L-Mag

Von Karin Schupp

13.12.2024 - Das Drama Freud – Jenseits des Glaubens handelt zwar ganz überwiegend von einem (fiktiven) Treffen zwischen Sigmund Freud (Anthony Hopkins) und dem Oxford-Gelehrten C.S. Lewis (Matthew Goode), bei dem sie buchstäblich über Gott und die Welt reden. Aber es hat auch eine wichtige lesbische Nebenhandlung: Freuds loyale Tochter Anna (Liv Lisa Fries, Babylon Berlin) kämpft dafür, dass ihr Vater ihre Beziehung mit Dorothy, gespielt von der queeren Schauspielerin Jodi Balfour (K-Word #562), akzeptiert. Die Beziehung gab’s wirklich: Anna Freud (1895-1982) und Dorothy Burlingham (1891-1979), die als Kinderpsychoanalytikerinnen berühmt wurden, waren über vierzig Jahre lang ein Paar (auch wenn sie das öffentlich nie bestätigten). Freud läuft ab 19. Dez. im Kino, eine Filmkritik findet ihr im neuen L-MAG, ab 20. Dez. am Kiosk.

„Es war für mich wichtig, mich jetzt zu positionieren, wo der Rechtsruck in Europa, aber vor allem auch in Deutschland, immer größer wird“, sagte Jasna Fritzi Bauer (Tatort) ein halbes Jahr nach ihrem Coming-out mit Lebensgefährtin Katharina Zorn und Tochter (K-Word #562). In dem RND-Interview anlässlich ihrer Tatort-Folge am 8. Dez. (in der ARD-Mediathek) betonte sie auch ihre Vorbildfunktion: „Wir wollen uns als junge, queere Familie zeigen. Das war etwas, das uns gefehlt hat. Wir haben keine queeren Eltern um die 30 gesehen, die so leben wie wir.“ Für ihren Schritt gab’s „nur wenig negatives Feedback“, erzählte sie, und junge Familien hätten „sich bedankt, dass wir sichtbar machen, dass es auch queere Familien gibt, die hier leben und nicht schon 50 sind.“

Die Bild schrieb schon im Juli, dass Anne Will neu liiert sei (K-Word #567) - jetzt griff's auch die Bunte auf und hob das mutmaßliche Paar sogar aufs Cover. Die zur Polit-Podcasterin umgeschulte TV-Moderatorin zeige sich in Berlin offen mit ihrer Freundin Su Holder, heißt es in der Zeitschrift. Sie wolle „ihr Glück nicht länger verstecken, denn natürlich erkennen die Menschen die berühmte Talkmasterin.“ Will hat das erwartungsgemäß nicht kommentiert: Sie spricht grundsätzlich nicht über ihre Beziehungen; lediglich die Gerüchte um ihre Verpartnerung (2016) und Trennung (2019) von Miriam Meckel bestätigte sie damals knapp. Von der Podcast-Produzentin Su Holder ist nur bekannt, dass sie früher mit dem Berliner Radiomoderator Max Spallek verheiratet war und mit ihm eine Tochter (16) hat.

„Halt doch endlich dein Maul!“, brüllte Adèle Haenel (35, Porträt einer jungen Frau in Flammen) am Dienstag im Gerichtssaal den Regisseur Christophe Ruggia an und stürmte hinaus. Der 59-Jährige, der ihr 2001 ihre erste Filmrolle gab, ist wegen schwerer sexueller Nötigung angeklagt: Er soll die queere Schauspielerin wiederholt sexuell bedrängt und unter ihrer Kleidung begrapscht haben, als sie zwischen 12 und 14 Jahre alt war. Mit ihrem Wutausbruch reagierte Haenel auf Ruggias Auftritt im Zeugenstand. Dort bezichtigte er sie der „reinen Lüge“, sie habe da „was falsch interpretiert“, wolle sich an ihm „rächen“ und habe „sich radikalisiert“, behauptete er und plädierte auf Freispruch. Die Richterin, die ihr Urteil am 3. Februar sprechen wird, äußerte indes „keinen Zweifel“ daran, dass die Übergriffe stattgefunden haben; ihm droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Haenel, die zwei Césars (Frankreichs höchster Filmpreis) gewann, kehrte 2023 dem Kino den Rücken, um gegen den Umgang der französischen Filmbranche mit Sexismus und Sexualstraftätern zu protestieren (K-Word #506).

