Paris 2024: Das sind die lesbischen und queeren Olympionikinnen aus Deutschland
Bei den Olympischen Spielen in Paris sind über 150 lesbische, bisexuelle und queere Sportlerinnen am Start, darunter auch zehn aus Deutschland - wir stellen sie vor.
Von Karin Schupp
27.7.2024 - Bei den Olympischen Spielen in Paris sind mindestens 170 LGBTQ-Athlet:innen am Start, darunter über 150 Frauen. Am stärksten vertreten sind hier die USA und Brasilien mit 28 bzw. 21 offen lesbischen, queeren und bisexuellen Sportlerinnen. Aus Team Germany sind elf offen queere Olympionikinnen dabei, acht mehr als zuletzt in Tokio – auch dank der Fußballerinnen: Die Olympiasiegerinnen von Rio 2016 mussten eine Runde aussetzen und konnten sich jetzt wieder qualifizieren. Hinzu kommen – erstmals! – zwei Schwule: Der Dresssurreiter Frederic Wandres und der Judoka Timo Cavelius.
Hier stellen wir unser deutsches Team "L" vor:
1. Nathalie Kubalski - Feldhockey
Die Torfrau gehörte schon in Tokio 2021 zu den (nur) drei offen lesbischen Olympionikinnen aus Deutschland, im deutschen Nationalteam ist sie nach wie vor die einzige - im olympischen Hockeyturnier stehen hingegen 13 offen queere Spielerinnen aus sechs Ländern auf dem Feld. Die 30-Jährige landete mit den „Danas“, wie sie sich nennen, bei der EM 2023 auf Platz 3, im Hallenhockey sind sie amtierende Europameisterinnen.
2. Tabea Schendekehl - Rudern
Die frühere Juniorenweltmeisterin im Achter tritt bei ihren ersten Olympischen Spielen im Doppelvierer an – als eine von sieben offen queeren Rudererinnen (davon 5 aus den USA). „Es ist toll zu wissen, dass es im Rudersport viele Frauen gibt, die queer sind!“, sagte die 25-Jährige, die sich als pansexuell definiert, der Webseite Outsports. Dort verriet sie auch, erst Anfang 2023 gemerkt zu haben, „dass ich definitiv daran interessiert bin, andere Menschen als heterosexuelle Männer zu daten.“ UPDATE: Schendekehl gewann Bronze im Doppelvierer.
3. Jolyn Beer - Schießen
Auch die Sportsoldatin war schon in Tokio 2021 geoutet. Die 30-Jährige ist seit 2018 mit ihrer Frau Jessica (im Foto rechts) verheiratet, das Paar lebt in der Nähe von Hannover und hat zwei Töchter. Sportlich lief’s zuletzt sehr gut für Jolyn: Im Kleinkabinergewehr-Wettbewerb holte sie zwei Weltmeistertitel (Einzel und Mixed) und zwei WM-Bronzemedaillen. Wer mehr über sie erfahren will: Im queeren Podcast Willkommen im Club hat sie gerade ein Interview gegeben. UPDATE: Beer beendete nach den Olympischen Spielen ihre internationale Karriere.
Fußball:
Nach dem Rücktritt von Svenja Huth und der Verletzung von Lena Oberdorf sind noch vier offen queere Spielerinnen im deutschen Kader. UPDATE: Das DFB-Team besiegte im Spiel um den 3. Platz Spanien und holte die Bronze-Medaille.
4. Ann-Katrin Berger: Die Schwäbin, die im Frühjahr von Chelsea zum Gotham FC in New York wechselte, ist in diesem Turnier die Nr. 1 im Tor. Im April verlobte sich die 33-Jährige mit ihrer langjährigen Freundin, der englischen Nationalspielerin Jess Carter (auf dem Foto rechts).
5. Sara Doorsoun: Die Verteidigerin von Eintracht Frankfurt sprach in der Doku Born for this – Mehr als Fußball zu Beginn der EM 2022 zum ersten Mal über ihre Beziehung mit der Princess Charming-Gewinnerin Lou Schaaf. Das ist lange vorbei, ihr queeres Coming-out aber war „das war das Beste, was ich machen konnte“, wie sie im Frühjahr sagte. Mehr von der 32-Jährigen könnt ihr im Podcast Busenfreundin hören, wo sie Anfang Mai zu Gast war.
6. Lea Schüller: Die Torjägerin (26) von Bayern München ist seit fünf Jahren mit der österreichischen Seglerin Lara Vadlau zusammen und behielt das nicht lange für sich. „Im Frauenfußball ist das fast schon normal. Für mich war das keine große Sache“, sagte sie Anfang 2022 bei Sky Sport. Ihre Freundin tritt übrigens auch bei den Olympischen Spielen an und wohnt sogar ums Eck: Das Segelturnier findet ebenso wie die beiden ersten Gruppenspiele des DFB-Teams in Marseille statt. UPDATE: Schüller und Vadlau haben sich getrennt - siehe hier.
7. Felicitas Rauch: Die Verteidigerin vom US-Club North Carolina Courage rückte nach dem ersten Gruppenspiel aus dem Reservekader nach, da sich Stammspielerin Sarai Linder krank meldete. Die 28-Jährige, die vor ihrem Wechsel in die USA beim VfL Wolfsburg spielte, outete sich vor der WM 2023.
8. Alexis Peterson – Basketball
Die Deutsch-Amerikanerin aus Columbus/ Ohio bereichert seit diesem Jahr das deutsche Nationalteam. Aktuell spielt die 29-Jährige beim polnischen Erstligisten CCC Polkowice, liiert ist sie mit Kamiah Smalls (links im Bild), die ebenfalls Basketball-Profi ist.
9. Emily Bessoir – Basketball
Die 22-Jährige spielt und studiert aktuell an der University of California (UCLA) in Los Angeles. Im Mai 2023 gab die U18-Europameisterin von 2018 ihr Debüt im deutschen A-Nationalteam. Ein Jahr machten sie und ihre Freundin Svenja Brunckhorst (s. unten) auf Instagram ihre Beziehung öffentlich.
10. Svenja Brunckhorst – 3x3 Basketball
Die frühere Kapitänin des Basketball-Nationalteams qualifizierte sich auch im 3x3-Basketball für Paris 2024 und entschied sich – weil beides nicht möglich war - für die kleinere Sportart, die dem Streetball ähnelt. Neben dem Feld ist die 32-Jährige Managerin der Frauen- und Mädchenabteilung von Alba Berlin und Ko-Kommentatorin von Bundesliga-Spielen. UPDATE: Brunckhorst und ihr Team wurden Olympiasiegerinnen!
11. Michelle Kroppen - Bogeschießen
Die 28-Jährige vom Niederrhein war die einzige deutsche Sportlerin, die sich bei Outsports meldete, um in deren Liste der LGBTQ-Athlet:innen bei den Olympischen Spielen 2024 aufgenommen zu werden. In Tokio holte sie bereits Mannschafts-Bronze, aktuell ist sie amtierende Weltmeisterin mit der Mannschaft und Vizeweltmeisterin im Mixed Team. UPDATE: In Paris gewann sie Silber im Mixed Team.
Die aktuelle Ausgabe der L-MAG erhältlich am Kiosk (Kiosk-Suche), im Abo, als e-Paper und bei Readly.
Die Zeiten werden härter!
L-MAG will weiter kritisch und sichtbar bleiben! Unterstütze uns mit einer Paypal-Spende und helfe uns dabei.
Gute Artikel gibt es nicht umsonst!
Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team