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K-Word #598: Neues aus der Lesbenwelt

Queere Gewinnerfilme bei der Berlinale, lesbische Sichtbarkeit (und eine Liebeserklärung) bei „Big Brother“, Kristen Stewart dreht Film mit ihrer Verlobten, Gillian Anderson, Mae Martin, Oscar-Verleihung, wie queer ist der neue Bundestag? Und mehr!

Agnete Brun Der Gewinnerfilm der Berlinale 2025: „Drømmer - Dreams (Sex Love)“

Von Karin Schupp

28.2.2025 - Ein queerer Coming-of-Age-Film gewann den Goldenen Bär der Berlinale, die am letzten Sonntag zu Ende ging: In Drømmer - Dreams (Sex Love) von Dag Johan Haugerud verliebt sich die Teenagerin Johanne (Ella Øverbye) in ihre Lehrerin (Selome Emmetu) und schreibt in ihrem Tagebuch detailliert darüber. Als ihre Mutter und ihre Großmutter, eine bekannte Schriftstellerin, die Aufzeichnungen finden, sind sie zunächst geschockt und dann beeindruckt davon, wie gut Johanne ihre Gefühle schildert. Aber was ist eigentlich genau zwischen den beiden passiert und welche ihrer sexuellen Schilderungen sind reine Fantasie? Der norwegische Film kommt am 8. Mai unter dem Titel Oslo Stories: Träume ins Kino.

Beim Teddy Award, dem LGBTQ-Filmpreis der Berlinale, wurde Lesbian Space Princess zum besten Spielfilm gekürt. Das bunt animierte Weltraumabenteuer des australischen Paars Leela Varghese und Emma Hough Hobbs (unser Interview) handelt von einer ängstlichen Prinzessin, die ihren Heimatplaneten verlässt, um ihre entführte Ex zu befreien. Den Jury Award bekam der österreichischen Film Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst von Marie Luise Lehner. Hauptfigur ist die 12-jährige Anna (Siena Popovic), die mit ihrer gehörlosen Mutter zusammenlebt und als einziges Kind ihrer neuen Klasse nicht aus einer wohlhabenderen Familie kommt. Sie entwickelt Gefühle für ihre neue Freundin Mara (Jessica Paar), fühlt sich auch zu ihrem Mitschüler Paul hingezogen. Als Maras queerer Vater ist Daniel Sea (bekannt als Max aus The L Word) zu sehen, den Lehner beim gemeinsamen Kunststudium in Wien kennen lernte.

Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion Gewinnerfilm des Teddy Jury Awards: „Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst“ von Marie Luise Lehner

Diana Taurasi (USA), eine der besten Basketballerinnen aller Zeiten, hat in dieser Woche ihr Karriere-Ende verkündet. Anfang des Jahres habe sie gemerkt, „dass es an der Zeit ist, aufzuhören“, sagte die 42-Jährige, mit sechs olympischen Goldmedaillen alleinige Rekordhalterin in ihrer Sportart - Frauen wie Männer -, in einem Interview mit Time. „Mentalund körperlich bin ich einfach satt. Das ist wahrscheinlich die beste Art, es zu beschreiben. Ich bin satt und ich bin glücklich.“ Taurasi, die sich 2017 outete, indem sie ihre Hochzeit mit ihrer Ex-Teamkameradin Penny Taylor öfentlich machte (K-Word #200), spielte über 20 Jahre für den WNBA-Club Phoenix Mercury.

Diana Taurasi (l.) mit ihrer Frau Penny Taylor und ihren zwei Kindern

Am Montag startete die 15. Staffel von Big Brother (bei Joyn und Sixx), und im Container hält Iris (28) die Regenbogenfahne hoch: Die Pflegehelferin aus Berlin, die (vor allem auf TikTok) auch als Sängerin IRYS bekannt ist, erzählte an Tag 2, dass sie lesbisch ist, und machte ihrer Freundin, der Musikerin Hanna Batka, eine öffentliche Liebeserklärung. Die beiden sind seit sechs Jahren zusammen, Iris spielte auch schon in Hannas Videos mit (K-Word #396).

Letztes Jahr auf der Berlinale erwähnte Kristen Stewart, dass die Komödie The Wrong Girls in ihrer Pipeline sei (K-Word #546) - jetzt bekam das Projekt, für das ihre Verlobte Dylan Meyer bereits vor 13 Jahren das Drehbuch schrieb, endlich grünes Licht. In Meyers Regie-Debüt wird das Leben von zwei dauerkiffenden besten Freundinnen durch eine folgenschwere Verwechslung ins Chaos gestürzt. Die zweite Hauptrolle neben Stewart übernimmt die bisexuelle Schauspielerin Alia Shawkat (Transparent), im Cast sind auch Seth Rogen und Kumal Nanjiani.