Lesbische Finalistinnen: Ex-Princess Charming Hanna Sökeland steht neben Philipp Boy im Finale der Pro7-Reise-Show Destination X, die Anfang November begann und die Kandidat:innen durch ganz Europa führte (K-Word #580). Die beiden tippten im blickdichten Bus am besten auf ihren jeweils aktuellen Standort und starten ihre letzte Tour am 19. Dez. (22:30 Uhr) in Prag. In der Sat.1-Kochshow The Taste schaffte es die Hamburger Foodstylistin Katja Baum (K-Word #581) unter die letzten acht Kandidat:innen. Ihre Eintrittskarte ins Finale war eine weiße Lebkuchenmousse mit Granatapfel, Vanille und Macadamia, die zwei der vier Juroren zum besten Löffel kürten. Am 18. Dezember wird um den Sieg (plus 50.000 Euro und ein eigenes Kochbuch) gebrutzelt.

Zahlreiche queere Schauspieler:innen gehen ins Rennen um die Golden Globes: Nominiert für den Film- und Fernseh-Award, der als Vorbote der Oscar-Verleihung gilt, sind Cynthia Erivo (Wicked, aktuell im Kino), Jessica Gunning (Rentierbaby), Emma D’Arcy (House of the Dragon), Jodie Foster und Kali Reis (True Detective: Night Country), Ayo Edebiri (The Bear) Hannah Einbinder (Hacks) und Karla Sofía Gascón für Emilia Pérez – sie wäre nach Michaela Jaé Rodriguez (Pose) die zweite trans Gewinnerin in einer der Schauspielerinnen-Kategorien. Das trans Drogenkartell-Musical Emilia Pérez (K-Word #586, aktuell im Kino) gilt mit zehn Nominierungen als Favorit. Die Verleihung findet am 5. Januar statt.

Emma Dumont, bekannt als Cillian Murphys Film-Ehefrau Jackie in Oppenheimer, hat auf Instagram den Vornamen in „Nick“ und die Pronomen in das genderneutrale „they/ them“ geändert. Ein Sprecher bestätigte gegenüber TMZ das nichtbinäre Coming-out: Dumont identifiziere sich „als trans-maskuline nichtbinäre Person“ und heiße privat jetzt „Nick“, verwende beruflich aber noch den Namen „Emma“.

Die pansexuelle Reality-Darstellerin Stephie Stark (K-Word #488) setzte am letzten Wochenende ein Zeichen gegen Hass im Netz. Sie trat in Unterwäsche auf den roten Teppich der RTL-Reality Awards in Köln und präsentierte zahlreiche Beschimpfungen, die sie auf ihren Körper schrieben ließ: von „Hure“ über „dreckige Lesbe“ bis hin zu Morddrohungen. „Vergesst nicht, dahinter sitzt ein Mensch, der das liest“, kommentierte die 29-Jährige dazu auf Instagram. Stephie, die ihre TV-Karriere 2021 als Bachelor-Kandidatin begann, war inzwischen in vier weiteren Datingshows, darunter – nach ihrem Coming-out 2022 – in Princess Charming (Staffel 3) und Bei Gina-Lisa läuten die Hochzeitsglocken. Und wen das interessiert: Die lesbischen Nominierten der Reality Awards - Princess Charming, das Staffel 4-Paar Seleya & Lucia und das Ex-Paar Gina und Emily aus Prominent getrennt (K-Word #583) - gingen leer aus.

Sabrina Carpenters (K-Word #573) Weihnachts-Special auf Netflix bietet auch Lametta fürs lesbische Publikum: In A Nonsense Christmas with Sabrina Carpenter singt der Popstar mit Chappell Roan (K-Word #575) „Last Christmas“, mit der bisexuellen Musikerin Kali Uchis (K-Word #584) „I Saw Mommy Kissing Santa Claus“), zu Gast sind auch Cara Delevingne (K-Word #567) und die queere Comedienne Megan Stalter (Hacks).

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Weiterlesen: K-Word #587: Neues aus der Lesbenwelt

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