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13 lesbische Filme und Serien bei Netflix

Das L im Streaming, Teil 1: In unserer Übersicht über Streamingangebote stellen wir 13 Filme und Serien vor, die zurzeit exklusiv bei Netflix zu sehen sind - immer noch der Branchenprimus, was lesbische und queere Repräsentation angeht.

Netflix Piper und Alex in „Orange is the New Blakc“

Von Karin Schupp

11.9.2022 - Was die Repräsentation von LGBTQ-Charakteren angeht, ist und bleibt Netflix wegweisend. Auch wenn man zuletzt das Gefühl hatte, dass der Regenbogen über dem Streamingdienst in letzter Zeit ein wenig verblasst ist (und die deutschen Produktionen leider gar nichts dazu beitragen!): 2021 zählte der GLAAD Report hier 155 queere Charaktere – und damit führt Netflix mit Abstand vor allen anderen US-Streamingdiensten und US-Sendern (wir berichteten).

Insofern müssen wir selbst dann eine Auswahl treffen, wenn wir uns auf Serien und Filme mit lesbischen/ bisexuellen Hauptfiguren und Haupthandlungen beschränken. Weitere Formate, auch mit starken Nebenfiguren, listen wir am Ende auf.

Alle Filme und Serien stehen zurzeit exklusiv in der Flatrate von Netflix (ohne Gewähr: abgesehen von den Eigenproduktionen kann sich die Verfügbarkeit ändern!).

Anm.: Die Trailer gibt's zum Teil nur in der Originalsprache. Die Serien/ Filme sind aber alle entweder deutsch synchronisiert oder zumindest deutsch untertitelt.

Hier gibt's auch 13 lesbische Filme und Serien bei Disney+ und 13 lesbische Filme und Serien bei Amazon Prime Video, 13 lesbische Filme und Serien bei WOW   und 15 lesbische Filme und Serien bei RTL+ und Joyn und 10 lesbische Filme und Serien bei Apple TV+.

 

1. Nur die halbe Geschichte (USA, 2022), Spielfilm, 105 min.

Lesbische Highschool-Version von Cyrano de Bergerac: Die schüchterne Einzelgängerin Ellie (Leah Lewis) verfasst für Paul (Daniel Diemer), die Sportskanone der Schule, Liebesbriefe an seinen Schwarm. Kompliziert wird’s, als sie feststellt, dass sie sich selbst in Aster (Alexxis Lemire) verliebt hat. Ein warmer, liebenswerter Film der lesbischen Regisseurin Alice Wu (Saving Face), in dem Coming-out und erfüllte Liebe weniger im Mittelpunkt stehen, als man denken könnte.

Bonuswissen: Alice Wu überwand für Nur die halbe Geschichte eine hartnäckige Schreibblockade mit einem Trick: Sie gab einer Freundin einen Scheck über 1.000 $ und wies sie an, ihn an den von ihr verabscheuten Waffen-Lobbyisten NRA zu schicken, wenn sie die erste Fassung des Drehbuchs nicht fertig kriegen würde – das wurde dann zum Glück nicht nötig!

2. Feel Good (GB, 2020-2021), Serie: 2 Staffeln, 12 Folgen

Beziehungsdramedy: Comedian Mae (Mae Martin) und die – bisher heterosexuelle – Lehrerin George (Charlotte Ritchie, Call the Midwife) sind ein frisch verliebtes Paar, das sich seinen persönlichen Dämonen und dem Konfliktpotenzial in der Beziehung stellen muss. Die Serie punktet mit schrägen Charakteren (darunter Friends-Star Lisa Kudrow als Maes Mutter) und witzigen Dialogen, kommt mitunter aber auch schmerzlich real rüber (unsere Staffelkritik). In Staffel 2 geht ihre komplizierte Liebesgeschichte weiter, und Mae beginnt außerdem, sich als nichtbinär zu identifizieren.

Bonuswissen: Feel Good ist semiautobiografisch: Mae Martin ist auch im echten Leben ein bisexueller, nichtbinärer Comedian mit Suchtproblemen.