Dylan Meyer/ InstagramEs ist kein Geheimnis, dass sie auch privat dem Kiffen nicht abgeneigt sind: Dylan Meyer (l.) und Kristen Stewart

Im neu gewählten Bundestag ist der ohnehin geringe Anteil der weiblichen Abgeordneten noch weiter gesunken: Er liegt jetzt bei 32,4 % (bisher: 35 %), was wir vor allem der AfD (Frauenanteil: 12 %) und der CDU/ CSU (23%) zu verdanken haben. Von 16 Abgeordneten ist bisher bekannt, dass sie queer sind, darunter sechs Frauen, die – bis auf die Ehe-für-alle-Gegnerin  Alice Weidel (AfD) - alle den Grünen angehören: Wieder im Bundestag sind Ulle Schauws, Marlene Schönberger und Nyke Slawik und die Ex-Parteivorsitzende Ricarda Lang, neu in der Fraktion ist die Rosenheimerin Victoria Broßart.

Instagram Drei vor 16 offen LGBTQ-Bundestagsabgeordneten: Ricarda Lang, Victoria Broßart und Ulle Schauws (v.l.n.r.)

Wenn in der Nacht vom 2. auf den 3. März die Academy Awards verliehen werden (live bei ProSieben und Joyn), geht das trans Musical Emilia Pérez mit den meisten Nominierungen (13) ins Nennen. Auch Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die als erste trans Frau einen Oscar bekommen könnte, hat sich angekündigt, auch wenn sie wegen rassistischer Tweets aus der PR-Kampagne für den Film genommen wurde (K-Word #595). Weitere queere Nominierte sind: Cynthia Erivo (K-Word #560) für Wicked, Colman Domingo für Sing Sing (aktuell im Kino) und Elton John und Brandi Carlile (K-Word #494) für den Song „Never Too Late“, den sie für die gleichnamige Elton John-Doku (Disney+) schrieben. Das lesbisch-schwule Duo verstand sich offensichtlich so gut, dass aus ihrer Zusammenarbeit gleich ein ganzes Album wurde: „Who Believes in Angels” erscheint am 4. April.

 

Vom 5. bis 9. März findet das 10. Final Girls Berlin Festival statt, das queere Horrorfilme von weiblichen und nichtbinären Filmemacher:innen zeigt. Unsere Tipps im Programm: die Kurzfilm-Compilation Queer Horror (8. Mrz.), das queere Horror-Fantasy-Drama I Saw The TV Glow (8. Mrz., L-MAG-Filmkritik) und der spanische Horror-Thriller You Are Not Me (9. Mrz.): Aitana (Roser Tapias) besucht nach Jahren im Ausland ihre Familie, um ihnen ihre Frau Gabi (Yapoena Silva) und ihr Kind vorzustellen. Zu ihrer Überraschung haben ihre Eltern sie aber durch eine unbekannte Frau ersetzt, die sie wie ihre Tochter behandeln…

Global Screen „You Are Not Me“ feiert beim Final Girls Berlin Film Festival seine Deutschland-Premiere

„Ich hab mich ja selbst nie als queer geoutet, aber irgendwie sind die Queers immer zu mir gekommen“, sagt die Schauspielerin Devrim Lindlau, bekannt aus der Netflix-Serie Die Kaiserin, im L-MAG-Interview. „Carmilla war mein erster Kinofilm, den ich gemacht habe – ein lesbischer Vampirfilm -, das waren einfach meine ersten Sexszenen vor der Kamera mit meiner Kollegin Hannah Rae.“ Der European Shooting-Star der Berlinale 2025 schmückt das Cover unserer neuen Ausgabe, in deren Titelstory es um queere Künstlerinnen der 1920er Jahre geht. Weitere Themen & Storys: die Rapperin Lena Stoehrfaktor, lesbische Paare und Kinderwunsch, LGBTQ* im Irak und der rechte Backlash. Und wie immer gibt’s viele Musik-, Buch-, Film- und Serientipps. L-MAG bekommt ihr an jedem Bahnhofskiosk, hier als E-Paper und hier im Abo (Print oder E-Paper).

Die Kosmetikmarke L’Oréal stellte im Februar schon den lesbischen Popstar Renée Rapp als neue „Markenbotschafterin“ für die Gen Z vor (K-Word #596), und jetzt kriegt auch die ältere Generation ein Werbegesicht: Gillian Anderson. Die bezeichnet sich zwar nicht als queer oder bi (auch wenn sie „an der Highschool lange mit einem Mädchen zusammen war“, K-Word #512), macht aber im Anzug und Hoodie ihrem Ruf als queere Ikone alle Ehre.

Heute erschien Mae Martins Debütalbum „I’m a TV“ , ein „ernsthaftes Musikalbum“, wie das nichtbinäre Multitalent – bisher bekannt als Stand up-Comedian, Drehbuchautor:in, Schauspieler:in (Feel Good, Netflix) und Podcaster:in (Handsome) - im Vorfeld versprach.

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