korrumpiert,“ sagte er auf RadioTimes.com.
Wer Inspiration für einen Liebesbrief sucht: Lest Sarah Paulsons (American Horror Story) Geburtstagsglückwünsche an ihre Lebensgefährtin Holland Taylor (Two and a Half Men). „So bin ich am glücklichsten - in deiner Nähe“, beginnt ihre Liebeserklärung auf Instagram und endet mit den Worten: „Du hast mich verändert. In allen wichtigen Bereichen. Mein Leben mit dir zu teilen, hat allem anderen einen Sinn gegeben. (…) Ich möchte dir einfach nur Danke sagen. Danke, dass du liebst. Ich werde nie mehr derselbe sein.“ Die beiden sind seit 2015 zusammen, Taylor feierte am 14. Januar ihren 80. Geburtstag.
Das lesbische Liebesdrama in der ARD-Soap Sturm der Liebe (Mo-Fr, 15:10 Uhr) nimmt kein Ende: Zwar hat sich Vanessa (Jeannine Gaspár) vor Weihnachten endlich von ihrem Verlobten Max (Stefan Hartmann) getrennt (K-Word #485), doch lange kann sie ihre Liebe zu Carolin (Katrin Anne Heß) nicht genießen: In den kommenden Folgen setzt Max nämlich alles daran, Vanessa zurückzuerobern. Und Carolin fällt dazu nur eine Lösung ein, die bei Frauenpaaren in Soaps nur allzu beliebt ist: Wegziehen. Ob sie diesen Plan tatsächlich umsetzt und ob Vanessa mitkommt, erfahren wir aber erst Ende Februar.
Es ist noch nicht offiziell, aber Amanda Seyfried und Evan Rachel Wood arbeiten derzeit in New York an einem Thelma & Louise-Musical. Der Filmhit von 1991, den die Singer-Songwriterin Neko Case vertont, soll im Sommer 2024 am Broadway Premiere feiern. Beide Schauspielerinnen haben ihre Stimmen bereits unter Beweis gestellt: Seyfried wurde durch Mamma Mia berühmt, Wood sang in mehreren Bands und war in der Originalversion von Die Eiskönigin 2 als Elsas Mutter zu hören. Die bisexuelle Schauspielerin wurde im letzten Jahr gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Illma Gore von Woods Ex Marilyn Manson wegen Verleumdung verklagt. Der Musiker, dem mindestens sechs Ex-Freundinnen häusliche Gewalt vorwerfen, sieht sich von dem Paar fälschlicherweise als „Vergewaltiger und Missbraucher“ angeprangert. Wood wurde daraufhin Opfer einer Cybermobbing-Kampagne von Manson-Fans und den üblichen frauenfeindlichen Trollen und hat sich seitdem aus den sozialen Medien zurückgezogen.
Grimme-Preis 2023: Lea Drinda (unser Interview) wurde für ihre nichtbinäre Hauptrolle in der Serie Becoming Charlie (ZDF-Mediathek) nominiert. Nominierungen bekamen auch Nina Gummich für ihre Rolle als Alice Schwarzer im ARD-Zweiteiler Alice (ARD-Mediathek/ K-Word #482), die Dokumentation Genderation, in der Regisseurin Monika Treut die trans und genderqueeren Protagonist:innen ihres Films Gendernauts (1991) besucht, die Makeover-Show Queer Eye Germany (Netflix) und das Team um Hajo Seppelt für die Doku Wie Gott uns schuf. Coming Out in der katholischen Kirche (ARD-Mediathek) und das begleitende Online-Projekt. Die Gewinner:innen des renommierten Fernsehpreises werden am 21. März bekannt gegeben.
Während in den USA am Wochenende schon das Finale der dritten Staffel von The L Word: Generation Q läuft, warten wir immer noch auf einen deutschen Starttermin – wenn’s einen gibt, erfahrt ihr’s natürlich hier auf K-Word! In der Zwischenzeit kann ich nur auf die dritte Staffel von Truth Be Told: Der Wahrheit auf der Spur hinweisen (Apple TV+, ab 20. Januar). In der Anthologie-Serie untersucht True Crime-Podcasterin (Octavia Spencer) diesmal das Verschwinden mehrerer junger Frauen und bekommt dabei Unterstützung von einer Highschool-Direktorin (Gabrielle Union), die im Trailer eine andere Frau heiß küsst – weitere Infos gibt’s zu ihrer Figur leider nicht.
Kanada ist das erste Land der Welt, in dem nun auch gleichgeschlechtliche Paare an Eislauf- und Eistanzwettbewerben teilnehmen dürfen. Beifall kam von der kanadischen Eistänzerin Kaitlyn Weaver (33), die sich 2021 als queer geoutet hat: Als junge Frau wäre es „für mich sehr befreiend gewesen, verschiedene Paarungen, verschiedene Arten von Identitäten auf dem Eis zu sehen“, sagte die zweifache Olympiateilnehmerin und zeigte auf Instagram, wie das aussehen könnte (siehe unten, Weaver ist die Blonde, die am Anfang kniet). Auch Scott Moir, mehrfacher Olympiasieger im Eistanz und heute Trainer, lobte die Öffnung. „Ich sehe so viele Frauen, die eistanzen wollen, aber nicht die Möglichkeit dazu haben, weil der Partner nicht mitkommt“, sagte er. „Ich sehe, dass wir eine neue Geschichte erzählen und einen neuen Look haben können.“
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