3. Elisa und Marcela (Spanien, 2019), Spielfilm, 118 min.

Liebesdrama: Die wahre Geschichte zweier Frauen, die 1901 in Spanien heirateten, nachdem eine von ihnen eine männliche Identität angenommen hatte: Um ihre Liebe zu Marcela (Greta Fernández) auch offen leben zu können, verlässt Elisa (Natalia de Molina) die Stadt und kommt als „Mario“ zurück…Der elegant-elegische Schwarzweißfilm der bekannten spanischen Regisseurin Isabel Coixet nervt mit verkitschter Filmmusik, geizt aber nicht mit Sexszenen.

Bonuswissen: Im echten Leben wurden Elisa Sánchez Loriga and Marcela Gracia Ibeas nach ihrer Enttarnung kurz inhaftiert und flohen 1902 nach Argentinien, danach verliert sich ihre Spur. Die katholische Kirche löste ihre Ehe nie offiziell auf.

4. A Secret Love – Eine geheime Liebe (USA, 2020), Doku, 82 min.

Große Liebe über sieben Jahrzehnte: Die rührende Doku porträtiert Terry Donahue und Pat Henschel, die 1947 ein Paar wurden und fast 65 Jahre lang ihre Beziehung auch vor ihrer konservativen Verwandtschaft geheim hielten, bis sie ihr gemeinsames Coming-out meisterten. Homevidoes und Archivbilder erzählen ihre Liebesgeschichte und erinnern an ihre sportliche Karriere: beide spielten als junge Frauen in der ersten Frauen-Baseball-Profiliga (die 1992 in dem Film Eine Klasse für sich verewigt wurde - und aktuell in der Amazon-Serie A League of their Own, die wesentlich realistischer ist, was die Lesben in der Liga angeht).

Bonuswissen: Regie führte Donahues Großneffe Chris Bolan, der ihr – wie der Rest der Familie – lange glaubte, dass sie und Hentschel als gute Freundinnen zusammenlebten, „weil die Miete billiger ist.“

5. First Kill (USA, 2022), Serie: 8 Folgen

Vampirserie: Eigentlich ist es für Juliette (Sarah Catherine Hook), Sprößling einer mächtigen Vampirfamilie an der Zeit, ihr erstes Opfer zu finden, doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in die angehende Vampirjägerin Calliope (Imani Lewis), die ihre Gefühle erwidert – und plötzlich ist das mit dem Töten gar nicht mehr so einfach. Die Story basiert auf einer Kurzgeschichte der lesbischen Autorin Victoria Schwab, die auch an den Drehbüchern mitschrieb. Trotz erfolgreichen Starts wird First Kill nicht fortgesetzt, weil offenbar zu wenige die Serie zu Ende geschaut haben.

Bonuswissen: Nachdem First Kill Anfang August gecancelt worden war, trendete auf Twitter der Hashtag #CancelNetflix, eine Petition und eine Webseite setzen sich für die Rettung der Serie ein.

6. Happiest Season (USA, 2020), Spielfilm, 102 min.

Romantic Comedy der lesbischen Regisseurin/ Schauspielerin Clea DuVall: Abby (Kristen Stewart) reist mit ihrer großen Liebe Harper (Mackenzie Davis) über Weihnachten zu deren Familie. Aber anstatt ihr dort den geplanten Heiratsantrag machen zu können, erfährt sie zu ihrer Überraschung, dass die sich dort noch gar nicht geoutet hat… Es folgen: peinliche Situationen, Beziehungsquerelen, ein fulminanter Showdown und ein schön kitschiges Happy End unterm Weihnachtsbaum! (unsere Filmkritik)

Bonuswissen: Aubrey Plaza (Parks & Recreation), die als Harpers Ex Riley zum Publikumsliebling wurde, verriet im letzten Jahr, dass eine Fortsetzung in Arbeit sei – offiziell ist das aber noch nicht.

Den Film gibt’s auch bei anderen Streaminganbietern zum Kauf/ Leihen, zurzeit aber in keiner anderen Flatrate.

7. Orange is the New Black (USA, 2013-2019), Serie: 7 Staffeln, 91 Folgen

Frauenknastserie: Der Mix aus Drama, Humor und Sozialkritik machte OITNB zum preisgekrönten Publikumshit, unsere Herzen eroberten sie zudem mit ihren zahlreichen lesbischen und bisexuellen Charakteren, darunter Piper (Taylor Schilling) und ihre On-Off-Loverin Alex (Laura Prepon), die sie hinter Gittern wiedertrifft (ihr Verlobter spielt bald keine Rolle mehr – versprochen!), Big Boo (Lea DeLaria), Nicky (Natasha Lyonne) und Poussey (Samira Wiley), um nur einige zu nennen. Ein absolutes Muss (nur die Staffeln 5+6 sind schwächer).

