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„So Gay For You“: „The L Word“-Stars Kate Moennig & Leisha Hailey erzählen aus ihrem Leben

Doppel-Memoiren: Die lesbischen „The L Word“-Stars Leisha Hailey und Kate Moennig erzählen in „So Gay For You“ von ihrem Coming-out, ihrer Freundschaft, von queeren Wahlfamilien und Liebesbeziehungen und natürlich von der Serie, die ihr Leben veränderte.

Macmillan Publishers Leisha Hailey (l.) und Kate Moennig

Von Karin Schupp

9.6.2025 - Durch The L Word wurden Leisha Hailey („Alice“) und Kate Moennig („Shane“) Mitte der 2000er-Jahre zu den größten Stars im lesbischen Universum und das im Prinzip allein durch ihre Auftritte in der Serie. Denn damals gab‘s im Internet viel weniger Klatschwebseiten und die Sozialen Medien spielten eine weit geringere Rolle als heute, insbesondere für Promis. Und so blieben den Fans nur gelegentliche Interviews und Gerüchte, die (tatsächlich!) auf mündlichem Weg über den Atlantik zu uns fanden.

Leisha, damals die einzige offene Lesbe im Hauptcast, war schon durch ihre damaliges Pop-Duo The Murmurs (später: Gush) und den Indie-Lesbenfilm All Over Me (1997) halbwegs bekannt. Über Kate wussten wir nur wenig, aber kein Gaydar konnte schlecht genug sein, um nicht zu erkennen, dass sie lesbisch war. Jedoch nicht darüber reden wollte. 

Wie Kate erst während der Dreharbeiten ihr Coming-out hatte...

Inzwischen ist das anders: 2019 sprach sie zum ersten Mal in einem Interview über ihr Privatleben. Und in ihren Podcast Pants, den die beiden in der Coronazeit begannen, sprechen beide auch über ihren Beziehungsalltag – Kate ist mit der brasilianischen Musikerin Ana Rezende verheiratet, Leisha mit der Schauspielerin Kim Dickens liiert (die sich selbst nie öffentlich geoutet hat). 

Und was vor, während und nach The L Word noch so alles passierte, gibt’s jetzt zwischen zwei Buchdeckeln zu lesen. In ihren gemeinsamen Autobiografie So Gay For You erzählen die beiden engen Freundinnen abwechselnd aus ihrem Leben: Wie Kate viel zu lange die doppelaxtförmigen Zeichen an der Wand übersah und ihr Coming-out erst während der Dreharbeiten zur ersten Staffel der Lesbenserie erlebte und am Drehort Vancouver ihre erste Freundin hatte.

Und wie die kleine Leisha in Nebraska quasi schon als Lesbe geboren wurde, sich Anfang der 90er in New Yorks Lesbenszene stürzte, ihre erste große Liebe mit Kim Dickens erlebte - und sie dann über zwanzig Jahre nach ihrer Trennung wiederfand (ihrer fünfjährigen Beziehung mit dem damaligen Superstar k.d. lang, ebenfalls in den 90ern, widmet sich hingegen nur eine halbe, nichtssagende Seite - eine interessante Lücke).

Wunderbare Zeit in Vancouver - Enttäuschung über das Reboot

Was in Vancouver vor und hinter den Kulissen so passierte - von Sexszenen bis WG-Alltag -, spielt natürlich die größte Rolle im Buch. Man merkt, wie gerne sie sich an die Wahlfamilie erinnern, zu der vor allem auch Mia Kirshner („Jenny“) und Erin Daniels („Alice“) gehörten: eine einzigartige Erfahrung und eine wunderbare Zeit, die wahrscheinlich noch wichtiger für sie war als Teil der weltweit ersten Lesbenserie und damit eines kulturellen und lesbengeschichtlichen Meilensteins zu sein.

Um so deutlicher ist ihre Enttäuschung über das Reboot The L Word: Generation Q, für das sie sich jahrelang stark gemacht hatten.* Branchenuntypisch offen schreiben sie darüber, dass sie sich die Fortsetzung anders vorgestellt haben und sie - trotz Produzentinnen-Status – keinerlei Mitspracherecht beim Casting und den Storylines hatten. Lediglich bei ihren eigenen Charakteren durften sie ein wenig Input geben, doch vor allem Kate macht keinen Hehl daraus, wie unglücklich sie mit der Entwicklung von „Shane“ war.   

Die Autor:innen mussten die Originalserie nicht kennen

Namen nennen sie zwar keine, aber es spricht Bände, dass sie alle Beteiligten - Cast und Crew - über den grünen Klee loben und nur die Showrunnerin Marja-Lewis Ryan und ihr Autor:innen-Team komplett unerwähnt lassen (für die es übrigens keine Einstellungsvoraussetzung war, die Originalserie zu kennen).

So Gay For You ist unterhaltsam zu lesen und beantwortet viele Fragen. Schade ist nur, dass die beiden Autorinnen zwar abwechselnd erzählen, sich stilistisch aber wenig unterscheiden - ihre unterschiedliche Art zu sprechen, wie wir sie aus Pants kennen, ist leider so gar nicht zu erkennen. Da hat‘s ihre Lektorin mit der Überarbeitung ihrer Texte wohl ein bisschen zu gut gemeint. 

Ein Fototeil mit Kinder- und Jugendbildern und privaten Schnappschüssen aus The L Word ist auch dabei – alles in allem also ein Muss für Fans. (Und wenn ihr schon dabei seid: Ergänzend bietet sich Jennifer Beals‘ The L Word: A Photographic Journal an. Ihr kürzlich wiederaufgelegtes Fotobuch enthält etliche Schwarzweiß-Fotos vom Set sowie Interviews, die sie damals mit ihren Ko-Stars führte.)

Leisha Hailey/ Kate Moennig: So Gay For You - Friendship, Found Family, and the Show That Started It All. Macmillan Publishers, 272 S., 28-32 € im deutschen Buchhandel, als E-Book: 14,99 € (Kindle), 21,99 € (ePUB), als Hörbuch: bei Audible (von ihnen selbst gelesen) - nur in englischer Sprache erhältlich

* Staffel 3 erschien nie in Deutschland und ist ausschließlich als englischsprachiger DVD-Import aus den USA erhältlich.

 

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