Bonuswissen: Die Serie basiert (sehr) lose auf dem gleichnamigen Buch, das Piper Kerman über ihre 13 Monate im Knast schrieb. Ihre Ex traf sie dort allerdings nicht.

8. Duck Butter (USA, 2018), Spielfilm, 94 min.

Erotik-Dramedy: Naima (Alia Shawkat, Transparent), ein eher verspannter Typ, und die abenteuerlustige Sergio (Laia Costa, bekannt aus dem deutschen Spielfilm Victoria) wollen keine unnötige Zeit verlieren, um herauszufinden, ob sie zueinander passen: Sie beschließen, einfach 24 Stunden am Stück zusammenzubleiben und dabei ein Mal pro Stunde Sex zu haben. Der Film wurde über weite Strecken tatsächlich innerhalb von 24 Stunden in Shawkats Haus gedreht, die Dialoge sind improvisiert.

Bonuswissen: Sergio war ursprünglich ein Mann, aber Shawkat, die bisexuelle Ko-Autorin des Drehbuchs, änderte während des Casting-Prozesses ihre Meinung, weil keiner der männlichen Schauspieler ihr Konzept verstanden habe.

9. Master of None – Momente einer Liebe (USA, 2021), Serie, St. 3: 5 Folgen

Szenen einer Ehekrise: In Staffel 3 der Serie von Aziz Ansari rückt Denise (Lena Waithe), bisher als beste Freundin von Hauptfigur Dev (Ansari) nur eine Nebenfigur, ins Zentrum. Sie lebt inzwischen entspannt mit ihrer Frau Alicia (Naomi Ackie) in einem Häuschen auf dem Land, bis ihre Ehe sehr auf die Probe gestellt wird. Das Erzähltempo ist ungewohnt langsam, aber am Schluss gibt’s ein Happy End der etwas anderen Art (unsere Serienkritik).

Bonuswissen: Lena Waithe schrieb die Drehbücher zusammen mit Ansari und griff dabei vielleicht auch auf eigene Erfahrungen aus ihrer - gescheiterten Ehe - mit der Produzentin Alana Mayo zurück. Für ihr Drehbuch zu Denises Coming-out- Folge „Thanksgiving“ (Staffel 2, Folge 8) gewann sie einen Emmy.

10. Spuk in Bly Manor (USA, 2020), Miniserie: 9 Folgen

Romantischer Grusel: Dany (Victoria Pedretti) wird die neue Nanny von zwei Waisenkindern, die mit Haushälterin Hannah (T’Nia Miller), Koch Owen (Rahul Kohli) und Gärtnerin Jamie (Amelia Eve) auf einem abgelegenen Landsitz in England leben – und bald ist nicht mehr klar, wer lebt und wer schon tot ist, wer Gutes und wer Böses im Schilde führt... Die wunderbare glückliche und zugleich tieftraurige Lovestory zwischen zwei lesbischen Hauptfiguren spielt eine wichtige Rolle, vor allem am Ende (schade, dass sie im Trailer nicht mal angedeutet wird!). Wer Spuk in Hill House (2018) kennt: Es handelt sich nicht um eine Fortsetzung, sondern um eine neue Geschichte mit neuen Charakteren.

Bonuswissen: Das Drehbuch zu Folge 4, in der der lesbische Plot beginnt, schrieb die queere Autorin Laurie Penny. Und: „Bly Manor“ gibt’s nicht wirklich – alles nur CGI.

11. Anne+ (NL, 2021), Spielfilm, 95 min.

Freundschaft, Liebe & Identität im 21. Jahrhundert: In der Fortsetzung der gleichnamigen Serie (leider zurzeit nicht online) will die lesbische Hauptfigur Anne (Hanna van Vliet) nach ihrem Uni-Abschluss eigentlich zu ihrer Freundin Sara (Jouman Fattal) nach Montreal ziehen – bis sie, quasi auf gepackten Kisten, ihre Pläne in Frage stellt. Und dann lernt sie auch noch die nichtbinäre Drag-Künstler:in Lou (Thorn Roos de Vries) kennen… Ein sympathischer Film und authentischer Film von einem lesbischen-queeren Team um Hanna van Vliet (lest hier unser Interview mit ihr und hier unsere Filmkritik).

Bonuswissen: Die Serie Anne+ war die Vorlage für die deutsche ZDF-Miniserie Loving Her.

12. Ratched (USA, 2020), Miniserie: 8 Folgen

Stylischer Psychothriller: In seinem Prequel von Einer flog übers Kuckucksnest erzählt der schwule Überproduzent Ryan Murphy die Vorgeschichte der tyrannischen Krankenschwester Mildred Ratched (Sarah Paulson), bewegt sich aber in ganz anderen - blutigeren - Bahnen als der Buch- und Kinoklassiker. Zu Beginn, 1947, erschummelt sich Mildred einen Job in einem psychiatrischen Krankenhaus, gewinnt das Vertrauen des Klinikchefs und verfolgt dabei ein bestimmtes Ziel. Ihre wahren Gefühle zeigt sie eigentlich nur der lesbischen Assistentin des Gouverneurs, Gwendolyn Briggs (Cynthia Nixon) - eine sehr gelungene Storyline.

Bonuswissen: Nixon, die wie Paulson auch privat queer ist, orientierte sich mit ihrer Figur an der lesbischen Journalistin Lorena Hickok, die mit der damaligen Präsidentengattin Eleanor Roosevelt liiert war.

13. You Me Her (USA/ CDN, 2016-2020), Serie: 5 Staffeln, 50 Folgen

Polyamore Romantic Comedy: In Staffel 1 verlieben sich ein Ehepaar, die bisexuelle Emma (Rachel Blanchard) und Jack (Greg Poehler), und die Studentin Izzy (Priscilla Faia) ineinander (unsere Serienkritik). Es folgen Gefühlschaos, öffentliches Coming Out, organisatorische Arrangements und Eifersüchteleien – abwechselnd fühlt sich jemand anders außen vor. Vor allem zwischen Blanchard und Faia stimmt die Chemie, und (lesbische und queere) Regisseurinnen sorgten dafür, dass die Serie keine peinliche Männerfantasie wurde. Erst ab Staffel 4 ist die Luft ein bisschen raus.

Bonuswissen:You Me Her spielt zwar in der Hipster-Stadt Portland, gedreht wurde sie aber überwiegend im kanadischen Vancouver.

 

Weitere Netflix-Serien und -Filme mit queeren weiblichen Haupt- und Nebenfiguren (Verlinkung führt zu unserer Serien-/ Filmkritik):

Serien: Atypical, Away, Black Lightning, Charmed, Chosen, Dead End: Paranormal Park, Dead to Me (L-Content in Staffel 2), Derry Girls, Devil in Ohio, Diebische Elstern, Easy, Élite (L-Content ab St.4), Everything Sucks!, Gentefied, Godless, Heartbreak High, Heartstopper, How To Get Away With Murder (L-Content ab Staffel 2), I Am Not Okay With This, Jurassic Park: Neue Abenteuer, Mindhunter, Mund zu Mund (Boca a Boca), Noch nie in meinem Leben, One Day at a Time, Riverdale, Sense8, Sex Education, Skins (L-Content in Staffel 3+4), Snowpiercer, Stadtgeschichten, Teenage Bounty Hunters, Die Telefonistinnen, Valeria, Warrior Nun, Workin‘ Moms.

Filme: Axolotl Overkill, Beauty, Between Two Women, Bonnie & Bonnie, Booksmart, The Broken Hearts Gallery, Bruised, Do Revenge, Fear Street Part One: 1994, I Care A Lot, The Perfection, Pray Away, The Prom, Ride or Die, So My Grandma is a Lesbian, Tage wie diese, Tig.

Stand-up-Comedy-Programme: Ellen DeGeneres: Relatable, Fortune Feimster: Sweet & Salty, Hannah Gadsby: Nanette, Hannah Gadsby: Douglas, Tig Notaro: Happy to be Here, Wanda Sykes: Not Normal

 

Die Reihe „Das L im Streaming“ wir in loser Folge fortgesetzt.

 

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